Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
weiß ich, dass ich mit meinen Überzeugungen nicht allein stehe. Die Wissenschaft ist auf meiner Seite, ich muss also nur auf die Daten verweisen. Und ich frage mich zwar manchmal, ob nicht irgendwann doch eine neue, stichhaltige Studie erscheinen wird, die mich widerlegt, aber bis jetzt war es immer genau andersherum. In den letzten Monaten sind Vitamin- und Nahrungsmittelergänzungspräparate immer stärker unter Beschuss genommen worden, und zwar von Amerikas Spitzeninstitutionen; ich habe kürzlich erschienene Studien über den Wert von Aspirin und Statinen zur Senkung des Risikos der »allgemeinen Sterblichkeit« (im Klartext also: des Risikos, vorzeitig zu sterben) gelesen, und ich verfolge kontinuierlich den rasend schnellen Fortschritt der Medizintechnologie, deren neueste Verfahren bald schon allgemein angewandt werden. Im Jahr 2014 wird die Food and Drug Administration ein Gerät genehmigen, das die Geheimnisse des Körpers nahezu in Echtzeit entschlüsseln kann. Circa 2015 werden Schnelluntersuchungen möglich sein; Ihr Arzt kann dann ein Gerät, das früher die Größe einer Waschmaschine gehabt hätte, in der Hand halten und damit in Ihr Inneres spähen. Im Jahr 2019 wird es tolle Geräte geben, mit denen man alle Körperproteine messen kann, die einsetzende Krankheiten wie auch Gesundheit anzeigen, und 2022 wird Ihnen die jährliche Vorsorgeuntersuchung wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film vorkommen.
Trotz all dieser guten Nachrichten weiß ich aber auch aus zahlreichen Gesprächen, dass vielen Menschen eine der wichtigsten Botschaften meines Buches entgangen ist. Meine Aussagen sind vielleicht kühn, apodiktisch und aggressiv, aber sie sind nicht pauschal oder allgemein gültig. Jeder Einzelne muss selbst herausfinden, wie er alle heute erhältlichen Informationen zusammenfügt und daraus das Beste für sich macht. Wir würden alle gut daran tun, die Lektionen im vorliegenden Buch als eine Art halb leere Leinwand zu betrachten, auf der schon einige breite Pinselstriche verteilt sind – eine Leinwand, die noch mit viel ausführlicheren Details auf der Ebene des Individuums und mithilfe zukünftiger Technologien, die sich am Horizont abzeichnen, zu bemalen ist. Mein Ziel ist es, Ihnen einige Konzepte vorzustellen, die Sie überdenken, debattieren und infrage stellen können. So schaffen wir den Kontext, den wir unbedingt brauchen, damit die Medizin für jeden von uns mehr Nutzen bringt. Das ist es auch, was uns letztlich helfen wird, die unnötigen Fehler, das unnötige Misstrauen und die unnötige Unwissenheit auszulöschen, die den Pfad zu diesem optimistischen Ziel des Endes aller Krankheit versperren.
Als ich vor Kurzem mit einem führenden Ernährungswissenschaftler über den Nutzen von Vitaminen diskutierte, rechtfertigte der Professor seine Überzeugung, dass die Einnahme von Vitaminen gesund sei, schließlich mit seinem »Bauchgefühl«. Tut mir leid, aber in meiner Welt reicht das einfach nicht. Ich bin für meine Aussagen zum Nutzen der Statine genauso angegriffen worden wie für meine Ablehnung von Vitaminpräparaten. Wenn ich umgekehrt argumentieren, Statine ablehnen und Vitamine propagieren würde, wäre ich wahrscheinlich derselben Menge an Kritik und unschönen Bezeichnungen ausgesetzt. (Und, um das klarzustellen, genau null Prozent meines Einkommens stammen von der Pharma- oder Nahrungsergänzungsmittelindustrie.) Ich habe früher Honorare für Vorträge vor Angestellten von Pharmakonzernen erhalten, aber ich habe nie Werbung für pharmazeutische Produkte gemacht. Es stimmt zwar, dass es einzelne, nicht replizierte Studien gibt, die meine Ansichten zu widerlegen scheinen, aber so arbeitet man in der Wissenschaft nicht. Hier zählt nicht die einzelne Studie, die zufällig den eigenen Standpunkt unterstützt, sondern alle Ergebnisse sämtlicher verfügbaren Studien zu dem Thema sind zu berücksichtigen. Das ist das Verfahren der Metaanalyse, und alle meine Empfehlungen beruhen auf Studien, die diesem Goldstandard genügen. Das wird auch immer so bleiben. Und wenn eines Tages die Forschung eine anerkannte »Wahrheit« widerlegt oder zu einer scheinbar sicheren Tatsache plötzlich einen völlig anderen Standpunkt einnimmt, dann werde ich diese neue Erkenntnis mit Interesse und vorbehaltlos begrüßen.
Am Schluss des Buches habe ich einen Abschnitt mit Fragen und Antworten hinzugefügt, der auf Anliegen eingeht, mit denen Tausende von Menschen sich an mich gewandt haben. Ich
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