Lebendig und begraben
irgendetwas zu tun!«, rief der Junge. »He, Alter, ich
kenne
diesen Typen ja nicht mal richtig!«
Er wich zurück, so als erwartete er, dass ich mich auch auf ihn stürzen würde, aber ich wandte mich ab und ließ ihn laufen.
Ich hatte Angst, Perreira könnte ohnmächtig werden, deshalb lockerte ich meinen Griff um seine Kehle ein wenig. Er schnappte nach Luft, dann krächzte er heiser:
»O que você quer? O que diabos você quer?«
Ich hatte keine Ahnung, was er sagte. Ich kann kein Portugiesisch. »Wo ist sie?«, fragte ich.
»Entreguei o pacote!«
»Wo ist sie?«
»Eu entreguei a menina!«
»Sprich englisch.«
»O pacote! Entreguei o pacote!«
Eins der Wörter klang mir irgendwie vertraut. »Das Päckchen?«
»Ich liefere«, keuchte er, »das Päckchen. Ich
liefere
das Päckchen!«
»Päckchen?«
Er brachte mich derart zur Weißglut, als hätte er mich unter Strom gesetzt. Ich musste mich sehr zurückhalten, um ihm nicht die Luftröhre zu zerquetschen.
Offensichtlich glaubte er, ich hätte etwas mit dem Kidnapping zu tun, sei einer seiner Auftraggeber. Also
war
er nur der Botenjunge. Das erste Glied der Kette. Man hatte ihn angeheuert, um Alexa zu entführen und sie an jemand anderen zu übergeben.
Und dass er dachte, ich sei einer seiner Auftraggeber, bedeutete wahrscheinlich, dass er sie nicht kannte und ihnen nicht begegnet war. Das konnte nützlich für mich sein. Ich lockerte meinen Griff an seiner Kehle, und er krächzte:
»Entreguei a cadela, qual é?«
Obwohl ich kein Portugiesisch spreche, kenne ich doch ein paar Kraftausdrücke in mehreren Sprachen, und ich war mir ziemlich sicher, dass er gerade einen benutzt hatte, der auf Alexa gemünzt war. Das missfiel mir. Ich verstärkte meinen Griff an seiner Kehle. Dann zwang ich mich, aufzuhören. Diese Kakerlake umzubringen brachte nichts. Er nützte mir nur lebendig.
»Ich werde dich davonkommen lassen, damit du mir ein paar Fragen beantworten kannst«, sagte ich. »Wenn du mich bei irgendetwas anlügst, werde ich dir dein Ohr abschneiden und es an deinen Vater bei der UNO schicken. Bei der zweiten Lüge verlierst du dein zweites Ohr. Das geht an …«
»Nein!
Nein!
Ich werde Ihnen alles sagen! Was wollen Sie?Ich habe getan, was Sie gesagt haben! Ich habe Ihnen das Mädchen ausgeliefert und den Mund gehalten.«
»Wo ist sie?«
»Warum fragen Sie mich das? Sie haben gesagt, ich soll die Schlampe aufreißen, sie unter Drogen setzen und sie zu Ihnen bringen. Und das habe ich getan. Was wollen Sie noch, Mann? Sie haben das Mädchen. Ich habe das Geld. Es ist doch alles in Ordnung.«
Es ist alles in Ordnung
. Eine Phrase, die ich wirklich hasse. Er war ein schicker, abgeleckter Typ, der daran gewöhnt war, seine Deals mit betuchten Kunden abzuwickeln, die ihren »Partyspaß« nie im Leben bei irgendeinem Kleinkriminellen mit Knastblässe und tiefer gelegtem Schlitten kaufen würden. Die meisten Collegekids und die meisten reichen Bengel stellen sich nur ungern der Tatsache, dass das, was sie tun, wirklich kriminell ist. Für sie war die Ware, die er ihnen verkaufte, nur eine Delikatesse, die aus unerfindlichen Gründen als ungesetzlich deklariert worden war, so wie iranischer Kaviar oder Rohmilchcamembert. Bei einem Mann wie Mauricio wirkte Drogenhandel nicht mehr ungesetzlich, sondern
exklusiv
.
»Für dich sieht es im Moment ziemlich schlecht aus, würde ich sagen.«
Auf seinem Nachttisch lag ein Nokia-Handy. Ich nahm es mit meiner freien Hand und steckte es ein.
Dann fasste ich hinter das Kopfteil des Bettes und fand etwas, das sich sehr nach einer Pistole anfühlte, die dort hinten mit Klebeband befestigt war. Es handelte sich um eine sehr teure STI-Pistole. Die steckte ich auch ein, dann löste ich meinen Griff an seiner Kehle. Er holte tief und rasselnd Luft. Sein Gesicht war tiefrot angelaufen, und er sah aus, als würde er gleich ohnmächtig werden.
Vielleicht hatte ich es doch ein wenig übertrieben.
»In Ordnung«, sagte ich, kletterte von ihm herunter und stellte mich neben das Bett. »Steh auf!«
Er setzte sich mühsam auf, weil er noch ins Laken verheddert war und ihn der Sauerstoffentzug schwächte. Bekleidet war er nur mit einem roten Slip. Erschöpft ließ er die Beine über die Bettkante hängen. Seine Fuß- und Fingernägel waren auf Hochglanz poliert.
»Jesu Christo«
, keuchte er. »Was wollen Sie von mir, Mann?«
»Du hast es vermasselt«, sagte ich.
Er schüttelte den Kopf. In seinen Augen stand seine Furcht zu
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