Leben, um davon zu erzählen
und das Glück hatte, mich nicht zu heiraten, weil sie für einen anderen in Liebe entbrannt war; oder beim Telegrafenamt, wo die unvergessliche Sarita mir auf Pump die ängstlichen Telegramme übermittelte, wenn meine Eltern sich mit den Überweisungen für meine persönlichen Ausgaben verspätet hatten, und die mir mehr als einmal das Geld vorschoss, um mich aus Schwierigkeiten zu erlösen. Die unvergesslichste Frau war jedoch keines Mannes Liebste, sondern die gute Fee der Poesiesüchtigen. Sie hieß Cecilia González Pizano und war von schnellem Verstand, hatte eine sympathische persönliche Ausstrahlung und trotz ihrer traditionell konservativen Familie einen freien Geist, und sie hatte ein übernatürliches Gedächtnis für alles Poetische. Sie wohnte bei einer ledigen aristokratischen Tante in einem kolonialen Herrenhaus, das, dem Portal des Liceo gegenüber, um einen Heliotropgarten gebaut war. Am Anfang war es eine Beziehung, die sich auf die lyrischen Wettbewerbe beschränkte, doch Cecilia, die oft und gerne lachte, wurde im Laufe der Zeit zu einer echten Kameradin unseres Lebens, die sich am Ende sogar, von allen gedeckt, in den Literaturunterricht von Lehrer Calderón stahl.
In Aracataca hatte ich von einem guten Leben geträumt, ich sah mich singend von Jahrmarkt zu Jahrmarkt ziehen, mit einem Akkordeon und einer guten Stimme, was mir noch immer die älteste und glücklichste Weise scheint, eine Geschichte zu erzählen. Wenn meine Mutter auf das Klavier verzichtet hatte, um Kinder zu bekommen, und mein Vater die Geige an den Nagel gehängt hatte, um diese Kinder ernähren zu können, war es aber kaum gerecht, dass ihr ältester Sohn den Präzedenzfall schuf, für die Musik zu verhungern. Meine gelegentliche Mitwirkung als Sänger und Tiplespieler in der Gruppe des Liceo bewies, dass ich das Gehör hatte, auch ein schwierigeres Instrument zu spielen, und dass ich singen konnte.
Es gab keine patriotische Feier oder feierlichen Akt im Liceo, bei dem ich nicht die Hand im Spiel hatte, immer dank Maestro Guillermo Quevedo Zornosa, Komponist und Lehrer und ein angesehener Mann der Stadt, der auf ewig Leiter der städtischen Kapelle war, zudem Autor von Amapola - die Mohnblume am Weg, rot wie das Herz -, eines Lieds für die Jugend, das zu jener Zeit das Herzstück vieler abendlicher Darbietungen und Serenaden war. Sonntags nach der Messe war ich einer der Ersten, der den Park durchquerte, um bei seinem Konzert dabei zu sein, das stets mit Die diebische Elster begann und mit dem Chor der Zigeuner in Der Troubador endete. Der Maestro erfuhr nie, und ich traute mich auch nicht, es ihm zu sagen, dass damals der Traum meines Lebens war, wie er zu sein.
Als im Liceo Freiwillige für einen Kurs zur Musikerziehung gesucht wurden, hoben Guillermo López Guerra und ich als Erste den Finger. Der Kurs sollte Samstagmorgens von Professor Andrés Pardo Tovar abgehalten werden, dem Leiter des ersten Programms mit klassischer Musik beim Sender La Voz de Bogotá. Wir füllten nicht einmal ein Viertel des Speisesaals, der für den Unterricht hergerichtet war, wurden aber sofort von der apostolischen Redegabe des Professors verführt. Erwar der perfekte Cachaco, mit einem Mitternachtsblazer, Atlasweste, geschmeidiger Stimme und sparsamen Gebärden. Was heute wieder neuartig in seiner Altertümlichkeit wäre, war der Phonograph mit Kurbel, den er mit der Meisterschaft und der Liebe eines Robbendompteurs handhabte. Er ging davon aus - was durchaus zutraf -, dass wir absolut ahnungslos waren. Also begann er mit dem Karneval der Tiere von Saint-Saens und beschrieb mit gelehrten Anmerkungen die Wesensart jedes Tieres. Daraufhin spielte er - was sonst! - Peter und der Wolf von Prokofjew. Das Schädliche an diesem samstäglichen Fest war, dass es mir das Gefühl vermittelte, die Musik der großen Meister sei ein geheimes Laster für Eingeweihte, und ich viele Jahre brauchte, um keine anmaßenden Unterscheidungen zwischen guter und schlechter Musik zu machen.
Mit dem Rektor hatte ich erst ein Jahr später wieder Kontakt, als er das Fach Geometrie in der vierten Klasse übernahm. Am ersten Dienstag kam er um zehn Uhr vormittags in den Unterrichtsraum, knurrte Guten Morgen, ohne jemanden anzusehen, und wischte die Tafel mit dem Schwamm ab, bis kein Stäubchen mehr zu sehen war. Dann drehte er sich zu uns um und fragte, noch bevor er die Anwesenheitsliste durchgegangen war, Álvaro Ruiz Torres:
»Was ist ein Punkt?«
Es gab keine
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