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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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Hose hast bei dem mit der großen Lupe suchen müssen, gefunden freilich hättest nichts. Also hat ihm die Anni hin und wieder einen Knödel oder eine Palatschinke in der Tupperware aufs Lehrerherrenklo gestellt, als kleine Aufmerksamkeit gewissermaßen, und ein wenig auch, weil sie selbst einsam war.
    Aufs Herrenklo hat sich der Mallinger damals oft und gerne zurückgezogen, wenn ihn die Seelenpein übermannt hat und er im Unterricht vor den Schülern nicht weinen wollte, weil die ja heutzutage jede Schwäche von einer Erziehungsperson ausnützen und ihn „Mörder!“ gerufen und ihm „Bleifuß!“ nachgeschrien haben.
    Aufs Klo gehen erweckt in Aussee keinen Verdacht. Aufs Klo rennt in Aussee praktisch dauernd einer, weil er es sich unten herum komplett vertan hat. Freilich keiner so regelmäßig und mit solchen Folgen für Mensch und Umwelt wie der Biermösel, heiliger Meister Propper, auch geruchsmäßig ist es bei dem wieder unter jeder Sau. Manchmal, denkt sich die Anni, wäre sie wirklich lieber Tagelöhnerin im Kohlebergbau in der Ukraine als Zugeherin in Österreich, die Leute sind einfach solche Schweinderln, pfui pfui pfui!
    Mit zunehmendem Alter fällt ja der Brotberuf auch der Anni immer schwerer. Wenn selbst die Wäscheklammer auf der Nase nichts mehr hilft und es ihr dauernd schwarz vor den Augen wird, träumt auch sie trotz aller Liebe zum Beruf von der Frühpension.
    Soll sie dem Biermösel einen Duftbaum hereinhängen, überlegt sie jetzt kurz. Aber dann fühlt er sich am Ende wieder in seiner Ehre gekränkt, wenn sie ihm mit dem Zaunpfahl vom Duftbaum winkt, verwirft sie den Gedanken gleich wieder. Bei einem Mann weiß man als Frau ja nie, wie man ihn anfassen soll. Und als Zugeherin muss sie erst recht ein Gespür für die Eigenheiten ihrer Klientel haben. Sind ja alle verschieden, die Menschenkinder. Nur am Ende im Todeskampf und vorher am Scheißhaus sind sie alle gleich.
    Fürs Erste belässt es die Anni jetzt lieber beim Gedanken an den Geruchsfresser. Fürs Erste genügen ihr die Schwierigkeiten, die sich mit dem Mallinger bezüglich ihrer Lebensplanung samt Lebensabend aufgetürmt haben. Da darf sie es sich mit dem Biermösel nicht ganz verscherzen. Schließlich ist auch der trotz allem ein Mann. Und schließlich kriegt auch der einmal eine staatliche Pension.
    Warum sie letztlich am liebsten mit dem Mallinger ihren Lebensabend verbringen täte? Wegen seinem sexuellen Startum vielleicht und seinem amourösen Glamour? Geh, hör auf!
    Wegen seinem sexuellen Startum und dem amourösen Glamour folgt eine Putzfrau heute keinem Mann mehr als Zugeherin in sein Einfamilienhaus, weil es das schlicht und einfach nicht gibt, sexuelles Startum und amourösen Glamour bei einem Mann.
    Da kann sie jetzt fast befreit auflachen, wenn sie an so was Blödes denkt. Der kleine Lachanfall tut ihr gut. Er lenkt ihre Gedanken von den Wandfliesen ab, an die sie sich dann gleich ranmachen muss. Gütiger Himmel, die können weiß Gott auch einen Citrusduft vertragen!
    Aber vorher muss sie sich kurz aufrichten und ein paar Mal kräftig durchatmen. Sie muss sich mit einem halben Kilo Mon Chéri in Stimmung bringen, weil sie beim Biermösel einfach nicht mehr ohne Stimmungsmacher auskommt. Und in solchen Momenten ist sie dann ganz froh, dass ihr die ganzen Versicherungsvertreter und Autoverkäufer immer eine Mon Chéri schenken, nachdem sie sich mit ihnen abgegeben hat.
    Na gut, jetzt ist es also heraußen, dass sie nicht nur die bekannteste Zugeherin in Aussee ist, sondern auch eine Lustige. Keine Professionelle zwar, aber eine Regelmäßige. Was soll sie aber auch machen, wenn das Geld aus dem Brotberuf hinten und vorne nicht reicht und es die Zwillinge einmal besser haben sollen auf der Karriereleiter?
    Natürlich, sie hätte sich auch andere als den Mallinger vorstellen können! Der war ja wirklich kein Routinier im Sexuellen, das ist er bis heute nicht. Dafür ist er äußerlich zu hektisch und innerlich zu unrund, in der Planung ist er zu einfallslos und in der Ausführung zu überstürzt. Da wird die katholische Kirche viel ruiniert haben, ist sich die Anni sicher. Sie kennt ja auch den Pfarrer von seiner gewissen privaten Seite, und auch der ist bei Gott kein Latin Lover.
    Nein nein, einen Spaß erlebt man als Frau mit einem innerlich so verbogenen Mann wie dem Mallinger beim Sex nicht. Schon gar nicht, wenn er es dauernd in seinem Ferrari-Schalensitz machen will und sie beim Sex immer „Niki“ zu ihm sagen
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