Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
die Entscheidungskompetenz beeinträchtigt und wie das leicht zu formende jugendliche Gehirn sich verändert, wenn es ständig von Reizen überflutet wird.
Meiner Ansicht nach kann man aus Richtels Arbeit den besten Nutzen ziehen, wenn man seine Erkenntnisse auf den eigenen Alltag anwendet. Ihm zufolge sollten wir Technik genauso einsetzen, wie wir Nahrung aufnehmen. Lebensmittel brauchen wir, um uns zu ernähren und am Leben zu bleiben, und ebenso brauchen wir auch die moderne Technologie. Ohne diese Kommunikationsmittel kann man nicht überleben; die Produktivitätssteigerung, die sie ermöglichen, ist unverzichtbar. »Aber auch Nahrungsmittel«, so Richtel, »haben ihre Vor- und Nachteile. Manche sind gesund, andere nicht. Und wir wissen, dass einem übel wird, wenn man zu viel isst. Die Wissenschaft kommt heute, nach 20 Jahren der Vergötterung der Technologie, als ob alle Computer und ihr Einsatz schon per se etwas Gutes seien, allmählich darauf, dass manche Technologien wie Süßigkeiten und andere wie Schwarzwurzeln sind.«
Und wie steht es mit der Reizüberflutung durch ständigen Datenzustrom? Schätzungen zufolge verbringen wir 25 Prozent unserer Arbeitszeit unter einer Überlastung mit Informationen, von denen manche wie Süßigkeiten, andere aber wie Schwarzwurzeln sind. Uns fehlen also nicht nur Ruhepausen, sondern auch die Zeit zum Nachdenken, in der wir die Spreu vom Weizen trennen können. Weil wir sowohl beim Abrufen von Informationen wie auch für unsere Reaktionen darauf immer auf Technologie setzen (denn, geben wir’s zu, es kann uns ja nicht schnell genug gehen), streuen wir ständig unsere Aufmerksamkeit. Daniel Patrick Forrester, der Autor von Consider: Harnessing the Power of Reflective Thinking in Your Organization (»Denken Sie nach: Wie Sie die Kraft des bewussten Überlegens für Ihre Organisation einspannen«), hat sehr treffende Worte für den Mythos vom Multitasking gefunden. Er schreibt: »Für viele Menschen ist Multitasking die einzige Methode, um ihr Arbeitspensum zu bewältigen, aber man tut jedem Menschen und jeder Sache, dem oder der man nur einen Teil seiner Aufmerksamkeit zukommen lässt, einfach Unrecht. Wir denken in Abfolgen, nicht gleichzeitig an mehrere Dinge. Nicht umsonst heißt es schon immer: Eins nach dem anderen!«
Wie wäre es mit einem Hund?
Sie schaffen es nicht, sich an einen Stundenplan zu halten? Wenn Sie sich vornehmen, regelmäßig zu schlafen und sich Ruhepausen zu gönnen, führt das auch zu regelmäßigen Routinen, von denen Sie gesundheitlich profitieren. Denjenigen meiner Leser, die vor so einer Aufgabe zurückschrecken, empfehle ich, sich einen Hund anzuschaffen. Es wird schon lange behauptet, Hundebesitzer seien die fröhlichsten Menschen überhaupt. Aber das liegt nicht nur daran, dass man immer Gesellschaft und ein Wesen um sich hat, das einen braucht und um das man sich kümmern kann, sondern auch daran, dass man einen konstanten Tagesablauf einhalten muss, denn der Hund will regelmäßig spazieren geführt und gefüttert werden und schlafen. Daraus ergibt sich ein ziemlich rigider Stundenplan. Außerdem haben Hundebesitzer durch die täglichen Spaziergänge ein Mindestmaß an körperlicher Aktivität, auch wenn Fido vielleicht nicht gerade ein Windhund ist. Die Kombination eines regelmäßigen Tagesablaufs mit garantierter Bewegung wirkt Wunder. Und wenn Sie mit Ihrem Hund draußen im Grünen spazieren gehen, haben Sie auch noch die erforderliche Auszeit von den digitalen Geräten, denn dazu müssen Sie vom Schreibtisch aufstehen und das Multitasking sein lassen, auch wenn man hin und wieder Hundebesitzer sieht, die ein Häufchen aufsammeln, während sie gleichzeitig telefonieren.
Vielleicht fragen Sie sich, ob diese Nutzeffekte auch Eltern von Kindern zugutekommen, nicht nur Hundehaltern. Man nimmt automatisch an, dass Eltern sich dem Rhythmus ihrer Kinder anpassen, die ständige und regelmäßige Zuwendung brauchen, was Essen und Schlafen angeht. Es stimmt zwar, dass sie sich dem Rhythmus ihrer Kinder anpassen, aber deren Bedürfnisse ändern sich, oft aus reiner Launenhaftigkeit, und das führt manchmal zu sehr unregelmäßigen Stundenplänen. Ein Hund dagegen führt ein sehr berechenbares und einfaches Leben. Kinder wachsen und entwickeln sich ständig weiter; ihr Gehirn ist um ein Vielfaches aktiver und lernfähiger als das eines Hundes, und entsprechend stärker fordern sie uns. Trotzdem brauchen auch sie genauso einen geregelten
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