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Leben statt kleben

Leben statt kleben

Titel: Leben statt kleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Medele
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es ändert nur die Form. Eine Formänderung ist nie destruktiv. Leben ist Werden und Tod ist Teil dieses Prozesses. Wenn jemand stirbt, bleiben Dinge zurück. Wir nehmen Erinnerungen in die Hand, Stück für Stück, dann wenn der Schmerz es zulässt. Wenn die Kraft nur dazu reicht, alles unberührt zu lassen, brauchen wir noch Zeit. Oft wollen wir uns von etwas nicht trennen, weil wir befürchten, damit den Zugang zur Erinnerung zu verlieren. Ein Gruppenfoto von Sentimentalem kann das Loslassen erleichtern. Sobald uns bewusst wird, dass wir das Wesentliche nie verlieren, weil wir es in uns tragen, können wir Gegenstände ziehen lassen. Die mit den Dingen erworbenen Erfahrungen, die dadurch erschlossenen Gefühlsdimensionen, haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Auch wenn das Symbol aus unserem Leben geht, die Essenz bleibt.
    Nicht nur Kinder wachsen aus Dingen heraus, auch wir wachsen weiter. Viele Sachen passen uns nach einigen Jahren nicht mehr. Alte Gewohnheiten, alte Bekannte, alte Ansichten. Sobald wir das Hanteltraining mit Gegenständen beherrschen, verabschieden wir im nächsten Schritt überholte innere Einstellungen, die wir nur aus Unachtsamkeit im Verhaltensrepertoire überwintern ließen. Nehmen wir Weihnachten als Beispiel, Erwartungen an uns selbst und andere unter die Lupe zu nehmen. Es ist ein Angebot, eine institutionalisierte Chance, anderen Menschen unsere Wertschätzung zu zeigen. Es steht uns frei, welchen der stereotypen Erwartungshaltungen wir uns unterwerfen. Wenn sie nicht zum Wohlbefinden beitragen, weg damit. Wir leiden oft am meisten unter dem Druck, den wir uns selbst schaffen.
    Besitz ist letzten Endes eine Art Missverständnis. Die Indianer konnten nicht begreifen, warum durch ein paar Striche auf einem Stück Papier die ihnen heilige Erde nun jemand anders „gehören“ sollte. Wir können keinen unserer Gegenstände mitnehmen, sind vorübergehende Verwalter für Nachfolgegenerationen. In der Kunst des Loslassens üben wir, Veränderung konstruktiv zu leben. Loslassen bringt Gelassenheit – gönnen wir uns diese angenehme Nebenwirkung.
    Das Clearing-Rezept für ein erfülltes Leben: aus Erfahrungen lernen und dann weitergehen. Jahrzehntelang Erfahrungen sammeln, anstatt die Erfahrung eines Jahres jahrzehntelang zu wiederholen.
    Entscheidungen treffen
    Entschlüsse zu fassen kostet Energie, auch wenn es nur um ein Stück Papier geht. Kurzfristig kann es einfacher sein, Dinge so zu belassen, wie sie sind. Etwas mal wieder „nur schnell hierhin“ zu legen. Langfristig kleistern wir damit die Leere zu und schneiden der Freiheit den Weg ins Wohnzimmer ab. Freiheit ist anstrengend. Bei jedem Zettel zu fragen: „Will ich das noch?“ nervt und trainiert eine essentielle Lebenskunst: proaktiv Entscheidungen zu treffen.
    Eine der schnellstwachsenden Branchen ist die private Lagerhaltung. Sie boomt, weil wir freiwillig eine monatliche Gebühr für unsere Entschlussunfähigkeit berappen. Es macht Sinn, Saisonales wie Weihnachtsschmuck oder Sportausrüstung aufzubewahren, jede andere Auslagerung ist Vermeidungsstrategie. Denken Sie an die Spaghetti. Wohin auch immer wir unseren Clutter verstauen, er haftet an uns. Wir bleiben verantwortlich. Das Aufschieben von Entscheidungen schafft Unordnung im Kopf. Beim Clearing trainieren wir den Entscheidungsmuskel, Zettel für Zettel lernen wir zu vertrauen: Es gibt keine falschen Entscheidungen. Nur unterschiedliche Wege und Erlebnisse. In Forschung und Entwicklung werden 1000 Möglichkeiten ausprobiert, die nicht funktionieren. Um dann bei der tausendundersten den Durchbruch zu schaffen. Jede Erfahrung ist ein Erfolg. Es gibt kein Versagen, nur Feedback!
    Die einzig mögliche Fehlentscheidung ist, sich ganz um Entscheidungen herumzumogeln. Wenn wir vom Agieren ins Reagieren abrutschen. Denn – schwupps – sind uns wieder zwei Jahre davongerannt und keine unserer vagen Hoffnungen in Erfüllung gegangen. Weil wir keinen Schritt darauf zu gemacht haben. Manchmal delegieren wir ganze Lebensbereiche an andere. Verantwortung an sogenannte Experten abzugeben und sich an deren Rat festzuhalten, kann ein bequemerer Weg sein, als sich langwierig eine eigene Meinung zu bilden. Überspitzt gesagt: Ärztin, Apotheke und Ernährungsberater sind für die Gesundheit zuständig und der Therapeut übernimmt den Rest.
    Vorschriften zu folgen erspart uns eigene Entscheidungen. Wie viele Bücher, Telefonrechnungen oder Fotoalben „sollte man“ haben? Beim

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