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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Seitdem mochte er Rasen.
    Dragomir stieg auf die Veranda, ging am Luftkompressor mit der langen Verlängerungsschnur vorbei und zog die Tür mit dem Fliegengitter auf. Im Gitternetz waren Löcher, deshalb öffnete und schloss er die Holztür dahinter so schnell es ging, um die Insekten draußen zu halten. Das ganze verdammte Bauernhaus war marode. Aber er hatte kein Recht, sich zu beschweren. Das Haus und das Land, auf dem es stand, rund 120 Hektar Wald in einem entlegenen Teil New Hampshires, gehörten einem alten Mann, der nach Florida gezogen war. Seit vier Jahren hatte es keinen Besucher auf dem Gelände gegeben. Es gab nicht einmal einen Verwalter.
    Also hatte er sich selbst zum Verwalter ernannt.
    Auch wenn die Vermögensverwaltung der Familie davon nichts wusste.
    Als er durch den umgebauten Wintergarten ging, konnte er über die Computerlautsprecher das erbärmliche Wimmern des Mädchens hören. Im Monitor sah man, wie sie sich wand und verdrehte, an den Wänden kratzte und schrie.
    Der Lärm ging ihm auf die Nerven, deshalb drückte er einen Knopf an der Tastatur, um das Geräusch abzuschalten.

42. KAPITEL
    Eine Stunde später stand ich neben Diana im sechsten Stock des One Center Plaza. Sie sah erschöpft aus, ihre Augen waren rot gerädert und übernächtigt, und ihre Korkenzieherlocken verstärkten ihr Medusa-Aussehen noch. Trotzdem war sie noch immer die schönste Frau, die ich jemals gesehen hatte.
    Sie wartete, bis man mir meinen Besucherausweis aushändigte, dann führte sie mich hinein.
    »Wie ist das passiert?«, fragte ich sie leise beim Gehen.
    Sie wartete mit ihrer Antwort, bis wir an den Büros vorbeigegangen waren, die den diensthabenden Hilfskräften der Special Agents zugewiesen waren, bevor sie antwortete. Ich bemerkte, dass Gordon Snyders Tür offen stand, aber nicht weit genug, dass ich erkennen konnte, ob er da war oder nicht.
    »Sie haben mir nur gesagt, dass ihnen ein verdeckter Informant einen Tipp gegeben hat.«
    Ein verdeckter Informant. »Wessen Informant?«
    Keine Antwort. Wir erreichten einen Bereich aus lauter separaten Einzelarbeitsplätzen, aber die meisten waren unbesetzt, weil es noch früh war. Ihr Minibüro war unverkennbar. An den Fotos von Grundschulkindern, die sie mit Klebestreifen an die Trennwände ihrer Arbeitszelle geklebt hatte, konnte man erkennen, dass es ihr Arbeitsplatz war. Die niedlich aussehenden Kinder waren offenkundig keine Verwandten von ihr. Und dann gab es noch Zeitungsausschnitte aus dem
Stowe
(Vermont)
Reporter,
der
Biddeford
(Maine)
Journal Tribune
und dem
Boston Herald
. Sie trugen Überschriften wie: ANKLAGE GEGEN SEXTÄTER WEGEN VERSCHWUNDENER MÄDCHEN. Die Nahaufnahme einer Bettdecke mit Paisleymuster. Die Fotokopie eines Zettels,auf die eine ungelenke, kaum des Schreibens mächtige Hand in Blockbuchstaben gekritzelt hatte:
     
    HI SÜSSE ICH HABE DICH BEOBACHTET ICH BIN DER DER ARDEN ENTFÜHRT VERGEWALTIGT UND UMGEBRACHT HAT
     
    Jede Minute, die Diana an ihrem Schreibtisch saß, hatte sie Dinge vor Augen, die ein normaler Mensch nicht ein einziges Mal anzuschauen gewagt hätte.
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete sie. »Ich habe keine Freigabe für diese Geheimhaltungsstufe.«
    Von einer anderen Arbeitszelle in der Nähe hörte man, wie sich jemand mit einem nervtötenden Geräusch die Fingernägel kürzte. »Wer hat den Befehl für den Einsatz des SWAT-Teams gegeben?«
    »Die einzige Person, die die Einsatzkräfte mobilisieren kann, ist der befehlshabende Special Agent. Aber woher wusstest
du,
wo du Perreira finden konntest?«
    »Ich habe Taylor Armstrong einen Peilsender untergeschoben.«
    Diana lächelte und nickte. »Nett.«
    »Wer auch immer das veranlasst hat, hat uns die beste Chance vermasselt, Alexa zu finden«, sagte ich. »Wo ist Perreira?«
    »Oben in einem abgeschlossenen Verhörraum.«
    »Ich will mit ihm reden.«
    »Das kannst du nicht.«
    »Weil ich nur ein privater Schnüffler bin?«
    »Das ist nicht der einzige Grund. Er redet mit niemandem.«
    »Verweigert er die Aussage?«
    »Er beruft sich auf seine diplomatische Immunität.«
    »Wer ist jetzt bei ihm?«
    »Niemand. Wir verhandeln mit der Justizbehörde über das weitere Vorgehen.«
    »Ich weiß, wie man in so einem Fall vorgeht.«
    Sie lächelte wieder. »Zweifellos.«
    »Kannst du mich nicht mal kurz reinschauen lassen?«
    »Es ist dein Ernst, oder?«
    »Absolut.«
    »Die Antwort lautet nein. Ein Justizattaché vom brasilianischen Konsulat in Boston ist schon auf dem

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