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Leben, um davon zu erzählen

Leben, um davon zu erzählen

Titel: Leben, um davon zu erzählen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel García Márquez
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gefielen; ein Buch von Jorge Luis Borges, bestimmt auch Erzählungen, und vielleicht noch eins von Felisberto Hernández, dem merkwürdigen uruguayischen Erzähler, den meine Freunde gerade unter Begeisterungsschreien entdeckt hatten. In den folgenden zwei Monaten habe ich all diese Bücher mehr oder weniger gründlich gelesen, und ihnen verdanke ich es, dass es mir gelang, aus dem unproduktiven Abseits herauszukommen, in dem ich gestrandet war.
    Wegen der Lungenentzündung war mir verboten zu rauchen, doch ich rauchte im Badezimmer, gewissermaßen vor mir selbst versteckt. Der Arzt merkte es und redete mir ins Gewissen, aber es gelang mir nicht, ihm zu gehorchen. Hier in Sucre zündete ich, während ich pausenlos die zugeschickten Bücher las, eine Zigarette an der Glut der vorherigen an, bis ich nicht mehr konnte, und je mehr ich mich bemühte aufzuhören, desto mehr rauchte ich. Ich brachte es auf vier Päckchen am Tag, rauchte bei den Mahlzeiten und versengte die Bettlaken, weil ich mit brennender Zigarette einschlief. Die Angst vor dem Tod weckte mich irgendwann in der Nacht, und nur rauchend konnte ich sie überwinden, bis ich entschied, dass ich lieber sterben wollte, als mit dem Rauchen aufzuhören.
    Über zwanzig Jahre später, ich war bereits verheiratet und hatte Kinder, rauchte ich immer noch. Ein Arzt, der meine Lunge auf dem Röntgenschirm sah, sagte entsetzt, dass ich in zwei oder drei Jahren nicht mehr atmen könnte. Von Angst gepackt saß ich dann stundenlang irgendwo herum und tat nichts, weil es mir nicht gelang zu lesen, Musik zu hören oder mich mit Freunden oder Feinden zu unterhalten, wenn ich nicht rauchte. An irgendeinem Abend während eines lockeren Essens in Barcelona erklärte ein Freund, der Psychiater war, den anderen, dass das Rauchen vielleicht die Sucht sei, die am schwierigsten zu überwinden sei. Ich wagte ihn zu fragen, was der tiefere Grund dafür sei, und seine Antwort war so einfach, dass man eine Gänsehaut bekam.
    »Mit dem Rauchen aufzuhören wäre für dich so, als brächtest du einen geliebten Menschen um.«
    Es war ein Aufflammen der Einsicht. Ich habe nie gewusst warum, wollte es auch nicht wissen, ich drückte jedenfalls die Zigarette, die ich gerade angezündet hatte, im Aschenbecher aus und rauchte für den Rest meines Lebens keine einzige mehr, und kein Verlangen, keine Reue plagte mich.
    Die andere Sucht war nicht weniger hartnäckig. Eines Nachmittags erschien eins der Dienstmädchen aus dem Nachbarhaus, plauderte mit allen, kam dann auf die Terrasse und bat sehr respektvoll darum, mit mir sprechen zu dürfen. Ich las weiter, bis sie mich fragte:
    »Erinnern Sie sich an Matilde?«
    Ich wusste nicht mehr, wer das war, aber sie glaubte mir nicht.
    »Stellen Sie sich nicht dumm, Herr Gabito«, sagte sie und fügte mit buchstabierender Emphase hinzu: »Ni-gro-man-ta.«
    Und mit Recht. Nigromanta war inzwischen eine freie Frau, hatte ein Kind von dem verstorbenen Polizisten und lebte allein mit ihrer Mutter und anderen Verwandten noch im selben Haus, doch abseits in einem Zimmer mit eigenem Ausgang zum hinteren Teil des Friedhofs. Ich ging sie besuchen, und die Wiederbegegnung dauerte über einen Monat. Ich verschob immer wieder die Rückkehr nach Cartagena und wollte auf ewig in Sucre bleiben. Bis zu einer Nacht, als mich bei Nigromanta ein Unwetter mit Blitz und Donner überraschte, wie in der Nacht des russischen Roulettes. Auf dem Heimweg suchte ich Schutz unter den Vordächern, doch als das nicht mehr ging, lief ich mitten auf der Straße weiter, bis zu den Knien im Wasser. Ich hatte das Glück, dass meine Mutter allein in der Küche war und mich über den Gartenpfad in mein Zimmer brachte, damit mein Vater es nicht mitbekam. Nachdem sie mir geholfen hatte, das klatschnasse Hemd auszuziehen, hielt sie es mit spitzen Fingern auf Armeslänge von sich weg und warf es in einem Anfall von Ekel in die Ecke.
    »Du warst mit dieser Schlampe zusammen«, sagte sie.
    Ich erstarrte.
    »Woher weißt du das?«
    »Weil es derselbe Geruch ist wie damals«, sagte sie ungerührt. »Ein Glück nur, dass der Mann tot ist.«
    Ich war überrascht über einen solchen Mangel an Mitgefühl, den sie zum ersten Mal in ihrem Leben zeigte. Sie musste das bemerkt haben, bestärkte aber noch meinen Eindruck, ohne weiter nachzudenken:
    »Das ist der einzige Todesfall, über den ich mich gefreut habe, als ich davon hörte.«
    Perplex fragte ich sie:
    »Woher hast du erfahren, wer sie ist?«
    »Ach,

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