Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
plausibel und wird gerade getestet. Es ist ganz einfach: Wenn die Entzündung abklingt und der Körper in den Normalzustand zurückkehrt, öffnet auch die DNA-Reparaturwerkstatt wieder, aber dann ist es vielleicht schon zu spät, und die Krebszellen sind bereits auf dem Vormarsch. Gegen sie kann das eingebaute DNA-Reparatursystem nichts ausrichten.
Es gibt einen klaren, durch Beispiele belegbaren Zusammenhang zwischen Entzündungen und Krebserkrankungen. Eine der interessantesten neueren Studien erschien am 22. Juni 2010 im Journal of the American College of Cardiology. Die Analyse von zwei Dutzend randomisierten, kontrollierten Tests, die sich mit Therapien gegen überhöhte Cholesterinwerte befassten, ergab, dass je 10 Milligramm pro Deziliter HDL-Cholesterin (das »gute« Cholesterin also) das relative Krebsrisiko um 36 Prozent senkten. Dieses Verhältnis galt auch nach Korrekturen für LDL-Cholesterin (das »schlechte« Cholesterin), Alter, Körper-Masse-Index (BMI), Diabetes, Geschlecht und Raucher/Nichtraucher-Status. Die Forscher fügten hinzu, dass Assoziationsstudien nichts über Ursache und Wirkung aussagen; allerdings wurde vermutet, dass HDL möglicherweise entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften hat, die potenziell gegen Krebs wirken.
Andere Arten von Entzündung, wie etwa mehrfache Schädeltraumata, können deutlich mehr bewirken, als kleine, wenn auch lang anhaltende Schäden an der DNA zu verursachen, die einer späteren Krebserkrankung zuarbeiten. Kurzfristig können sie das Gehirn physisch beeinträchtigen. Wenn es innerhalb der Schädelkapsel verschoben wird, können dadurch Nervenzellen und Synapsen geschädigt werden, und eine Forschergruppe an der Purdue University hat die These aufgestellt, dass wiederholte Schädeltraumata, auch wenn sie keine Symptome auslösen, sich summieren können. Um ihre Theorie zu testen, führten sie einen Versuch mit Helmsensoren, Videoaufnahmen, Kognitionstests und funktionellen MRI-Scans an High-School-Footballspielern durch, um mögliche neurologische Veränderungen infolge Schädeltraumata zu dokumentieren.
Die Helmsensoren registrierten bei Zusammenstößen Verzögerungen bis zu 100 g (in den meisten Achterbahnen werden die Fahrgäste nur höchstens 5 g ausgesetzt). Bei Spielern, die Symptome aufwiesen (Gehirnerschütterung), zeigten sich tatsächlich die erwarteten neurologischen Veränderungen. Unter den Spielern, die besonders viele oder besonders schwere Stöße abbekamen, zeigte die Hälfte der Symptomfreien kognitive Ausfälle, die durch Kognitionstests und Gehirnscans vor, während und nach der Saison nachgewiesen wurden. Ihr Erinnerungsvermögen wies Defizite auf; außerdem zeigten sich Veränderungen in einem Teil des Gehirns nahe der am häufigsten durch Schläge und Stöße getroffenen Stelle. Das war ein signifikantes Ergebnis; Spieler, die keine Symptome zeigten, spielten nach harten Zusammenstößen vermutlich einfach weiter, ohne zu ahnen, dass sie weitere Schädeltraumata und in der Folge ernstere neurologische Schäden und eine Verschlechterung ihrer geistigen Fähigkeiten riskierten.
Dieses bereits sehr düstere Zukunftsbild für werdende Footballstars wird noch von der abschreckenden Geschichte Owen Thomas’ kompliziert, eines 2 Meter großen, 120 Kilo schweren und sehr beliebten Lineman in der Mannschaft der University of Pennsylvania. Dieser vielversprechende junge Sportler und Student erhängte sich im Frühling 2010 in seiner Wohnung, nachdem er einen von Freunden und Familie als untypisch für ihn beschriebenen plötzlichen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Zuvor hatte er nie an Depressionen gelitten. Eine Gehirnautopsie ergab dieselbe traumainduzierte Schädigung wie bei über 20 anderen verstorbenen Spielern der National Football League: chronische traumatische Enzephalopathie (CTE), eine Störung, die mit Depressionen und mangelnder Impulskontrolle einhergeht und sich hauptsächlich bei NFL-Spielern findet; von diesen begingen in den letzten zehn Jahren zwei weitere Selbstmord.
Die Pathologen, die Thomas’ Gehirn untersuchten, warnten davor, seinen Suizid allein oder auch nur hauptsächlich seiner Hirnschädigung anzulasten, da Selbstmord unter Collegestudierenden relativ häufig sei. Sie schrieben allerdings auch, dass die Störung durchaus eine Rolle bei seinem Tod gespielt haben könne, da sie sich bei dem erst 20-jährigen Thomas ungewöhnlich früh entwickelt habe, und lieferten überzeugende neue
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