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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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gelaufenes Nachtmahl unzweifelhaft den Umzug in die ewigen vier Wände am Friedhof drüben in Ischl bedeutet. Aber durch die neue Medizin hat er die Ausnahme zur Regel machen können, da will er die Schulmedizin schon auch einmal loben.
    Noch einmal aber will er dem Doktor Krisper die Kampfgase in seiner Kammer nicht mehr zumuten, fast war er ja selbst schon im Schattenreich! Seine Pupillen waren schon gefährlich geweitet, und alles um ihn herum hat sich gedreht, weil er es wegen der ganzen Schmerzen unten herum einfach nicht und nicht mehr zum Fenster geschafft hat. Die Roswitha hätte ihm helfen können, freilich, aber die wollte nicht. Lieber hat sie sich ausgesponnen und ihn dem Erstickungstod ausgesetzt, weil er ihr gestern nach dem Nachtmahl den Ausschlag nicht mehr einschmieren hat können, beim besten Willen ist sich das nicht mehr ausgegangen!
    Kurzum, es ist alles wieder ein bisserl sehr blöd gelaufen in der letzen Nacht. Und sein Negativlauf setzt sich ungebremst fort, wie es jetzt ausschaut, da er seinen Gendarmerieposten in Aussee betritt. Gerade vorhin ist er kurz vor acht noch beim Supermarkt hinein- und mit einer neuen Mon Chéri (gültig bis 2012) unter dem Wetterfleck wieder herausgehuscht. Dabei hat er sich innerlich schon so auf die Anni gefreut und war er sich so sicher, dass er sie heute packen wird.
    Und dann das!
    Wie er die Tür aufsperrt, findet er die Schreibtischlade mit seinem Geheimdepot sperrangelweit geöffnet vor, und die rosaroten Papierln von den abgelaufenen Mon Chéri liegen über das ganze Büro verstreut herum. Und wie sich ihm der Tatort in der ersten Ad-hoc-Gesamtbetrachtung darstellt, hat die Anni auch noch seine letzten zwei Flaschen Marillenschnaps alleine gezwitschert. Das würde jedenfalls schlüssig erklären, warum sie immer noch auf seinem Klo kniet und von dort aus abwechselnd die „Internationale“ anstimmt und dann wieder in einen Lachkrampf ausbricht. Einen schönen Rausch hat die jedenfalls beisammen, heiliger Strohsack, aber einen sehr schönen, jetzt um halb neun Uhr in der Früh.
    Frage an Radio Biermösel: Wenn die Anni bei mir um halb fünf Uhr früh zum Rauswischen anfängt und jetzt immer noch nicht fertig ist, liegt es an mir? Richte ich wirklich so eine ungeheure Sauerei an, dass es nicht schneller geht?
    Peinlich ist das schon ein bisserl, denkt er sich jetzt. Aber auch das neben dem Marillenschnaps zweite probate Mittel gegen die Peinlichkeit ist momentan seinem Zugriff entzogen. Weil wenn die Anni zwischendurch aufhört zu singen und zu lachen, dann nimmt sie auf seiner Bierkiste Platz, die er natürlich auch auf dem Klo gebunkert hat. Blöd ist das, weil er ja selbst nicht hinein kann, solange die Anni dort drinnen ist. Dabei drückt es ihn unten herum schon wieder gewaltig gegen die Beckenbodenmuskulatur, fast wie die immensen Wassermassen, die gegen die Staumauer in Kaprun drücken – ein Weltklassebauwerk ist das, auf das er als Österreicher nebenbei bemerkt mehr als stolz ist! Fast ist er versucht, als Radikalpatriot mit der Bundeshymne gegen die Internationale von der Anni anzusingen, Heimat Heimat, große Söhne! Aber bevor er so was Blödes tut, schaut er lieber nach, was ihm die Roswitha heute als Jause eingepackt hat. Eine Überraschung ist es nicht, dass es fünf dick beschmierte Bratlfettbrote sind, dafür eine schöne Freude. Als kleine Überbrückungshilfe und Gusto auf den kalten Schweinsbraten, den sie ihm jeden Tag als Mittagessen einpackt, ist das Bratlfettbrot nach wie vor unerreicht.
    Ohne Flüssigkeit dazu will und kann er das Gottesgeschenk aber nicht hinunterschlingen, da wäre ihm schade drum. Also schaut er lieber der Anni zu, wie sie auf seinem Scheißhaus mit dem Klowedel hineinfährt in die Klomuschel und wieder herausfährt, und wieder hinein und abermals heraus, und so weiter und so fort. Da erinnert sich der Biermösel auf einmal unverhofft an sein erstes und bisher einziges sexuelles Abenteuer, an jene kurze Minute, die ohne Zweifel der bisherige Höhepunkt in seinem Leben gewesen ist.
    Das Rein und Raus von der Anni ihrem Klobesen bringt den Biermösel jetzt dermaßen in Fahrt, dass er – da schau her! – auf einmal sogar bescheidenste Anzeichen einer Minimalsterektion verspürt. Ein sanftes Kribbeln samt einer wohligen Wärme macht sich dort unten herum breit, wo sonst nur der kalte Eiszapfen hängt. Und zum ersten Mal wird er sich wieder seiner Möglichkeiten als Mann bewusst, seit die Annemarie Pröll
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