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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Fingerabdrücke und Fasern. Vermutlich hatten sie noch nie so einen kurzen Anfahrtsweg zur Arbeit gehabt. Ein paar wichtig aussehende Männer undFrauen in gepflegter Kleidung standen vor der Schwelle und diskutierten angespannt.
    »In die Krawatte war eine Art Angelschnur eingenäht«, sagte Diana.
    »Vermutlich eine Vierzig-Kilo-Sehne – belastbar, reißfest und geflochten. Das ergibt eine sehr effektive Würgeschnur. Funktioniert wie ein Käseschneider. Der Kerl hätte Perreira den Kopf abtrennen können, wenn er es darauf angelegt hätte, aber wahrscheinlich wollte er vermeiden, sich seinen teuren Anzug mit Arterienblut zu bekleckern.«
    Diana sah mich erschrocken an, sagte aber nichts.
    »Wer hat den Kerl überprüft, bevor er durchgelassen wurde?«
    »Genau das ist das Problem. Es
gab
keinen Sicherheitscheck. Jeder ging davon aus, dass irgendwer sich schon darum gekümmert hätte. Er hat am Tresen seinen Ausweis vorgelegt und sich als Cláudio Barboza vom brasilianischen Konsulat ausgegeben. Es gab keinen Grund, das anzuzweifeln.«
    »Jemand sollte das Konsulat anrufen, um zu überprüfen, ob es dort überhaupt jemanden mit diesem Namen gibt.«
    »Das habe ich gerade getan.«
    »Und?«
    »Die Brasilianer haben in Boston keinen Justizattaché.«
    Ich knurrte nur. »Man kann wohl kaum davon ausgehen, dass der Kerl irgendwelche Fingerabdrücke hinterlassen hat.«
    »Sind dir die sehr teueren, schwarzen Lammlederhandschuhe nicht aufgefallen, die er getragen hat?«
    »Nein«, räumte ich ein. »Aber wenigstens habt ihr die Überwachungsvideos.«
    »Die haben wir«, sagte sie. »Hier sind überall Kameras.«
    »Außer im Verhörraum, wo sie zu etwas gut gewesen wären.«
    »Aus dem Video könnten wir auch nichts erfahren, was wir nicht schon wüssten.«
    »Nun«, sagte ich. »Ich hoffe, ihr habt inzwischen eine bessere Gesichtserkennung, als das Pentagon sie hatte, als ich bei denen war. Die war nämlich Mist.« Die Leute vergessen manchmal, dass
Gesichts erkennung
nicht dasselbe ist wie Gesichts
identifikation
. Die funktioniert so, dass sie ein Gesicht mit einem Foto von jemandem in Verbindung bringt, der schon identifiziert wurde. Solange man kein gutes, hochauflösendes Foto zum Vergleich hat, könnte die Software keinen Unterschied zwischen Lillian Hellman und Scarlett Johansson feststellen.
    »Unsere Gesichtserkennung ist auch nicht besser. Der Kerl ist offenbar ein Profi. Er wäre nicht das Risiko eingegangen, hier sein Gesicht zu zeigen, wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass wir ihn nicht erwischen können.«
    »Stimmt«, sagte ich. »Er wusste, dass er problemlos rein- und wieder rauskommen würde. Was hat das Ganze also zu bedeuten?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Die Antwort kann dir nur jemand weit oberhalb meiner Gehaltsgruppe geben.«
    »Hast du schon jemals von irgendjemandem gehört, der während seines FBI-Gewahrsams umgebracht wurde … und zwar
in
einer FBI-Dienststelle?«
    »Noch nie.«
    »Ein paar Typen brechen in mein Loft ein, um mein lokales Netzwerk anzuzapfen. In Medford taucht schon wenige Minuten nach meinem Eintreffen das SWAT-Team auf. Sie schnappen sich einen wichtigen Zeugen, der später in einem sicheren Verhörzimmer im FBI-Hauptquartier ermordet wird. Jemand hatte offensichtlich etwas dagegen, dass ich mit Perreira spreche.«
    »Erzähl mir bloß nicht, du hast Gordon Snyder in Verdacht.«
    »Ich würde Gordon liebend gern das BP-Ölleck, Krebs und die globale Erderwärmung vorwerfen, wenn ich nur könnte. Aber das hier nicht. Er ist viel zu sehr darauf versessen, Marshall Marcus einzubuchten.«
    Diana grinste. »Exakt.«
    »Aber es ist jemand in der Regierung. Jemand, der weit oben steht. Jemand, der nicht will, dass ich herausfinde, wer Alexa gekidnappt hat.«
    »Hör auf, Nico. Das klingt nach Verschwörungstheorie.«
    »Es heißt auch, nicht jede Verschwörung ist nur eine Theorie.«
    »Das soll wohl bedeuten, dass du nicht einmal mir vertraust.«
    »Ich vertraue dir absolut. Total. Rückhaltlos. Ich darf nur nicht vergessen, dass alles, was ich dir erzähle, in Gordon Snyders E-Mail-Eingang landen könnte.«
    Sie sah betroffen aus. »Also vertraust du mir
doch
nicht?«
    »Lass es mich so formulieren. Wenn du etwas erfahren würdest, das für eure Ermittlungen relevant ist, und du gibst es nicht weiter, würdest du deinen Job nicht ordentlich machen, stimmt’s?«
    Nach einer kurzen Pause nickte sie. »Stimmt.«
    »Deshalb, verstehst du, werde ich dich nicht

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