leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
sagte er. Als er die Metallfolie vom Flaschenhals entfernte, sah er plötzlich, dass ein Korken zu ziehen wäre, wenn man die Fl a sche öffnen wollte. „Daran hab ich nicht gedacht“, sagte er leise.
„Aber ich“, sagte Mischa und sah auf den runden Tisch im Zimmer, auf dem die Kerzen ruhig brannten.
„Du denkst auch an alles“, sagte Markus , öffnete die Flasche, schenk t e sich und Mischa ein und sie stießen an.
Derweil genoss Christiane mit Ian noch die Nachspeise , bevor sie sich auf ihre Zimmer zurüc k zogen, um einen Film anzusehen. Es gab natürlich alle Kanäle dieser Welt in dies em luxuri ö sen Wellnesshotel. Ian entschied sich für Eispalatschinke n , Christiane für Mohr im Hemd. Sie brauchte heute Schokolade. Mittlerweile hatte sie einige SMS an ihre Familie versand, mit der Bitte sich bei ihr zu melden . Ihren Kindern hatte sie den Auftrag gegeben, zu überprüfen, was ihr schwuler Ehemann so trieb. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Sie hasste es anderen eine Au f gabe aufzutragen, die sie selber am besten erledigen könn t e, aber es half nichts, sie musste zu härteren Mitteln gre i fen, wenn sie heute ruhig schlafen wollte.
Franz war schon gegangen, hatte keinen Nachtisch gegessen. Zu viele Kalorien . Hätte es das Pa r fait gegeben, hätte er sich wahrscheinlich dazu hinreißen lassen, es zu kosten. Aber d iese Schok o g elüs te waren ihm von Kinderbeinen an nicht sehr wichtig . Er legte sich in sein Bett, schaltete den Fer n seher ein und entdeckte auf dem L.S.T.L.-Sender die Serie People on demand . E r kannte die Folge gut , in der Jes sie Hall (irgendein Hollywood-Star ) eine in Mitleidenschaft geratene Mu t ter , zum fünften Mal verheira tet und auf ein sechstes Mal hin zu steuerte mi m te . Sehr s pannend.
„Was machst du heute noch?“, wollte Ian von Christiane wissen. Eigentlich hätte sie gerne gesagt, dass sie gerne mit dem nächsten Flieger nachhause wollte, um ihrem schwulen Ehemann streng den Hintern zu versohlen, aber das klang ihr dann doch zu spartanisch .
„Ach, ich werde genüsslich noch ein Bierchen an der Bar trinken und mir dann einen Film a n sehen. Meine Kinder anrufen, genau, das werde ich dann auch noch tun. Du musst wissen, dass ich großartige Kinder habe. Meine älteste Tochter ist Ärztin geworden, sehr intelligent. “ Und Christiane erinnerte sich an die vielen Nachhilfestunden, die sie investiert hatte , damit ihre Toc h ter die Matura schaffte. Im Studium hatte sie jetzt 13 Jahre gebraucht, hatte Unsummen an Geld geko s tet, was aber nicht schlimm war, denn Geld hatten sie. Geld war nie ein Problem gewesen. Und sie überlegte sich, alles wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie stellte die Regeln auf und alle ha t ten sich danach zu richten.
Ian hatte seine Eispalatschinke gegessen, hätte aber locker noch eine Portion vertragen , sie hatte ihm sehr gut geschmeckt . Aber alles musste einmal ein Ende haben, so auch das Vö l lern.
„So, ich werde dich jetzt verlassen.“
Ja, verlass mich nur, dachte sie sich, wäre ja auch schrecklich mit so eine m fetten Wahlross wie mir gesehen zu werden. „Kein Problem, ich wünsche dir einen sch ö nen Abend.“
Ian nickte ihr zu und ging. Christiane war nett, dachte er sich. In seinem Zimmer tat er das, was er schon längst hätte tun soll en , er telefonierte mit Fabienne. Sie freute sich sehr, erzählte ihm, dass sie wieder um ein paar Kilo schwerer geworden war und dass es herrlich wäre Mutter zu werden. Ian weinte beinahe, hielt sich aber seine Tränen zu rück. Er e r zählte vo m Tagesab lauf und dass er mit lieben Leuten zusammen war, natürlich in separaten Zimmern untergebracht . Morgen würden sie einen Ausflug unternehmen und danach würde er sich massieren lassen, vie l leicht auch zur Gesichtsbehandlung gehen, wie es schon zwei seiner Reisekollegen mit sich m a chen haben la s sen.
Fabienne war begeistert, sie streichelte sich über den Bauch und sagte: „Ich höre gerade wieder Tune- to -Graz , sie spielen unser Lied.“
Ian war glücklich, er hatte die süßeste Freundin, die es gab. Erfolgreich war er, alles passte und er durfte, bevor er Vater wurde, noch ein wenig in einem Wellnesshotel en t spannen. Glücklich war er wirklich, zu beneiden war er. Fesche Freundin, bald Familie. Glück muss man(n) haben. Er lauschte der Melodie von R obbie W illiams und N icole K idman , wie sie Something stupid s a n gen. Beim zweiten Date, wo sie sich das zweite Mal gesehen
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