Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
folgerichtig, dass ein Stürmer im Football, der aus spieltechnischen Gründen eine große Körpermasse braucht, womöglich Jahre seines Lebens dafür opfert. Man könnte aber auch meinen, dass Footballspieler aufgrund ihres Trainings gut in Form und daher vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser geschützt sind als untrainierte Menschen. Das ist aber nicht der Fall. Die Vorteile körperlicher Aktivität können die Nachteile des Übergewichts nicht ausgleichen oder übertreffen. Mehrere Studien haben das bestätigt, denn Sportler mit großer Körpermasse sind nicht in Topform – das intensive Training überwiegt die negativen gesundheitlichen Auswirkungen ihres hohen Gewichts nicht. Diese Forschungen haben gezeigt, dass man nicht gleichzeitig fett und fit sein kann. Übergewicht gilt deswegen als so schädlich, weil hinter den Kulissen Entzündungen am Werk sind.
Ob es nun um die Schädigung durch zu hohes Körpergewicht oder durch ständige Schläge von anderen Spielern geht, der gemeinsame Nenner hier sind Entzündungen. Von allen Symptomen, die Footballspieler als Folge ihres Berufs aufweisen, ist das konstanteste auf jeden Fall die Entzündung, die bei vielen von ihnen eine Abfolge biologischer Ereignisse in Gang setzt, die zu einem Herzinfarkt führen können. Noch lange, nachdem ein Footballspieler den Helm an den Nagel gehängt hat, ist sein Körper damit beschäftigt, sich selbst zu heilen, und dieser Weg zurück zur Gesundheit bedingt wahrscheinlich auch einen gewissen Grad an Entzündung, die, wie Sie sich erinnern, zum natürlichen Heilungsprozess gehört. Bei Drucklegung dieses Buchs wurde bekannt, dass Lee Roy Selmon, ein in die Ruhmeshalle der NFL aufgenommener Footballspieler, gestorben ist, nachdem er zwei Tage zuvor mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Er war 56 Jahre alt. Er entsprach zwar absolut nicht dem Bild eines stark Übergewichtigen, der ständig mit der Gefahr eines Herzinfarkts lebt, aber die Entzündungen, die er sich vor Jahren auf dem Spielfeld zugezogen hatte, hatten andere Folgen für ihn. Wäre er auch gestorben, wenn er kein Footballspieler gewesen wäre? Das wird man nie wissen, aber die Fakten in der Geschichte seines Berufs weisen alle in dieselbe düstere Richtung.
Zusätzlich zum erhöhten Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko unter denjenigen, die an chronischen Entzündungen leiden, können Entzündungen auch das Krebsrisiko erhöhen. In Körperregionen, auf die ein Footballspieler wiederholt geschlagen worden ist, zum Beispiel Kopf, Schultern, Rumpf usw., könnte die DNA irreparabel geschädigt worden sein. Interessant ist, dass einige Krebskranke die Körperregion, in der ihr Tumor lokalisiert ist, mit einem vorangegangenen Trauma oder einer Verletzung in Verbindung bringen können – ob Footballspieler oder nicht. Als Bruce Feiler, ein religiöser Sachbuchautor, bei der TEDMED-Konferenz 2010 seine triumphale Krebs-Überlebensstory erzählte, berichtete er, wie er unwillkürlich an einen Fahrradunfall als Kleinkind zurückdenken musste, als er 2008 mit 44 Jahren von einem 20 Zentimeter langen Tumor in seinem rechten Oberschenkel erfuhr. Damals hatte er sich dasselbe Bein verletzt. Zufall? Wahrscheinlich nicht.
Das Zerstörungswerk der Entzündung
Die DNA ist unglaublich widerstandsfähig. Wir alle haben jede Menge eingebauter Mechanismen, die sie reparieren, wenn sie beschädigt wird. Wie ich bereits erklärt habe, ist der menschliche Körper in vielfacher Hinsicht wunderbar redundant. Wir haben überall Reserven und Ersatzstrategien für jede kritische Situation. Wie sonst könnten wir auch überleben? Der menschliche Körper ist narrensicher gebaut … bis zu einer gewissen Grenze. Niemand weiß allerdings, wo diese Schwelle liegt. Das ist die große Frage, die nie beantwortet werden wird. Angesichts chronischer Entzündungen, wie sie bei wiederholten Traumata oder einer langwierigen Verletzung oder Krankheit vorkommen, kann der Körper die DNA-Reparatur einstellen. Damit spart er Energie; er geht sozusagen in den Notstandsmodus über. Die DNA-Reparatur kostet nämlich viel Energie; sie ist nachweisbar der energieintensivste Prozess im Körper. Wenn der Körper es mit chronischen Entzündungen zu tun hat, muss er, um sie zu bekämpfen, die Energie für DNA-Reparaturen umlenken.
Wenn die DNA-Werkstatt des Körpers schließt, kann er anfälliger für Krebs und andere Krankheiten werden. Das ist zwar nur eine Hypothese, aber sie klingt
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