leben, sterben, tanzen, leiden (German Edition)
hätte am liebsten durch den Spiegel hindurch ges e hen, um die Person erblicken zu können, die wirklich vor dem Spiegel stand. Manchmal durc h flog ihn eine Welle der Entrüstung, der Empörung und der Em otionen, da er alleine war. Er f iel zurück auf einen der Sessel, die wahrscheinlich für alte Leute hing e stellt worden war en , um sich die Socken oder das Schuhwerk besser anziehen zu können. Seine Armmusk u latur schmerzte, sie tat ihm sogar so weh, dass er eine Ibum e tin - Tablette gegen den Schmerz nahm . Er schluckte sie schnell hinunter, ging zum Waschbecken und spülte ein wenig Wasser nach. Auch dort erblickte er sein Spi e gelbild und wusste, dass er alleine war. Auch hier in Bulgarien, in Sofia, dabei war er schön, muskulös, attraktiv und sogar erfolgreich. Jetzt musste er lachen, hatte er doch bi s her in seinem Leben jede Hürde meistern können, er würde auch diesen plötzlichen Anflug von Ei n samkeit wieder verdrängen können. Wenn er sein komplettes Ersatz-Sport-Programm durchg e zogen hatte , sollte ihn das allein schon glücklich stimmen . Er zog sich eine neue Short an, spürte die weiche Baumwolle, wie sie sich sorgfä l tig um seinen Penis und seine Hoden schmiegte und luftig und leicht seine schmalen und musk u lösen Hüften umschlang. Das tat gut. Ja , er war ein Narzisst. „Du bist ein Narzisst“, hatte er schon einige Male gehört und wenn er könnte, er würde sein Spiegelbild heiraten, denn es gefiel ihm, was er äußerlich sah; der Spiegel hatte als einziger die Möglichkeit bekommen, ihn wirklich da r zustellen, ihn wirklich sehen zu la s sen. So wie er sich im Spiegel sah, so sah ihn niemand!
Er verließ das Fitnesscenter und schlenderte eine Zeitlang herum, bis er auf Mischa und Markus stieß, sie b e grüßte un d fragte, wie es ihnen so ginge.
Beide sahen Franz lieblich an , beide sahen auch lieblich aus , so verliebt, so gefunden …
„Störe ich?“, fragte Franz etwas verlegen und Markus sowie Mischa verneinten , sie waren nä m lich wirklich glücklich sich hier gefunden zu haben, und Mischa dachte sich, dass sie auch eine Freundschaf t zu Markus nicht missen wollte, und soll t e mehr werden, würde sie sich nicht dag e gen sträuben.
Auch Franz, der sich zu ihnen gesellt hatt e, trank einen Tee, aber einen W eißen Tee. Er hatte in der Zeitschrift Men’s Health irgendwann einmal gelesen, dass der Weiße Tee wertvolle re A nti o xidantien hatte, die für das Immu n system und für die Haut gesund war en .
„Wie war das Fitnessstudio, Franz?“, fragte Markus .
„Toll, es ist größer als auf der Internetseite angepriesen, zudem sind die Umkleide- und Dusc h kabinen sehr sauber, und ich kenne mich damit aus. Es gibt sogar Tanzkurse, die man dort b u chen kann. So eine Art Zumba-Kurs ist auch dabei, ist der letzte Schrei, hab in Graz einen Zu m ba -K urs besucht, da bekommt man Muskeln in Ve r bindung mit Spaß und Kondition.“
„Zumba?“, fragte Mischa.
„Ja, Zumba, voll cool, solltet ihr euch ansehen.“
„Vielleicht “, sagte Mischa.
Der Weiße Tee wurde für Franz serviert.
„Ist Weißer Tee nicht sehr bitter?“, fragte Mischa neugierig .
„Nicht bitterer als der Grüne Tee, hätte ich gesagt. Aber ich denke wohl, dass es Geschmacks a che ist .“
Die Gruppe nickte.
„Was sagt ihr eigentlich zu r Geschichte von Christi a ne, dass ihr Ehemann nicht abhebt?“, fragte Markus .
„Der Ehemann wird sich zuhause eine schöne Woche mit der Nachbarin machen“, lächelte Franz, der an seinem Tee nippte und das Gesicht verzog .
„Wi rd wohl keine Zeit gehabt haben, um zu telefonieren “ , meinte Markus, der deutlich Mischas Erstaunen an ihren Lippen ablesen konnte.
„Wahrscheinlich“, sagte Franz und blies den Tee ein wenig kühler, damit er ihn schneller tri n ken konnte. Er wollte nämlich noch in die Sauna gehen. Er fand es gut , sich mit Wärme zu ve r wöhnen, wenn man sich ausgepowert hatte. Gesund. Entschlackend. Aufbauend.
„Wart ihr schon in der Sauna ? “, fragte er interessiert .
„Nein, wir waren bei der Gesichtsmassage, einfach herrlich und wir haben uns massieren la s sen.“
Er nickte und meinte, dass er sich auch massieren lassen wollte. Er liebte es massiert zu werden , wenn ordentlich zugepackt wurde. Streicheln mochte er nicht so . Franz liebte das härter e Zup a cken sehr. Andere Berührungen nahm er nicht mehr wahr.
Er trank seinen Tee aus und lächelte ein wenig, „der Tee schmeckt herrlich.“ Er
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