Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
Zählungen der Suchanfragen konnten die Forscher abschätzen, wie stark die Grippe in verschiedenen Ländern und Regionen jeweils war. So entstand Google Flu Trends, und die Ergebnisse schafften es bis in die Fachzeitschrift Nature. (Die wöchentlichen Schätzungen von Google Flu Trends kann man sich unter http://www.google.org/flutrends herunterladen.)
Machen Sie sich übrigens keine Sorgen um den Datenschutz; es sei hier ausdrücklich versichert, dass man mit Google Flu Trends niemals einzelne Nutzer identifizieren kann, weil dieser Dienst auf anonymen, kumulierten Zählungen von Suchanfragen pro Woche beruht. Man braucht Millionen solcher Anfragen, um ein aussagekräftiges Muster zu gewinnen; die Identifizierung einzelner Nutzer würde gar nichts bringen.
Stellen Sie sich nur vor, was man mit dieser Technologie alles bewirken kann! Die saisonalen Grippeepidemien sind ein großes Problem der Volksgesundheit; Millionen Menschen erkranken weltweit jährlich an Atemwegsleiden, und 250000 bis 500000 sterben daran. Kommt zu den gewohnten saisonalen Grippewellen noch ein neues Influenza-Virus hinzu, gegen das keine Immunität besteht und das von Mensch zu Mensch übertragbar ist, könnte die resultierende Pandemie zu Millionen Toten führen. Die Schweinegrippe von 2009 wird eines Tages von einer echten Epidemie in den Schatten gestellt werden, die sich wie rasend durch eine schutzlose Menschheit verbreiten und Millionen töten wird (wie es zum Beispiel bei der Grippe-Pandemie von 1918 geschah, als Schätzungen zufolge 50 bis 100 Millionen Menschen starben).
Wird eine Grippewelle aber möglichst frühzeitig entdeckt, und erfolgt dann eine rasche Reaktion, kann man sowohl die Wirkungen saisonaler wie pandemischer Influenza stark mindern. Eine Möglichkeit solcher Früherkennung ist natürlich, die Suchanfragen zu Gesundheitsthemen zu überwachen, wie es Google.org tat, wo man glücklicherweise täglich Zugang zu den Nutzerdaten von Millionen Menschen in Echtzeit hat. Warum sind diese Daten so wichtig? Die traditionelle Grippe-Überwachung ist natürlich eine gute Sache, aber die meisten Gesundheitsbehörden sind nur für ein einziges Land oder eine Region zuständig und aktualisieren ihre Schätzungen meistens nur einmal wöchentlich. Dass Google Flu Trends eine kontinuierliche Überwachung liefert, macht dieses Tool so wichtig. Sehen Sie sich unbedingt den Zeichentrickfilm auf der Webseite an, der zeigt, wie schnell Google eine Grippewelle an der Ostküste der USA im Winter 2008 vorhersagen konnte. Die Daten der CDC waren gegenüber denen von Google um einige Wochen langsamer, und Wochen können, wenn es um die Ausbreitung einer Grippeepidemie geht, für unvorbereitete Opfer den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.
Im Internet werden enorme Mengen an Gesundheitsinformationen übertragen, hauptsächlich medizinische Abbildungen. Nichts davon ist irgendwie so organisiert, dass es Ihre Gesundheit fördern oder womöglich gar Ihr Leben retten kann. Es gibt nicht einmal einheitliche Suchbegriffe. Was Sie zum Beispiel einen Beinbruch nennen, ist für mich eine Fraktur. Gegenwärtig sind das für Suchmaschinen noch zwei völlig verschiedene Begriffe.
Die Google-Trendüberwachung bringt uns zu einem weiteren guten Vorschlag: Technologien wie die hinter der unschlagbaren Suchmaschine, die Datenbestände mit bekannten Ergebnissen zusammenfassen und organisieren kann, sollte die Medizin unbedingt auch einsetzen. Ich hoffe sehr, dass wir mit neuen Anwendungen, die erst die Genomik und jetzt die Proteomik zu einem rasch anwachsenden und ertragreichen Fachgebiet gemacht haben, auch Informationen so sammeln können, dass sie immer mehr Daten ergeben – Daten, die wir einsetzen können, um unser individuelles System besser zu verstehen. Das heißt allerdings, dass Sie Ihr »System« anderen Menschen zugänglich machen müssen, damit diese von den Daten profitieren. Bevor Sie jetzt in die Datenschutzdiskussion einsteigen und mit Tomaten werfen, möchte ich das gerne klarstellen. Es geht hier nicht darum, Ihren Namen mit Ihren chronischen und akuten Leiden zusammen ins Netz zu stellen, damit jeder, der mag, sich anschauen kann, was Sie für Krankheiten haben, sondern darum, die Gesundheitsdaten so zu veröffentlichen, dass sie für die Forschung zugänglich werden, die sie auswerten und neue Lösungen für Gesundheitsprobleme finden kann. Es macht mir auch nichts aus, mit einem Mausklick online zu bezahlen, wäre ich also
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