Lebens-Mittel
gezüchteten Masthähnchen sind Cornish-Hybriden; über 99 Prozent der Truthähne gehören zur Rasse »Broad Breasted Whites«.
Mit dem Aufkommen der industrialisierten Landwirtschaft hat die flächendeckende Monokultur einer winzigen Gruppe von Pflanzen, die meisten davon Getreide, das breit gefächerte Angebot der Farmen ersetzt, das uns früher ernährt hat. Vor hundert Jahren wuchsen auf einer typischen Farm in Iowa über ein Dutzend verschiedene Pflanzen- und Tierarten heran: Rinder, Hühner, Mais, Schweine, Äpfel, Gras, Hafer, Kartoffeln, Kirschen, Weizen, Pflaumen, Trauben und Birnen. Heute sind es nur zwei: Mais und Soja. Diese Verarmung der Agrarlandschaft führt direkt zu einer Verarmung der Nahrung, die heute in beachtlichem Ausmaß von – große Überraschung – Mais und Sojabohnen beherrscht wird. Vielleicht meinen Sie, Sie würden nicht viel Mais und Sojabohnen essen, aber Sie tun es: 75 Prozent der Pflanzenöle in Ihrer Nahrung stammen von Soja (und machen 20 Prozent Ihrer täglichen Kalorienaufnahme aus), und über die Hälfte der Süßungsmittel, die Sie konsumieren, stammen von Mais (und machen rund 10 Prozent Ihrer täglichen Kalorienaufnahme aus).
Warum Mais und Soja? Weil diese beiden Pflanzen zu den effizientesten Umwandlern von Sonnenlicht und chemischem Dünger in Kohlenhydratenergie (Mais) bzw. Fett und Protein (Soja) gehören, die die Natur zu bieten hat. Wenn Sie also möglichst viele Makronährstoffe aus dem amerikanischen Farmgürtel herausholen wollen, sind Mais und Soja erste Wahl. (Dabei hilft es, dass die Regierung die Farmer dafür bezahlt, dass sie Mais und Soja anbauen, und jede produzierte Tonne subventioniert.) Der größte Teil der Mais- und Sojaernte endet als Futter für Tiere (und vereinfacht deren Ernährung auf ungesunde Weise, wie wir sehen werden), aber der Rest landet überwiegend in weiterverarbeiteten Nahrungsmitteln. Das Geschäftsmodell der Lebensmittelindustrie verfolgt das Konzept, billige Rohmaterialien »wertvoller« zu machen; seine Genialität bestand in der Entdeckung, wie diese zwei großen Samenkörner sich in ihre chemischen Bausteine zerlegen und zu Myriaden abgepackter Lebensmittelprodukte neu zusammensetzen lassen. Ergebnis? Mais trägt heute 554 Kalorien täglich zur Pro-Kopf-Nahrungsversorgung in Amerika bei, Soja weitere 257. Nehmen Sie Weizen (768 Kalorien) und Reis (91 Kalorien) dazu, und Sie begreifen, dass für andere Lebensmittel in amerikanischen Mägen nicht mehr viel Platz bleibt.
Heute machen diese vier Nutzpflanzen zwei Drittel der Kalorien aus, die wir zu uns nehmen. Wenn Sie bedenken, dass die Menschheit sich im Lauf ihrer Geschichte rund achtzigtausend essbare Arten einverleibt hat und dreitausend davon oft gegessen wurden, stellt das eine radikale Vereinfachung der menschlichen Ernährung dar. Warum sollte uns das interessieren? Weil Menschen Allesfresser sind und zwischen fünfzig und hundert verschiedene chemische Verbindungen und Elemente brauchen, um gesund zu sein. Es ist kaum glaubhaft, dass wir alles, was wir brauchen, von einer Nahrung bekommen, die überwiegend aus weiterverarbeitetem Mais, Soja, Reis und Weizen besteht.
3) Von der Qualität zur Quantität
Obwohl die industrialisierte Landwirtschaft enorme Fortschritte dabei gemacht hat, dem Boden Makronährstoffe – Kalorien – zu entlocken, wird immer deutlicher, dass dieser Zugewinn an Nahrungsquantität zu Lasten der Qualität gegangen ist. Das sollte uns nicht überraschen: Unser Nahrungssystem hat seine Energie lange Zeit darauf konzentriert, die Erträge zu maximieren und Lebensmittel möglichst billig zu verkaufen. Es wäre zu viel, darauf zu hoffen, dies hätte ohne Einbußen an der Nährstoffqualität erreicht werden können.
Wie bereits erwähnt, zeigen Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums einen Rückgang des Nährstoffgehalts bei den dreiundvierzig Nutzpflanzen, die es seit den 1950er Jahren beobachtet. Einer neueren Analyse zufolge nahm der Vitamin-C-Gehalt um 20 Prozent ab, der Eisengehalt um 15 Prozent, der von Riboflavin um 38 Prozent und der von Kalzium um 16 Prozent. Amtliche Zahlen aus England erzählen eine ähnliche Geschichte: Seit den Fünfzigerjahren ist ein Rückgang von 10 Prozent oder mehr bei Eisen, Zink, Kalzium und Selen zu verzeichnen, und das bei den unterschiedlichsten Nutzpflanzen. Um es ein bisschen anschaulicher zu formulieren: Heute müssen Sie drei Äpfel essen, um die gleiche Menge Eisen zu bekommen, die Ihnen 1940 ein
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