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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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Puffkaiser Schlevsky erschießt, weil wegen dem seinen grauslichen Zeitschriften sogar ein Deutschlehrer wie der Mallinger anfängt, Ansprüche an das Äußere einer Frau zu stellen, und er ihr als Partner für den Lebensabend zu entgleiten droht.
    Da braucht die Anni jetzt dringend noch einen Schnaps, bevor das sprichwörtliche Schweinderl Biermösel hereingeschneit kommt und sie auf seinem Klo knieend vorfindet, verrotzt, verweint, physisch und psychisch angeschlagen von dem, was seine Anlage ihr visuell und geruchsmäßig antut.
    Aber weil er in seiner Lade keinen Schnaps mehr gebunkert hat, reißt sie halt seine längst abgelaufenen Mon Chéri auf und schluckt die knochenharte Bonbonniere. Im Magen werden sie sich dann schon auflösen und den Alkohol freigeben. Wenn nicht, hilft sie halt mit ein wenig Lauge nach.
    Am liebsten täte sie sich jetzt sowieso mit dem eigenen Putzfetzen erschlagen, weil ihr Leben gar so verschissen ist, aber so.

Strudelwasser an der Oder
    Damit hatte der Puffkaiser Schlevsky aus dem deutschen Osten vor zwei Tagen nicht rechnen können, dass der Komet „Chaos“ in sein Leben einschlagen und ihm einen verfrühten und in dieser Form nicht geplanten Lebensabend bescheren würde. Seither versucht er zu rekonstruieren, wie es möglich war, dass er neuerdings ohne Gattin, dafür aber mit einer Schwierigen von der Platinblonden-Nachwuchsakademie drüben in Russland am Hals dasteht, von der er Unterwelt-Routinier sich am Tingeltangel in Strudelwasser an der Scheiß-Oder ausgerechnet eine rosarote Zuckerwatte hat andrehen lassen, er erkennt sich selbst nicht wieder! Kurz vor seinem Lebensabend ist er volley in die rue de gac eingebogen, mit Vollgas und ungebremst. Die gewisse Struktur in seinem Leben, die hat er verloren. Er kommt sich vor wie der Tom Hanks in seiner Raumkapsel, zu der die Bodenstation keinen Funkkontakt mehr sucht.
    „Houston, Houston, der Schlevsky hat unos, dos problemos!“
    Als er nun in dieser lauen Spätsommernacht seinen Ferrari F50 mit offenem Verdeck auf der Deutschen Autobahn in Richtung Aussee hinunter lenkt, um zu vergessen und sein Leben neu zu ordnen, als die Lichter der ostdeutschen Landschaft ein letztes Mal an ihm vorbeiziehen, da ziehen auch die Geschehnisse der vergangenen Tage und Wochen noch einmal an seinem inneren Auge vorbei, und er fragt sich, warum alles so unsagbar dämlich hat kommen müssen.
    Komm rein, rein, rein in mein Leben, du räudiges Schicksal, ich mach dich fertig, peng peng peng!, schreit er innerlich. Doch in Wahrheit muss er sich natürlich eingestehen, dass es das Schicksal ist, das ihn angeschossen hat wie der Jäger die Wildsau. Wer die Liebe, diese kapriziöse Schönheit, wer ihre Launen kennt und ihre unverhofften Bockssprünge, wer sie zu bändigen weiß und ihr gewachsen ist, der soll sich bei ihm melden unter:
    Schlevsky, Vollidiot, Berlin-Wannsee.
    Halt! Ab morgen bitte unter: Schlevsky, Vollidiot, Altaussee.
    Die Liebe, resümiert er nun beinahe lyrisch, die Liebe ist des Menschen Glück, des Menschen Ende. Heute noch ist sie wohlig-warmes Himmelbett, in das man sich vertrauensvoll schmiegt, morgen schon schmerzhaftes Nagelbrett, das einen mit kaltem Stachel durchbohrt. Mal ist sie wie die kunterbunte Frühlingswiese voll duftender Blumen, dann wieder wie die kalte unwirtliche Mondlandschaft oben am Himmelszelt. Sie ist ...
    Ach leckt ihn doch alle am Arsch! Ist er ein Dichterfürst oder ein Puffkaiser?
    Aber der Reihe nach:
    Mit seiner einstmals geliebten Gattin Jocelyn ist der Puffkaiser immer wieder gerne von Berlin nach Strudelwasser an der Oder hinübergefahren, diesem Fliegenschiss des Teufels auf der Landkarte, wo ihnen aber das gewisse Ausflugsmotel idealer Zufluchtsort für ihre Liebe war, weil den gewissen Charme für die gewissen Stunden versprühend und mit frischen Handtüchern ausgestattet und einem Tigerfellbezugbett, von dem er sich dann gleich selbst eines in den Flachdachneubau in Aussee unten stellen ließ, wohin die Jocy allerdings auch als Gesunde nur einmal mitgekommen war, später nie wieder, weil ihr die Einheimischen dort unten einfach zu primitiv waren, wie sie anmerkte, eine Spur zu eng denkend innerhalb ihrer Gebirgswelt.
    Ganz anders dagegen immer die Atmosphäre in Strudelwasser an der Oder! Offen und weit der Geist wie die Landschaft. Am Balkon stehend in seiner nackten Herrlichkeit, das Glockenspiel und die mächtige Requisite zum Trocknen in den sanften Wind gehängt, frisch geduscht nach
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