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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Anzahl zu tun.«
    »Vielleicht können wir das Ganze sogar noch weiter einengen«,sagte ich. »Überträgt diese unheimliche Website CamFriendz in Echtzeit?«
    »Ich würde sagen ja, mit einer Verzögerung von wenigen Sekunden. Man muss eine langsame Verbindung, die Serverengpässe und so was bedenken. Es dürften fünf Sekunden Verzögerung sein.«
    »Also vergleichen wir diese Zeiten mit den exakten Flugzeiten der Flugdatenbank der FAA.«
    »So etwas haben die?«
    »Natürlich haben die das. Wir suchen also nach Flughäfen in New Hampshire – ach, nehmen wir Massachusetts und Maine dazu, nur um ganz sicher zu sein –, die einen Flugplan haben, der mit unseren vier Unterbrechungen übereinstimmt.«
    Dorothy nickte fest entschlossen.
    »So können wir es viel weiter eingrenzen«, sagte ich. »Gibt es bei einer dieser Übertragungen nicht zwei voneinander unabhängige Unterbrechungen?«
    »Richtig.«
    Langsam wurde ihr Lächeln breiter. »Nicht schlecht, Boss.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Es war Ihre Idee.« Eins von den paar Dingen, die ich gelernt habe, seitdem ich mich selbstständig gemacht habe: Der Chef soll nie selbst den Ruhm für irgendetwas beanspruchen. »Können Sie sich in die gesicherte elektronische Datenbank der Bundesbehörde zur Luftraumüberwachung hacken?«
    »Nein.«
    »Das FBI wird es können. Ich rufe Diana an.«
    »Entschuldigung?«
    Jillian Alperin stand etwas unschlüssig da.
    »Wir sind in einer Besprechung«, sagte Dorothy. »Gibt es ein Problem?«
    »Ich habe vergessen, das hier aus dem Drucker zu nehmen.« Sie hielt ein großes, glänzendes Farbfoto hoch. Es war eine Ausschnittsvergrößerung des Fotos von der Tätowierung des Entführers, das man auf Alexas iPhone gefunden hatte.
    »Danke«, sagte Dorothy und nahm es ihr aus der Hand.
    »Ich glaube, ich weiß, was das ist«, sagte Jillian.
    »Das ist eine Eule«, sagte ich. »Trotzdem danke.«
    Dann hielt sie noch etwas anderes hoch, das sie in der anderen Hand gehabt hatte. Ein dünnes, weißes Taschenbuch. Auf dem Buchdeckel war in Schwarzweiß die Strichzeichnung einer Eule.
    Sie war identisch mit dem Eulentattoo auf dem Foto.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Es ist ein Buch mit Tätowierungen, das mein Bruder aufgetrieben hat.«
    Sie gab mir das Buch. Der Titel lautete:
Tätowierungen der russischen Unterwelt
.
    »Dorothy«, fragte ich, »wie spät ist es gerade in Russland?«

64. KAPITEL
    Eine meiner besten Quellen war ein ehemaliger Generalmajor vom KGB. Anatoly Wasilenko war Ende sechzig, dünn wie ein Windhund, hatte eine Adlernase und das Auftreten eines Cambridge-Professors. Noch während die Sowjetunion zusammenbrach, verdiente er bereits kräftig an sämtlichen Informationen, auf die er zugreifen konnte, und an seinen weitreichenden Beziehungen.
    Ich könnte nicht sagen, dass ich ihn besonders mochte … er war einer der geldgierigsten Männer, die ich je getroffen habe, aber er konnte freundlich und charmant sein, und erhatte ein erstaunliches Adressbuch. Für das entsprechende Honorar konnte er einem so gut wie jede Geheimdienstinformation besorgen, die man brauchte.
    Tolja wusste immer, wen man anrufen, wen man bestechen und wen man einschüchtern musste. Wenn ein Klient von mir den örtlichen Manager einer Fabrik in St. Petersburg der Unterschlagung bezichtigte, konnte Tolja das Problem mit einem einzigen kurzen Telefonat aus der Welt schaffen. Er würde den Kerl einsammeln, verhören und dermaßen in Angst und Schrecken versetzen lassen, dass der sich danach nicht einmal mehr traute, eine Büroklammer von seinem eigenen Schreibtisch zu stehlen.
    Ich erwischte Tolja beim Abendessen. Der Geräuschkulisse nach war er nicht zu Hause.
    »Habe ich Sie etwa noch nie ins Turandot mitgenommen, Nicholas?«, sagte er. »Warten Sie, lassen Sie mich eben an einen etwas leiseren Ort gehen.«
    »Doch. Zweimal«, sagte ich. »Haifischflossensuppe, glaube ich.«
    Das Turandot war ein Speiselokal, das nur wenige Blocks vom Kreml entfernt am Tverskoy Boulevard lag und das Lieblingsrestaurant von Oligarchen, Kriminellen und hohen Regierungsbeamten war; viele von ihnen gehörten zu jeder der drei Gruppen. Es war die riesige, vergoldete Nachbildung eines barocken Palastes mit einem venezianischen Innenhof aus Marmor, Statuen römischer Götter, Wandteppichen und einem riesigen Kristalllüster. Kräftige Sicherheitsleute standen vor dem Gebäude, rauchten und bewachten die Bentleys ihrer Arbeitgeber.
    »So«, sagte er, als er wieder

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