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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Bedford, New York, revoltierte, das mit kostbaren Antiquitäten vollgestopft gewesen war. Mein Bruder und ich konnten drinnen nicht spielen, ohne irgendetwas Kostbares umzuwerfen, irgendeine unbezahlbare etruskische Vase oder eine John-Townsend-Kommode.
    Aber vielleicht hasste ich einfach nur volle Räume.
    Der Komiker George Carlin hat einmal eine großartige Nummer über das »Zeug« gebracht, den Müll, den wir in unserem Leben ansammeln und von einem Ort zum andern schieben. Ein Haus, sagte er, ist nur ein Haufen Zeug mit einem Deckel drüber, ein Ort, wo man sein Zeug lagern kann, während man ausgeht und neues Zeug kauft. Ich habe so wenig Zeug wie möglich, aber was ich habe, ist einfach und gut.
    Ich ging direkt ins Badezimmer, zog mich aus und stellte mich unter die Dusche. Da blieb ich eine Weile stehen und genoss das heiße Wasser, das auf meinen Kopf, meinen Hals und meinen Rücken herunterprasselte.
    Ich konnte einfach das Bild der armen Alexa Marcus nicht aus dem Kopf bekommen. Die Waschbäraugen, das hoffnungslose Entsetzen. Es erinnerte mich an eines derschrecklichsten Videos im Web, das ich jemals gesehen hatte: die Enthauptung eines mutigen
Wall Street Journal- Reporters
durch Monster mit schwarzen Kapuzen.
    Diese Assoziation machte mir Angst.
    Ich fragte mich, was sie mit »lebendig begraben« meinte. Vielleicht war sie in einem unterirdischen Bunker eingesperrt oder in irgendeinem Gewölbe.
    Als ich das Wasser abstellte und nach dem Handtuch griff, glaubte ich ein Geräusch zu hören.
    Ein Schnappen oder ein Klicken.
    Vielleicht war es aber auch nichts.
    Ich hielt inne, lauschte noch einen Augenblick und trocknete mich ab.
    Dann hörte ich es erneut. Es war eindeutig ein Geräusch.
    Und es kam aus dem Inneren des Lofts.

30. KAPITEL
    Ich starrte durch die halb geöffnete Badezimmertür, sah aber nichts.
    In so einem alten Gebäude in der Stadt am frühen Abend gab es alle möglichen Geräusche. Liefer- und Müllwagen, Presslufthämmer, kreischende Bremsen und Autotüren, die zugeschlagen wurden, Busse, die mit ihren Dieselmotoren vorbeibrummten. Alarmanlagen von Autos, nachts wie tagsüber.
    Aber dieses Geräusch kam aus dem Inneren meiner Wohnung, ganz sicher.
    Ein leichtes Kratzen von der Vorderseite des Lofts.
    Nackt und immer noch nass ließ ich das Handtuch fallen und öffnete die Badezimmertür ein Stück weiter. Dann trat ich hinaus, wobei das Wasser auf die Holzdielen tropfte.
    Ich lauschte schärfer.
    Das Kratzen wurde deutlicher. Es kam eindeutig aus dem Inneren des Lofts, und zwar von der Eingangstür her.
    Meine beiden Pistolen waren unerreichbar. Die SIG-Sauer-P250-Halbautomatik lag unter meinem Bett. Aber um die Schlafnische zu erreichen, hätte ich erst an ihnen vorbeigemusst. Ich verfluchte den idiotischen Grundriss des Lofts, der das Bad so weit vom Schlafzimmer platziert hatte. Die andere Waffe, eine Smith & Wesson M&P neun Millimeter, lag in dem Bodensafe unter dem Küchenboden.
    Und damit näher bei ihnen als bei mir.
    Die Holzdielen waren zerkratzt und beschädigt gewesen und vor kurzem erst erneuert worden. Sie waren solide und so glatt wie Seide, und vor allem knarrten sie nicht, wenn man darüberging. Barfuß, wie ich war, konnte ich einige lautlose Schritte in den Raum machen.
    Es waren zwei Männer in schwarzen Militärwesten. Der eine war groß und muskulös, hatte eine fliehende Stirn und einen schwarzen, militärischen Kurzhaarschnitt. Er saß am Schreibtisch und machte etwas auf dem Keyboard meines Computers, obwohl er nicht gerade wie ein Computerfreak aussah. Der andere war klein und schlank, hatte kurzes, rehbraunes Haar, teigige Haut und Aknenarben auf den Wangen. Er saß auf dem Boden direkt neben meinem riesigen Flachbildschirm, der an die Wand geschraubt war. Er hielt mein Kabelmodem in der Hand und fummelte mit einem Schraubenzieher daran herum.
    Sie trugen beide Latex-Handschuhe. Außerdem neue Jeans und dunkle Jacken. Die meisten Leute hätten an der Art, wie sie gekleidet waren, nichts Auffälliges bemerkt. Aber für jemanden, der schon einmal undercover gearbeitet hatte, war ihre Kleidung so verdächtig wie eine elektronische Werbetafel am Times Square. Ihre Garderobe hatte versteckte Taschen für Pistolen und Magazine.
    Ich hatte keine Ahnung, wer sie waren oder warum sie hier waren, aber ich wusste sofort, dass sie bewaffnet waren.
    Und ich nicht.
    Ich war nicht einmal angezogen.

31. KAPITEL
    Aber Angst hatte ich auch nicht. Ich war stinksauer, wütend

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