Lebendig und begraben
hinter dir gelassen?«
»Weil ich sie brauche. Mir ist jedes Mittel Recht, um Alexa zurückzuholen.«
Er atmete geräuschvoll ein und aus. »Kein Kommentar.«
Er verachtete unterschiedslos alle Regierungsbehörden und legte ihnen gegenüber fast schon extreme Wahnvorstellungen an den Tag. Für ihn waren das alles Feinde. Sie hatten zu viel Macht und waren zu bösartig, und ich glaube, er lastete jeder einzelnen Behörde den selbstgebauten irakischen Sprengsatz an, der den Benzintank seines Hummers zerrissen hatte. Den heldenhaften plastischen Chirurgen der Army, die sein Leben gerettet hatten, auch wenn es grotesk aussah, fühlte er sich offenbar weniger zu Dank verpflichtet. Aber wer konnte ihm seine Wut zum Vorwurf machen?
Um das Telefon zu inspizieren, legte Devlin seinen Kopf auf eine seltsame Weise quer. Er zog es vor, mit wenig Licht zu arbeiten, fast schon in der Dunkelheit, weil seine Augengegen Licht überempfindlich geworden waren. »Ah, ein Nokla 8800. Das ist kein normales Gerät.«
»Du meinst Nokia.«
Er zeigte es mir. »Kannst du lesen, Nick? Da steht NOKLA.«
Er hatte recht. Da stand NOKLA. »Eine Kopie?«
Er drückte ein paar Ziffern der Tastatur: »Jawohl. Die IMEI bestätigt das.«
»Die was?«
»Die Seriennummer.« Er schob die Gehäuserückseite hoch und drückte die Batterie heraus. »Ein Shenzhen Spezial«, sagte er und hielt die Batterie hoch. Ich beugte mich näher zu ihm hinüber. Die Batterie war vollkommen mit chinesischen Schriftzeichen bedeckt. »Hast du schon mal bei Ebay reingeschaut und einen Sonderverkauf von Nokia-Handys gesehen? Nagelneu, zum halben Preis? Die sind alle aus China.«
Ich nickte. »Wenn man sein Handy per Internet bestellt, geht man nicht das Risiko ein, bei Walmart oder Target sein Gesicht in irgendwelche Überwachungskameras zu halten«, sagte ich und bereute sofort meine Wortwahl. Was würde er dafür geben, einfach so in einen Walmart gehen zu können, ohne scheele Blicke, zimperliches Gehabe und schreiende Kinder zu erleben.
Devlin wandte sich abrupt ab und schaute auf einen seiner Monitore. Dort blinkte ein grüner Punkt.
»Wo wir gerade von Peilsendern sprechen, hast du einen an dir?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Hatte ich dir nicht gesagt, du solltest gewisse Vorsichtsmaßnahmen einhalten, wenn du hierher kommst?«
»Das habe ich.«
»Darf ich einmal dein Handy sehen?«
Ich reichte ihm mein Blackberry. Er linste darauf, legte esauf den schmalen Tresen und drückte das Batteriefach auf. Dann nahm er die Batterie und ruckelte mit einer Pinzette etwas lose. Was er herauszog, hielt er hoch und schaute es mit schiefem Kopf an. Devlin war nicht mehr fähig, Gesichtsausdrücke zu zeigen, aber wenn er es hätte tun können, hätte er wahrscheinlich triumphierend gegrinst.
»Jemand hat jede deiner Bewegungen verfolgt, Heller«, sagte er. »Hast du eine Ahnung, wie lange schon?«
48. KAPITEL
Ich hatte natürlich keine Ahnung, wie lange man mir schon folgte, aber wenigstens wusste ich jetzt, wie mich das FBI in Mauricio Perreiras Apartment in Medford hatten orten können.
»Sieht aus, als würde dich das FBI beschatten. Und ich dachte, du würdest mit denen zusammenarbeiten. Hatte irgendjemand die Gelegenheit, an deinem Blackberry herumzufummeln, ohne dass du es bemerkt hast?«
Ich nickte. Ich konnte mich daran erinnern, dass ich mein Blackberry am Empfang beim FBI in Boston abgegeben hatte. Und zwar nicht nur ein Mal, sondern zwei Mal.
»Jetzt werde ich allmählich auch schon paranoid«, sagte ich. Er drehte sich um und schaute mich an. Instinktiv wollte ich meinen Blick von diesem Gesicht abwenden, aber ich riss mich zusammen und zwang mich, seinen Blick zu erwidern.
»Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind«, meinte Devlin düster. In dem dunklen, stillen Wohnmobil bekam ich von seinem Flüstern eine Gänsehaut. »Ich glaube, ich zitiere gerade Nick Heller.«
»Der Spruch stammt ursprünglich nicht von mir.«
»Auf jeden Fall hast du absolut recht mit der chinesischenKopie. Wenn man den Mist übers Internet bestellt, verringert man das Risiko, aufzufallen, aber es gibt noch einen besseren Grund. Etwas, das nur die richtig guten bösen Jungs wissen.«
»Okay.«
»Die IMEI. Die elektronische Seriennummer. Jedes Mobiltelefon hat eine. Sogar die billigsten Wegwerfgeräte.«
»Sogar Noklas?«
»Ja, sogar Noklas. Aber mit der Verwendung von Shenzhen Spezial machen es die bösen Jungs den guten Jungs
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