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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Wassereinbruch gegeben hatte und sie wie Ratten in der Falle saßen.
    Er stellte sich vor, wie sich sein Vater und die anderen Männer anstrengten, um ihre Köpfe über der steigenden schwarzen Wasseroberfläche zu halten. Wie sie um ein paar Zentimeter freie Luft zum Atmen kämpften, die mit jeder Minute weniger wurde. Er stellte sich vor, wie sie in dem schwarzen Wasser miteinander kämpften und sich gegenseitig die Köpfe unter Wasser drückten, sogar die von alten Freunden oder Brüdern, nur um ein paar Minuten länger zu leben, und wie sie dabei doch die ganze Zeit wussten, dass keiner von ihnen jemals wieder lebend herauskommen würde.
    Er wollte wissen, wie es sich anfühlte, wenn man mit absoluter Gewissheit wusste, dass man sterben würde, und man völlig ohnmächtig nichts dagegen unternehmen konnte. Seine Gedanken kreisten immer wieder um dieses eine Thema. Das Unbekannte faszinierte ihn, das, was andere abstieß, zog ihn an, weil es ihm die Gelegenheit bot, sich seinemVater nahe zu fühlen und zu erfahren, was sein Vater in den letzten Momenten seines Lebens durchgemacht hatte.
    Er hatte sich immer irgendwie betrogen gefühlt, weil er die letzten Sekunden im Leben seines Vaters nicht gesehen hatte.
    Das Einzige, was er hatte, war seine Vorstellungskraft.
     
    Der verdammte Hund hörte einfach nicht auf zu bellen. Dragomir nahm wahr, wie er hinten an der Fliegentür kratzte. Er schaute aus dem Fenster und sah einen dreckverkrusteten Mischlingshund, der das Gitternetz anknurrte und ansprang. Vielleicht ein verwildertes Tier.
    Er öffnete die Holztür und hielt das WASP-CO 2 -Gas- Injektionsmesser in der Hand bereit. Sein neues Spielzeug. Nur noch das Fliegengitter befand sich zwischen ihm und dem Köter.
    Der Hund wich erschrocken zurück, fletschte seine Zähne und knurrte leise.
    Dragomir rief ihn leise auf Russisch. »Komm her, Hündchen.« Er öffnete die Fliegentür. Der Hund sprang ihn an, und er stach die Klinge in den Bauch des Tieres. Mit seinem Daumen drückte er auf den Knopf und löste die basketballgroße Ladung gefrorener Pressluft aus. Die Explosion kam zwar schlagartig, ihre Wirkung war durchaus zufriedenstellend, aber er hatte trotzdem einen Fehler gemacht. Jetzt war er mit den Eingeweiden des Tieres bekleckert, rot glänzenden Fetzen von Fell und Haut.
    Manchmal unterliefen ihm solche Fehler. Das nächste Mal würde er das Messer einfach wieder zurück in die Scheide stecken, anstatt auch noch die Pressluft abzufeuern.
    Es kostete ihn eine halbe Stunde, den zerfetzten Kadaver in einer Mülltüte in den Wald zu schaffen, wo er ihn später begraben wollte, und dann die blutbespritzte Veranda und die Fliegentür abzuspritzen.
    Er duschte in der kleinen mobilen Duschkabine im zweiten Stock und schlüpfte in eine saubere Jeans und ein Flanellhemd. Dann hörte er, dass die Türglocke schellte. Er schaute aus dem Schlafzimmerfenster und sah, dass ein Lexus-SUV auf dem Feldweg vor dem Haus parkte. Er setzte sich eine Baseballkappe auf, drehte sie nach hinten, um die Tätowierungen zu verdecken, schritt lässig die Treppe hinunter und öffnete die Vordertür.
    »Bitte verzeihen Sie die Störung«, sagte ein Mann mittleren Alters mit fliehendem Kinn und einer Brille mit dickem Metallgestell. »Mein Hund ist weggelaufen, und ich dachte, Sie hätten ihn vielleicht gesehen.«
    »Hund?«, fragte Dragomir durch die Gitternetztür.
    »Oh, na, wo sind meine Manieren«, sagte der Mann »Ich bin Sam Dupois, Ihr Nachbar von gegenüber, sozusagen.«
    Der Mann legte eine erwartungsvolle Pause ein.
    »Andros«, sagte Dragomir. »Verwalter.«
    Andros war ein polnischer Name, klang aber auch irgendwie griechisch.
    »Schön, Sie kennenzulernen, Andros«, sagte der Nachbar. »Ich dachte, ich hätte gesehen, wie Herkules in Ihre Einfahrt gelaufen ist, aber vielleicht habe ich mich auch geirrt.«
    »Tut mir sehr leid«, sagte Dragomir und lächelte. »Ich würde Ihnen gern helfen. Hoffentlich finden Sie Ihren Hund bald.«

45. KAPITEL
    Ich traf Diana im Pausenraum. Sie saß allein, und auf einem runden Tisch vor ihr lag ausgebreitet der
Boston Globe
. Er sah aber nicht so aus, als hätte sie schon darin gelesen. Die einzelnen Teile der Zeitung waren zwar ausgelegt, aber Diana hatte sie noch nicht aufgeschlagen. Sie wartete.
    »Dein Kaffee«, sagte sie und hielt eine Tasse hoch. »Lass uns ein Stück gehen.«
    Ich folgte ihr nach draußen. »Sie haben Alexas Portemonnaie unter seinem Bett gefunden. Perreira hat ihr

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