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leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)

Titel: leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Haring-Sedler
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Mischa. Christiane sagte, dass sie Tune-to-Graz nicht so oft hörte , da es eher ein recht junges Publikum anspra ch. Sie hatte jedoch ein bisschen Trauer verspürt und wollte deshalb eine junge, aufheiternde Musik h ö ren , und dem aktuellen Reiseprogramm lauschen , das dort zu jeder Stunde einmal ang e sagt wurde (statt der beklemmenden Nachrichten) . P rompt machte sie bei einem Gewinnspiel mit und g e wann so gleich .
    Christiane erzählte freilich nicht, warum sie an diesem Tag wieder traurig war. Ihr schwuler E hemann sprach von Scheidung und sie musste wieder ihre altgewohnte Scheiße „…ich verlange nur Respekt, sonst kannst du machen was du willst“, von sich gegeben. Schlaflos war sie gewesen. Kopfweh hatte sie gehabt . Den Tod wünschte sie dem Neuen . Heimlich hatte sie zu diesem Zei t punkt schon eine Flasche Champagner ausgetrunken, nur um die Schmerzen zu verdrängen. Ve r dammt, dachte sie sich. Sie musste endlich einmal über den alten Knaben hinwegkommen, aber insgeheim wünschte sie sich seit Jahren, er möge wieder der Ehemann werden, den sie g e heiratet hatte. A ll die Jahre blieb es nur ein Wunsch, der nie in Erfüllung ging. Ja, ja, ja, dachte sie sich, ich habe bei unserer Heirat gewusst, dass er etwas mit Männern, während seines Studiums hatte. Es hätten auch nur Uni-Erfahrungen sein können . Und nach der Uni wurde er ein erfolgre i cher Arzt und sie sah für sich eine reiche Welt, in der sie nicht mehr arbeiten gehen musste, wenn sie ihn ehelichte. So war es auch. Arbe iten wollte sie nie, das war ihr immer zu a n strengend. Und am 17. April hatte sie den Freund ihres schwulen Ehemannes wieder im Haus e r tragen müssen. Sie musste den Typen im Haus sehen , in ihrem Heim. Klaus , der junge, schwule Typ, arbeitete zwar fleißig an Feiertagen oder an Wochenenden im und am Haus mit , doch allein die Tatsache, dass sein schlanker und muskulöser Körper sich an den alten und schlaffen Körper ihres Ehemanns schmiegte, ließ sie Wut in ihr auf schäumen. Ihr wurde das vorgehalten, was ihr alter, schwuler E hemann so sehr liebte: Jugendlichkeit. Und der Klaus war schlank und hatte sogar einmal für Swarovksi gemodelt , dem Kristallhersteller, der die Welt zum funkeln brachte. Sie liebte Sw a rovski. Bis dato. Danach nicht mehr. Sie konnte die Kristalle, die sie gesammelt hatte , nicht mehr ansehen. Alles verschenkte sie, alles musste weg. Ihr schwuler Ehemann fragte sie noch, ob sie kin disch sei , aber sie empfand sich gar nicht als ki n disch, sondern nur als zu alt für ihn, als zu hetero. Klaus , so hieß des Wurzels Übel , musste aus ihrem Leben verschwinden . D a bei fragte sie sich immer, was ihr alter, schwuler Ehemann dem jungen, schönen Möchtegern-Model wohl bi e ten konn te. Sex? Ha t te so ein fescher Mann denn nicht genug Sexpartner? Gut, wir sprachen hier von Graz, aber es musste sich jemand finden l assen, der besser zu ihm passte als ihr alter, schw u ler Ehemann. Geld? Wohl kaum. Klaus arbeitete fleißig, war fleißig und verdiente gutes Geld. Liebe? Nicht mehr weiterdenken, liebe Christiane, sonst fängst du mitten beim Abendessen zu fle n nen an.
    „Mmm, ich hör Tune-to-Graz recht oft, besonders wegen der Reiseangebote , den aktuellen Me l dungen aus den Reisebüros, spannend! Meistens zuhause am Nachmittag , nach der Arbeit , wä h rend ich Fitness mache oder einfach nur wenn ich meinem Ausdauersport nachgeh e. G efällt mir gut . Musik ist cool , nicht i m mer so ein alter Scheiß, der auf den anderen Radiosendern gespielt wird. Auch mag ich diese ständigen Wiederholungslieder nicht. And e re Radiosender haben auf die Stunde genau jeden Tag da s selbe Lied. Tune-to-Graz nicht.“
    „Und du , Ian, was magst du so besonders an Tune-to-Graz ?“, fragte Mischa.
    „Ich weiß nicht. Die Musik, hör es ab und zu, wenn Zeit ist und Reisen tun wir wohl alle g e meinsam gern “, meinte er in kurzen Worten .
    „Ja, auch gut“, lachte Mischa ihn an.
    Ian war sich nicht sicher, ob er diesen Radiosender wirklich mochte. Er war gerade dabei gew e sen im Wohnzimmer die Lampen zu montieren, die er für die neue Wo h nung, die sie bezogen, gekauft hatte. Dabei hörten sie ein bisschen Radio. Fabienne doktorte in der Küche herum und erzählte freudigst von ihrem besten Freund, dass di e ser wieder glücklich verliebt war.
    Ian zückte sein Handy aus seiner Hosentasche und schrieb ihr – ohne auf sein Display zu sehen eine Ich-hab-dich-lieb-SMS. Er liebte Fabienne sehr,

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