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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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muss – „Schneller Niki, schneller, schneller, schneller!“
    Aber einen Spaß erlebt man als Frau sowieso eher, wenn man einmal im Jahr zum Urfahraner Jahrmarkt nach Linz hinauffährt und sich dort eine Zuckerwatte leistet oder eine Schaumrolle, spätestens beim Sex mit einem Mann hört sich der Spaß mit einem Mann immer auf! Sie ist ja schon froh, wenn sie einer nicht zerreißt wie einen Putzfetzen und ihr das Bärli hineinsteckt wie den Klobesen in die Muschel.
    Im Vergleich zu den impotenten Altwagenhändlern und geistesgestörten Jägern, die eine Frau sowieso unter einem Gebrauchtwagen ansiedeln beziehungsweise unter einem Sechzehnender – ansehensmäßig! –, im Vergleich zu denen war der Mallinger weich und einfühlsam wie das dreilagige Cosy, und er hat sie auch nie mit einer Mon Chéri abgespeist, wie die anderen alle, die immer nur nehmen und nie geben.
    Der Mallinger hat immer cash bezahlt.
    Jetzt aber doch! Wo der überall hinwischeln kann!, wundert sich die Anni immer wieder über den Biermösel und setzt sich endlich den Mundschutz auf, bevor sie sich wer weiß was alles an Bakterien und Erregern einfängt. Wer will schon ausschließen, dass da beim Biermösel nicht die Cholera unter der Klo-matte lauert und unter seiner Klobrille sogar die Pest?
    Da wäre es ihr schon lieber, wenn sie sich die Schlafkrankheit einfangen täte, die würde sie mit Kusshand annehmen. Über ihren ganzen Problemen kriegt sie einfach seit Jahren kein Auge mehr zu. Da wäre sie jetzt ganz froh, wenn sie einmal den tiefen Schlaf finden könnte, gerne auch als Krankheit.
    Die Bilder und die Details von den ganzen Scheißhäusern fressen sich ihr neuerdings ebenso hartnäckig ins visuelle und geruchsmäßige Gedächtnis wie die Bilder von einem verarmten Lebensabend im Siechenheim drüben in Goisern, der ihr unweigerlich blüht, wenn nicht der Mallinger doch noch vernünftig wird und seine Boxenluder-Hochglanzmagazine beim Fenster hinausschmeißt, die er dem Schlevsky immer aus seinem Flachdachneubau stiehlt und die ihm ein völlig falsches Bild vom Aussehen von einer Frau vermitteln.
    Dazu die Sorgen! Diese Einsamkeit! Keine starke Schulter weit und breit, an der sie für ein paar Augenblicke Ruhe finden könnte. Kein warmes Nest nirgends auf der Welt, in das sie sich vertrauensvoll betten könnte. Weit und breit keiner, der ihr mal die kalten Füße wärmen oder ihr durchs Haar streichen und ihr sagen würde, dass sie auch etwas wert ist. Keine Zärtlichkeit, kein sanftes Wort, kein Lächeln. Keine kleinen Aufmerksamkeiten, die das Leben für eine Putzfrau erst schön machen. Seit Jahren keine neue Strumpfhose, seit Jahrzehnten kein Ausschlafen am Sonntag. Stattdessen immer nur der harte und vom Selbsthass geprägte Sex der Männer, immer nur der!
    Dass gerade im Sexuellen jeder Mann glaubt, dass er ein Star ist! Beim Autofahren, denkt sich die Anni jetzt, als sie sich bekreuzigt und an die Bodenfliesen macht, beim Autofahren sehen die Männer eher ein, dass es nicht zur Meisterschaft reicht (außer der Mallinger, der Hirschmann, der immer noch glaubt, dass es bei ihm zur Weltmeisterschaft reicht!). Beim Sex aber glaubt ein jeder, dass er ihn erfunden hat. Dabei machen sie keinen Unterschied, ob sie eine Zündkerze wechseln oder eine Frau verwöhnen („Verwöhnen!“ Hahaha! Jetzt ist er aber im Anmarsch, der Lachkrampf. Obwohl er ihr gleich wieder im Hals stecken bleibt, als sie sich niederkniet, die Bodenfliesen einsprüht und in medias res geht!).
    Die meisten Männer treten ja an wie die Abrissbirne gegen den Stahlbeton, wenn sie sich einer Frau nähern. Sie glauben allesamt fest, eine Frau gehört in der Mitte gespalten wie ein Scheit Buchenholz.
    Jetzt tut ihr das Lachen fast weh. Es rüttelt sie und schüttelt sie. Sie robbt hinaus aus der gelben Hölle und rettet sich vor den Bodenfliesen und den Gedanken an die Männer zur Geheimlade des Biermösel. Sie hat den Rubikon endgültig überschritten und kommt ab jetzt nicht mehr ohne seinen Marillenschnaps aus. (Da schau her! Da liegt ja immer noch die abgelaufene Mon Chéri in der Lade!)
    Dankbar ist sie für jede Pause, die sie herausführt aus dem Tal des Todes. Die paar Minuten Müßiggang in ihrem Leben werden ihr jetzt gut tun. Der Marillenschnaps ist die erste Flüssigkeit heute, die ihr keinen Brechreiz beschert. Ah, tut der gut! Oh, einer ist keiner! Ohahah!
    Schon spürt sie die entspannende Wirkung, gleich setzt sie die Flasche direkt an, oral ist ja ihre
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