Leben nach der Schule
Veranstaltungen zu organisieren. Außerdem haben wir ein Infohaus, das wir betreuen und da muss man auch mal am Wochenende ran. Einen Kontrast zur Arbeit im Büro bietet neben den Kindergruppen die Gebietspflege und Tierbetreuung von Schafen und Galloway-Rindern. So kommt es auch mal vor, dass man am eigenen Leib erfährt, was das eigenartige Wort »Entkusseln« eigentlich bedeutet, oder dass man gemeinsam mit drei Schafen in einem V W-Bus durch das Gebiet tuckert.
Neben der Arbeit in der Einsatzstelle bietet das FÖJ aber noch viel, viel mehr. Gemeinsam mit den anderen FÖJlernhabe ich fünf einwöchige Seminare zu Themen wie z. B. »Nachhaltige Entwicklung« oder »Energie und Klimaschutz« besucht. Die Seminare fanden an verschiedenen Orten in der Umgebung von Hamburg statt und man übernachtete auch dort. So haben wir oft nach dem Programm lustige Abende miteinander verbracht.
Nebenbei nutze ich das Jahr auch für das FÖJler-Austauschprogramm »Ökiglück«, bei dem ich eine Woche in eine andere Einsatzstelle hineinschnuppern kann. Das ist in ganz Deutschland möglich!
Unter uns FÖJlern gibt es einen regen Kontakt und so kommt es zu vielen gemeinsamen Projekten, die nebenbei stattfinden. Wir sind z. B. segeln gewesen, haben einen Streckenpunkt bei der Anti-Atom-Kette und ein Konzert organisiert und das ist längst nicht alles! Dadurch sind viele Freundschaften entstanden, die auch außerhalb der Arbeit bestehen.
Mein FÖJ ist bis jetzt ein sehr erlebnisreiches Jahr, in dem ich viele Erfahrungen gesammelt habe und es hat mich in meiner Einstellung sehr geprägt: Ich bin kritischer, ich konsumiere bewusster und ich setze mich für meine Meinung ein. Viele Dinge, die ich vorher zwar auch schon wichtig fand, lebe ich nun konsequenter aus. Durch mein FÖJ ist mir klar geworden, wie fatal das Konsumverhalten in unserer Gesellschaft ist. Wir dürfen dieses Wissen nicht länger verdrängen, sondern müssen unsere Gewohnheiten ändern. Ich bin der Ansicht, dass man kaum materielle Dinge braucht, um glücklich zu sein und damit tut man obendrein unserem Planeten etwas Gutes. Und diese Erkenntnis ist doch etwas sehr Wertvolles, oder?
Zum FSJ oder FÖJ kannst du unabhängig von Schulabschluss oder Ausbildung zugelassen werden, wenn du nicht mehr schulpflichtig und zwischen 16 und 26 Jahre alt bist. Wichtig ist, dass du in der Lage bist, die ausgewählte Einrichtung aktiv zu unterstützen.
Die Arbeit beginnt entweder zum 1. August oder zum 1. September. Du arbeitest ganztägig und bekommst dafür neben Unterkunft und Verpflegung ein Taschengeld bezahlt. Außerdem erhältst du eine beitragsfreie Mitgliedschaft in der gesetzlichen Kranken-, Unfall-, Arbeitslosen-, Renten- und Pflegeversicherung. Deine Eltern bekommen während deines FSJ weiterhin Kindergeld (bis zum 26. Lebensjahr).
Wenn du Interesse hast, kannst du dich direkt bei den sogenannten Trägerstellen bewerben. Diese sorgen dafür, dass die Teilnehmer bei einer passenden Einrichtung unterkommen. Außerdem bieten sie weitere Informationen zu Bewerbungsformalitäten und -fristen. Normalerweise wird eine schriftliche Bewerbung erwartet, die aus Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen besteht, sowie oft auch ein Motivationsschreiben. Ausführliche Infos zum Thema Bewerbung findest du in Kapitel 8.
Wer in der schriftlichen Bewerbung positiv ausfällt, erhält eine Einladung zum Bewerbungsgespräch. Im Anschluss erfahren die Kandidaten per Brief, ob sie die Stelle bekommen. Die Webseiten der wichtigsten FSJ- und FÖ J-Trägerstellen in Deutschland findest du im Anhang.
Wenn du überlegst, Freiwilligenarbeit zu machen, solltest du beachten, dass nur FSJ und FÖJ eine gesetzliche Grundlage haben: Das sogenannte Jugendfreiwilligendienstegesetz (JFDG) gibt hier genaue Regeln vor, um die Teilnehmer zu schützen und sorgt dafür, dass sie neben dem Arbeiten auch für sich persönlich möglichst viel mitnehmen. Die Einrichtungen,die Stellen anbieten, die als FSJ- oder FÖ J-Positionen anerkannt werden, müssen außerdem bestimmte Voraussetzungen erfüllen, z. B. pädagogisch wertvolle Seminare anbieten, den Versicherungsschutz stellen können und als gemeinnützig anerkannt sein.
Andere Freiwilligendienste fallen nicht unter das JFDG und sichern dich also nicht automatisch ab. Wenn du dich für einen solchen Dienst interessierst, solltest du die Bedingungen ganz genau prüfen und aufpassen, dass du nicht als billige Arbeitskraft ausgenutzt wirst.
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