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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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rücksichtsvoll und einfühlsam wie eine Sterbebegleiterin schmiert er an ihr herum. Zunächst weitläufig an den Rändern vom gewaltigen Arsch, dann immer weiter zum Zentrum hin.
    Und wie er sie dann wie jedes Mal fragt, ob ihr das eh passt, wie er an ihr herumschmiert, und wie er sie weiters fragt, ob er ihrer Meinung nach eh genug Salbe aufträgt, oder ob sie mehr davon haben will, und wie er dann endlich mit seinen dicken Fingern schon sehr nahe beim Zentrum von ihrem Arsch herum schmiert, da spürt die Roswitha wieder dieses ungestillte Verlangen und so eine immense Wut in ihrer Fut, dass sie ihren Arsch unter dem Biermösel seinem einfühlsamen Einschmieren hin und her wiegt und auf einmal ganz fürchterlich zum Seufzen und zum Stöhnen anfängt, bevor sie dann überhaupt flehentlich in die tiefe finstere Nacht hinausschreit:
    „Mehr, Biermösel! Mehr! Mehr! Mehr!“

Jammertal
    Davon hat natürlich bei der Anni nicht die Rede sein können, dass sie heute Nacht von irgendetwas außer Geld noch mehr gebraucht hätte, schon gar nicht von ihrem körperlichen Elend.
    Gerade von ihrem letzten Auftrag bei den Ramzis nach Hause gekommen, wo sie der seit gestern elffachen Mutter ein wenig unter die Arme gegriffen hat, will sie sich nur noch halbwegs aufrecht bis zum Sofa schleppen, ohne dass sie umfällt wie ein Sack und am Genickbruch stirbt, es ist zum Jammern. Ihre Hände sind rissig und tun ihr weh von der scharfen Lauge; das Kreuz schmerzt vom dauernden Bücken; die Knie sind geschwollen wie eine Extrawurst in einer zu engen Haut; die Augen sind entzunden vom feinen Staub und der ätzenden Luft, der sie auf den Scheißhäusern beständig ausgesetzt ist; und heute tun ihr sogar die Zähne wieder weh und der gesamte Kiefer – das werden die Spätfolgen sein von den vielen Nebenjobs, die sie zusätzlich noch verrichten muss. Dass sich jetzt auch noch die Hämorrhoiden melden, als sie sich endlich auf das weiche Sofa fallen lässt, das macht dann auch keinen Unterschied mehr. Wenn sie jetzt von einem Felsen in ein Tal hinunterspringen täte, dann käme dabei das Jammertal heraus, weil sich genau der Jammer und das Tal dort unten treffen täten.
    Dazu die ewigen Sorgen mit der Manuela und der Jennifer!
    Alle zwei drüben in der Hotelfachschule mit Lernschwierigkeiten wie früher der Biermösel in der Gendarmerieschule, obwohl beide hoch begabt. Die Schulpsychologin Magister Fichtner hätte die Anni gern einmal gesprochen, schreibt sie in einer Schulmitteilung, die die Anni jetzt auf dem Tisch liegend vorfindet. Aber als Magisterin verdient die sicher das Hundertfache von der Anni und arbeitet bestimmt nicht ein Zehntel von ihr, also kann die leicht mit wem reden wollen, die Anni hat zum Reden einfach wirklich keine Zeit. Jetzt ist es schon halb drei, und sie ist gerade erst nach Hause gekommen. Um halb vier hat sie schon wieder den ersten Termin (das Bahnhofsklo!). Da vergeht einem das Reden, sie weiß wirklich nicht mehr, wo ihr der Schädel steht.
    Wohin die Reise ihrer zwei Töchter geht, das weiß sie auch nicht mehr. Von oben hört sie nur laute Musik. Früher haben sie Ausseer Tracht getragen und Blockflöte gespielt, und um halb acht waren sie im Bett. Heute spielen sie nur noch diese Rockmusik, und vor halb zwei Uhr in der Früh ist nie eine Ruhe.
    Die Anni zieht sich die Strumpfhose aus und sieht die Laufmasche, wie sie die Füße für ein paar Minuten hochlagern will. Da kommt die Manuela herunter ins Wohnzimmer und fragt, ob sie eine o.b. mini hat, weil es bei der Jennifer das erste Mal so weit ist.
    Kalkweiß ist die Manu, muss die Anni feststellen. Und aus dem Mund riecht sie nach Erbrochenem!
    „Bist du vielleicht Ecstasy-süchtig?“, fragt die Anni ihre Tochter. Und die sagt:
    „Geh Mama! Ich doch nicht!“
    Wie die Anni dann endlich ein o.b. für die Manu aus ihrer Handtasche kramt, fällt ihr ein, dass bei ihr die Regel auch schon längst überfällig ist, und sie denkt sich: Du heiliger Eisprung! Wenn der Mallinger nichts damit zu tun hat, wer dann? Ist es mit dem Biermösel neulich bei ihm auf dem Posten im Marillenschnapstaumel doch zum Äußersten gekommen? Oder war es gar der Pfarrer neulich im Messweintaumel?
    Das würde der Anni zu dem ganzen Jammer dazu gerade noch fehlen! Lieber erhängt sie sich an ihrer eigenen Strumpfhose, bevor sie einen kleinen Biermösel austrägt! Und eher wirft sie sich vor den Bierwagen vom Ramzi, bevor sie einem kleinen Geistlichen das Leben schenkt!

Go, go

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