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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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auf dem harten Boden wahrzunehmen, dann sah er das graue Entlüftungsrohr in der Mitte des Feldes und ging direkt darauf zu.
    »Ist das eine Sickergrube, Andros?«
    Dragomir verstummte. Er hatte dem Bullen seinen Namen nicht genannt. Der Nachbar offenbar schon.
    Das beunruhigte ihn.
    »Ist um Acker zu belüften«, sagte Dragomir, als sie neben dem Rohr standen. »Von der Müllhalde, dem … Misthaufen.« Eine Improvisation. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    »Wie bei Methanbildung in etwa?«
    Dragomir zuckte mit den Schultern. Er verstand kein Englisch. Er tat nur, was man ihm sagte. Er war ein einfacher Arbeiter.
    »Sie brauchen eine Genehmigung, wenn sie eine Sickergrube bauen, wissen Sie das?«
    Die Wangen und Ohren des Polizisten hatten die Farbe von kaltem Borschtsch.
    Dragomir lächelte. »Keine Sickergrube.«
    Gedämpfte, entfernte Schreie drangen aus dem Entlüftungsrohr.
    Der Polizist hob den Kopf. Seine lächerlichen Ohren schienen zu zucken.
    »Haben Sie auch was gehört?«, fragte er.
    Dragomir schüttelte langsam den Kopf. »Nein …«
    Die Schreie des Mädchens wurden lauter und deutlicher.
    »HILFE GOTT HILF MIR BITTE RETTE MICH OH GOTT …«
    »Es klingt, als würde es von dort unten kommen«, sagte der Polizist. »Ziemlich verrückte Geschichte.«

63. KAPITEL
    »Ich höre«, sagte ich.
    Dorothy seufzte. »Beginnen wir mit der Ausgangsfrage: Wie kommen diese Leute ins Internet? Ich glaube kaum, dass das hier eine übliche High-Speed-Verbindung ist.«
    »Warum nicht?«
    Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Sie wissen, dass meine Eltern in North Carolina wohnen, oder? Vor einigen Jahren haben sie beschlossen, sich Kabelfernsehen anzuschaffen, um all diese Filme sehen zu können. Leider gab es für ihre Wohngegend keinen Kabelanschluss, und deshalb mussten sie sich eine von diesen Satellitenschüsseln auf ihr Dach montieren.«
    Ich nickte.
    »Einmal habe ich versucht, in ihrem Haus einen Film anzuschauen. Das Bild verschwamm immer wieder. Es war zum Verrücktwerden. Also fragte ich sie, was das Problem wäre, Sie wissen schon: War es schon von Anfang an so, habt ihr die Firma angerufen, die die Satellitenschüssel montiert hat, damit sie es reparieren? Und Mama sagte: ›Oh, das passiert ständig. Jedes Mal, wenn ein Flugzeug über unser Haus fliegt. Man gewöhnt sich daran. Da kann man nichts machen.‹ Sie wohnen ganz dicht am Charlotte/Douglas-Flughafen. Also mitten in der Einflugschneise. Glauben Sie mir, diese Flugzeuge sind laut. Und dann fiel mir auf, dass jedes Mal, wenn ich eins dieser Flugzeuge hörte, der Fernseher ausfiel.«
    »Okay«, sagte ich. »Wenn unser Entführer sich also irgendwo tief in den Wäldern oder in einer ländlichen Gegend befindet, wo es keine High-Speed-Verbindung gibt, dann wäre eine Satellitenschüssel die einzige Möglichkeit, ins Internet zu kommen«, sagte ich. »Und Sie glauben, ein Flugzeug könnte dieses Signal stören?«
    »Aber ja. Schon ein heftiger Regenschauer kann das. Satelliten arbeiten per Sichtverbindung; wenn also etwas zwischen die Schüssel und den großen, alten Satelliten oben im Himmel kommt, bricht das Signal ab. Ein ausreichend großes Flugzeug, das tief genug fliegt, kann das Signal unterbrechen. Und wenn es auch nur für den Bruchteil einer Sekunde ist, reicht das schon aus.«
    »Das ist brillant«, sagte ich. »Das Geräusch, das wir hören, könnte sehr wohl von einem Triebwerk stammen. Sie sind also in der Nähe eines Flughafens. Aber wie nah, was glauben Sie?«
    »Schwer zu sagen. Auf jeden Fall aber so nahe, dass ein Flugzeug, das startet oder landet, tief genug fliegt, um den Weg zu dem Satelliten zu blockieren. Also hängt es davon ab, wie groß das Flugzeug ist, mit welcher Geschwindigkeit es sich fortbewegt und so weiter.«
    »Es gibt verdammt viele Flughäfen in den USA«, gab ich zu bedenken.
    »Ach wirklich?«, sagte sie trocken. »Das habe ich nicht bedacht. Wenn wir aber die Suche einengen könnten, würde es sehr viel einfacher.«
    »Ich glaube, das können wir.«
    »Glauben Sie?«
    »New Hampshire.« Ich erklärte ihr George Devlins Handy-Kartografie und woher wir wussten, dass Mr. X Alexa über die Grenze von Massachusetts nach New Hampshire gebracht hatte.
    Dorothy hörte zu und starrte dabei ins Leere. Nach zwanzig Sekunden der Stille sagte sie: »Das ist wirklich sehr hilfreich. Ich weiß zwar nicht, wie viele Flughäfen es in New Hampshire gibt, aber immerhin haben wir es jetzt mit einer überschaubaren

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