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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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über die Kühnheit dieser beiden Männer, die einfach in meine Wohnung eingedrungen waren und sich an meinem Computer und meinem brandneuen Flachbild-TV zu schaffen machten.
    Bei den meisten Leuten, die diesen Adrenalinstoß spüren, beschleunigt sich der Herzschlag. Meiner wird langsamer. Ich atme tiefer, sehe klarer, meine Sinne werden geschärft.
    Wenn ich einfach nur gewollt hätte, dass sie verschwinden, hätte ich nur ein Geräusch machen müssen, dann hätten sie ihren Black-Bag-Job sausen lassen und wären verduftet. Aber ich wollte nicht, dass sie einfach verschwanden.
    Ich wollte sie außer Gefecht setzen. Natürlich erst, nachdem wir uns unterhalten hatten. Ich wollte wissen, wer sie geschickt hatte und aus welchem Grund.
    Also ging ich wieder ins Badezimmer zurück und blieb eine Weile dort stehen, während ich den Boden nass tropfte und über meine Möglichkeiten nachdachte.
    Irgendwie waren sie hereingekommen, ohne den Alarm auszulösen. Es war ihnen gelungen, mein Sicherheitssystem zu überwinden, was nicht einfach war. Die Haustür stand offen, das war mir aufgefallen, und eines der großen, alten Fabrikfenster ebenfalls. Allerdings bezweifelte ich, dass sie durch das Fenster eingestiegen waren, das auf eine belebte Straße hinausführte. Das hätte eine Menge Aufmerksamkeiterregt, selbst in der Nacht. Denn ich wohnte im fünften Stock. Aber wenn sie durch meine Haustür hereingekommen waren, bedeutete das, dass sie den Code kannten, um das Sicherheitssystem außer Kraft zu setzen.
    Ganz offensichtlich hatten sie nicht erwartet, dass ich zu Hause war. Und sie hatten nicht gesehen, dass ich durch den Lieferanteneingang im hinteren Teil des Lofts hereingekommen war, den ich nur selten benutzte. Sie hatten nicht gehört, dass ich am anderen Ende der Wohnung duschte. In diesem alten Gebäude strömte ständig Wasser durch die Rohre.
    Mein einziger Vorteil war also, dass sie von meiner Anwesenheit keine Ahnung hatten.
    Ich warf einen Blick auf meine Hose, die auf dem Boden des Badezimmers lag, und machte kurz eine Inventarliste der Taschen. Ich hatte nur die üblichen Gegenstände dabei, die man als improvisierte Waffen benutzen konnte, wie zum Beispiel Schlüssel oder Stifte, aber das funktionierte nur aus nächster Nähe.
    Das war jetzt einer dieser Momente, wo eine vollgestopfte Wohnung sich als nützlich hätte erweisen können. Auf den ersten Blick sah ich nichts Vielversprechendes. Zahnbürsten, Zahnpasta, ein elektrischer Rasierer, ein Wasserglas, Mundspülung. Handtücher und Badetücher.
    Ein Handtuch kann eine sehr effektive Waffe sein, wenn man es wie eine
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benutzt, eine schwere japanische Kette. Aber auch das geht nur, wenn man nahe genug herankommt.
    Dann sah ich meinen elektrischen Rasierer. Normalerweise rasiere ich mich mit dem Messer, aber wenn ich es eilig habe, geht es mit dem elektrischen Rasierer schneller. Seine Spiralschnur ist etwa sechzig Zentimeter lang. Wenn ich sie ganz auseinander zog, würde sie vermutlich zwei Meter weit reichen.
    Ich schlüpfte in meine Hose, zog den Stecker des Rasierers aus der Dose und schlich vorsichtig und lautlos in den Hauptraum zurück.
    Um das Muskelpaket musste ich mich zuerst kümmern. Der Kerl an meinem Fernseher, der wohl der Computerfreak war, stellte wahrscheinlich keine besondere Bedrohung dar. Sobald der Gorilla aus dem Weg geräumt war, würde ich versuchen, etwas aus Gigabyte herauszubekommen.
    Meine nackten Füße waren noch feucht und ein bisschen klebrig und gaben ein leicht saugendes Geräusch von sich, wenn ich sie vom Boden löste. Also näherte ich mich den beiden langsam und versuchte, so wenig Lärm wie möglich zu machen.
    Nach einigen Sekunden war ich noch knapp drei Meter von den Eindringlingen entfernt und hielt mich hinter einer Säule versteckt. Ich atmete tief und langsam ein. Den Rasierer hielt ich in der rechten Hand und den Stecker in der linken. Dann holte ich mit der Rechten aus und dehnte das Spiralkabel wie eine Wurfschlinge.
    Und schleuderte es mit aller Kraft gegen seinen Kopf.
    Der Rasierer traf sein Ziel mit einem hörbaren Krachen. Der Mann riss die Hände hoch, um sein Gesicht zu schützen, aber er kam eine Sekunde zu spät. Er schrie, flog im Schreibtischstuhl zurück und landete krachend auf dem Boden. Ich riss an der Schnur, und der Rasierer schoss zu mir zurück.
    Mittlerweile rappelte sich der Computerfreak an meinem Fernseher auf die Beine. Aber ich wollte sichergehen, dass der große Kerl am

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