Leben statt kleben
ausgeben oder unauffällig am Hut des Straßenmusikers vorbeispurten, lächeln wir freundlich in uns hinein und sagen uns und ihm vor: „Je mehr ich gebe, desto mehr bekomme ich – Gesetz des Universums! Also mach dir mal keine Sorgen.”
Wann sind wir erwachsen? Reife als Ausgewogenheit zwischen Wagemut und Überlegung, richtig dosiertes Draufgängertum. Dem Schritt ist das Federn nicht abhanden gekommen, der Schalk darf weiterhin aus den Augen blitzen. Wir haben Courage und Unerschrockenheit nicht an der Garderobe abgegeben, sondern schalten das Hirn dazu. Intuition und Intellekt bilden ein gut eingespieltes Team, unser Selbstbewusstsein beruht auf persönlicher Integrität, muss den eigenen Wert nicht mehr beweisen. Weder anderen, noch uns selbst. Wir sind frei, wenn wir wissen, was uns gut tut und was nicht, und uns entsprechend verhalten. Wenn die inneren Botschaften so klar werden, dass die Meinungen im Äußeren uns nicht mehr verwirren. Wenn wir nicht mehr selbst Zentrum des Universums sein müssen, uns das Tun oder Unterlassen anderer nicht mehr aus der Ruhe bringt. Wenn wir Wahrhaftigkeit und Klarheit suchen, anstatt sie zu fürchten. Wahrheit ist befreiend. Sie ist eine Kraft, die das Leben im Guten vorantreibt.
Geduld und Disziplin
Clutter Clearing hört nie auf. Zum Glück! Sonst nähmen ja auch die positiven Nebenwirkungen ein Ende. Konsequente Aktion ist gefragt. Lieber immer wieder mal zehn Minuten als am Wochenende eine (dann doch immer wieder aufgeschobene) Gewalttour. Jahrelang Angehäuftes lässt sich nicht an einem Nachmittag wegsortieren. Wenn wir den Kleiderschrank zum dritten Mal angehen, obwohl wir doch gehofft hatten, alles in einer einzigen Aktion über die Bühne zu bringen, lernen wir die nächsten Angehörigen der Kreativität kennen: Disziplin und Geduld. Tun was wir können, mit dem was wir haben, wo wir gerade stehen. Einen Ordner auflösen, zum Hörer greifen, nein sagen, ja sagen. Realistisch sein.
Die wichtigste erneuerbare Energie ist der Optimismus! Produziert durch die ZAW-Technik: Z wie Zulassen. Sich Glücksmomente erlauben. A wie Anfangen: Was kann ich hier und jetzt tun? Schließlich: Weitermachen. Nie aufgeben, dranbleiben. Den Papierstalagmiten in der siebzehnten Session demolieren. Konsequente kleine Veränderungen, immer neue Minischritte in die gewünschte Richtung führen auf die Triumphstraße.
Ein inspirierender Erlebnisbericht: „Als ich Schritt für Schritt die Räume durcharbeitete, war ich erstaunt, was ich alles fand. Ich konnte gar nicht glauben, was ich alles aufgehoben hatte. Jedesmal, wenn ich etwas wegwarf, stellte ich mir vor, dass ich etwas Altes loslasse, das mich nur einengt. Mit der Zeit, als ich weniger und weniger Clutter beherbergte, fiel mir auf, dass ich mehr Raum hatte für Freunde, Erfahrungen, neue Möglichkeiten... So oft hat das Loslassen einer Kiste alter Bücher oder Ordner zu einem neuen Geschäftskontakt oder einer neuen Freundschaft geführt. Mein Zuhause zu decluttern, war ein einjähriger Prozess, der mein Leben komplett verändert hat. Ich hatte mich so daran gewöhnt, belohnt zu werden, wenn ich ein Ding voller alter Energie losließ, dass es eine Art Spiel wurde.“
Wir lieben die Lebensabschnitte, wo es vorwärts geht im Sauseschritt, die Erfolge sich an der Tür drängeln und die Atmosphäre nur so knistert vor neuen Entwicklungen. Clearing kann uns lehren, auch das Plateau schätzen zu lernen. Gelerntes assimilieren, einfach mal in aller Ruhe auf der Stelle treten und erkennen, dass der Weg das Ziel ist. Einen Moment lang erspüren, was Kleinkinder noch nicht vergessen haben: im Augenblick zu bleiben, bei sich zu bleiben. Natürlich exerzieren sie uns das gerade dann bilderbuchmäßig vor, wenn wir es mal wieder besonders eilig haben. Der Weg ist das Ziel, ja klar, aber „Komm jetzt endlich!!“ Wir treiben das Kind weiter, selbst weitergetrieben von im Kopf ratternden Endloslisten. Der Knirps kostet uns den letzten Nerv, legt 500 Meter in einer halben Stunde zurück. Sich beeilen geht aber nicht, wenn man jeden Stock am Wegrand begutachtet, kein Steinchen übersieht, alles aufheben und anfassen muss und auch mal wieder umdreht. Sich einfach nicht davon ablenken lässt, wo man in einer Stunde schon wieder sein sollte.
IV Gewusst wie! Die Praxis
Sie sind wahrscheinlich überzeugt davon, die oder der Einzige zu sein, die jemals Fotos oder Kleidungsstücke zu einer großangelegten Sortieraktion herauskramten und
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