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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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scheinen ja die Verbrecher mittlerweile schon die größte Berufsgruppe überhaupt auszumachen. Er jedenfalls kann über „Verbrechen, aufgeteilt nach Berufsgruppen“ berichten, dass es dabei ungefähr so ausschaut:
    Sehr sehr brav bis sehr brav sind meistens noch die wenigen übrig gebliebenen Schichtarbeiter in den Industriegebieten im Allgemeinen. Gut möglich, dass die vom harten Arbeiten einfach zu müde sind, als dass sie nach der Sirene noch Leute abstechen oder Banken ausräumen könnten. Vielleicht ist es aber auch so, dass die Banken immer schon zu haben, wenn ein Schichtarbeiter sie ausräumen will, er weiß es nicht genau.
    Sehr brav bis brav sind auch noch die Polarforscher, weil die sich sehr weit vom Schuss weg aufhalten, gefolgt von den Kosmonauten, weil detto.
    Schon weniger brav sind die Wirten (löbliche Ausnahme: die Roswitha!). Und über die Hotellerie will er sich schon gar nicht mehr weiter auslassen, da geht ihm nämlich die Hutschnur auf, wenn er an die ganzen Probleme in der Hotellerie denkt.
    Die Pfarrer schließlich, naja, da sind schon auch ganz schöne Falotten darunter, nicht alle Pfarrer sind brav. Und über die Restbevölkerung kann er im Prinzip sagen, dass er grosso modo jedem alles zutraut, so und nicht anders schaut es in der Restbevölkerung leider aus.
    Kein Wunder also, dass der Biermösel am liebsten im Mittelalter Streifenpolizist gewesen wäre (wenn auch lieber Bierfahrer!). Vielleicht, denkt er sich oft, dass das Mittelalter die beste Zeit überhaupt für die Gendarmerie gewesen ist. Wie soll denn die Exekutive heute noch einen Respekt genießen, fragt er sich beizeiten, wie soll sie heute leisten, was früher Streckbänke und Kellerverliese geleistet haben? Vorbei die seligen Zeiten, als glühende Kohlen auf die Fußsohlen von den Tätern sie noch davon abgehalten haben, den falschen Weg einzuschlagen.
    Na gut, denkt sich der Biermösel weiter, der Rechtsstaat mit seinem ganzen Paragraphendschungel – als Idee vielleicht nicht schlecht! Aber wer hätte denn schon einmal einen Paragraphen so warnend in die Welt vom Verbrechen hinüberleuchten gesehen wie früher den lodernden Scheiterhaufen? Und was bitte kann denn heute der Strafprozess leisten, was früher der kurze Prozess nicht auch hat leisten können?
    Naja, denkt sich der Biermösel und reißt sich noch ein paar Nasenhaare aus. Er kann jedenfalls warten, bis die Rotzbuben auftauchen. Er hat – trotz der Raucherlunge – den langen Atem.
    Wie er sich jetzt das Hemd und alles miteinander schön in die Hose steckt, und wie er sich dann auf die Couch legen will, die neben dem wärmenden Holzofen steht, und wie er sich schon darauf freut, dass er einen gemütlichen Vormittag verschlafen wird, weil bei dem Sauwetter sogar den Verbrechern die Freude am Verbrechen vergeht, da ist der Bürgermeister der Letzte, mit dem der Biermösel rechnen täte, aber such es dir aus!
    Wie der Sünder beim Himmelstor, der weiß, dass er um einen Arschtritt vom Petrus nicht herumkommen wird, rutscht der auf einmal auf seinen Knien bei der Tür herein. Von der Größe her täte er somit das Täterprofil hinsichtlich Rotzbub erfüllen, erwacht im Biermösel augenblicklich wieder der Ermittler. Aber er ist es trotzdem nicht, schließt er die Ermittlung gleich wieder ab, das ist einfach ausgeschlossen.
    Warum aber, fragt sich der Biermösel und schlüpft in seine Bergschuhe, warum mischt sich der Volkstribun heute schon so früh unters gemeine Volk, wie er das noch nie getan hat? Vielleicht, weil demnächst ein neuer Volksentscheid ins Haus steht und der Bürgermeister zittert wie seine Alkoholikerhand, dass er infolge seiner komplett aus dem Ruder gelaufenen Flächenwidmungen die Absolute verlieren wird? Zuzutrauen ist es ihm, dass er deswegen bei jedem vom Volk einzeln und auf Knien vorstellig wird und unterm Teppich um die Hand von der Stimme anhält, ein Mensch von unterstem Niveau ist das. Wenn der Bürgermeister eine Wohnung wäre, sucht der Biermösel nach einem passenden Vergleich, dann könnte man über ihm ein Kellerloch vermieten, so ein tiefes Niveau hat der, ein Mensch gänzlich ohne Würde ist das.
    Nur schwer kann sich der Biermösel beruhigen, wenn er diesen in der Knolle gefärbten Säufer sieht! Auf hundert Meter Entfernung leuchtet seine Nase wie das Bremslicht von seiner Fips. Ein Trinkspecht ist das, wie der Mallinger früher einer war und der Biermösel selbst noch heute einer ist. Das, bitte, wäre aber schon die

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