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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Rebhandl
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umgekehrt.
    Da wäre der Biermösel natürlich froh gewesen, wenn er auch den ausführlichen Bericht dazu ohne Kopfweh und bis Mittag hätte durchackern können. Aber was er bildlich sehen kann, sagt ihm eigentlich eh alles. Ein Bild in der Zeitung sagt ja meist sowieso mehr als tausend Buchstaben. Und die sehr ansprechenden Bilder heute sagen, dass es ein furchtbarer Unfall gewesen sein muss, aber ein ganz ein furchtbarer!
    So ein Gemetzel auf der Landstraße erinnert den Biermösel dann leider auch immer wieder schmerzhaft an die eigene Fehlbarkeit. Jawohl, auch er ist fehlbar! Anstatt nämlich gestern seinen Triumph der Ermittlung als Chamäleon einfach nach Hause zu fahren, hat er das Beweisstück vom Mao Tse sofort vernichtet, sprich:
    Weil er wegen der ganzen Observationsoperation so einen gewaltigen Hunger zusammengekriegt hat, hat er den gebratenen Hund einfach gegessen.
    Also wird er den Fall „Mao T. T. n. v. n. v.“ jetzt einfach zu den Akten legen und Gras darüber wachsen lassen. Zu der ganzen leidigen Hundeproblematik daher von ihm abschließend nur noch zwei Worte:
    „Mir wurscht!“
    Wenn der Mao die restlichen Bellos vom Seebachwirten auch noch fressen will – bitte, seinen Segen hat er! Man sieht ja eh jeden Tag in der Zeitung, wie schnell so ein Menschenleben zu Ende gehen kann, da will er dem Mao diese kleine Freude nicht vergällen.
    Ihm ist jetzt wichtiger, dass er sich ermittlungstechnisch ganz auf die Sache mit den Handtaschen konzentrieren und nebenher vielleicht ein bisserl anfangen kann, auf sich selbst zu schauen und das Leben zu genießen. Also steht er in der gewissen entspannten Genießerhaltung beim Fenster auf seinem Gendarmerieposten in Aussee und vergönnt sich ein paar dick beschmierte Schmalzbrote. Er zischt ein paar gut gekühlte Biere dazu und schaut deppert beim Fenster hinaus, wie er jetzt schon zwei Tage nicht mehr beim Fenster hinausgeschaut hat, weil es sich schlicht und einfach hinten und vorne nicht ausgegangen ist. Er schaut dabei dem Regen zu, wie der in alter Gewohnheit gegen das Fenster peitscht. Und als Musikberieselung für die gewisse entspannte Atmosphäre vom Klo her hat er sich natürlich wieder die Radinger Spitzbuben ausgesucht, wen denn sonst? Und die singen wieder, dass es so eine Freude ist:
    Xund xund xund xund xund schaun wir aus!
Das liegt sicher am Bauernschmaus!
Und ein bisserl am Schweinsbraten!
Dass wir alle so xund aussehen!
    Na ja, ein Welthit halt, seufzt der Biermösel zufrieden und reißt sich ein paar Nasenhaare aus. Dann steht und schaut und wartet er wieder entspannt darauf, dass die Saat von seiner Pädagogik aufgehen wird und die Väter mit ihren jeweiligen Rotzbuben einzeln oder im Verbund eintrudeln und den Handtascherlraub gestehen.
    Er wartet auf seinen Triumph des Wartens.
    Auch wenn sich bis jetzt noch nicht viel getan hat (außer, dass er sich vorne auf der Hose ganz schön angepatzt hat mit dem Schmalz von den Broten, Herrgottnocheinmal!) und die Lage ruhig ist wie in einem Pharaonengrab – er kann warten. Hat er nämlich bis gestern warten können, dass sich endlich ein Fall zu seiner vollsten Zufriedenheit löst, wird er auch noch bis heute zwölf Uhr mittags warten können, dass dieser Fall eintritt, da ist er ganz Gary Cooper.
    Es weiß schließlich keiner besser als die Gendarmerie, dass letztlich doch immer die Gerechtigkeit über das Verbrechen obsiegt. Und aus der gewissen Erfahrung heraus weiß keiner besser als er, dass der Herrgott gegen die Sünde die Hölle gestellt hat, gegen die Wetterkapriolen den Wetterfleck, und gegen das Verbrechen ihn selbst, den Biermösel.
    Da erkennt ein Blinder den Plan dahinter!
    Zwar will er sich jetzt nicht eins zu eins mit Gott vergleichen, weil der ist ein anderes Kaliber als er, und der hat andere Mittel. Aber auch er hat ein Kaliber (eine Glock 0.9 mm), und auch er hat seine Mittel, um einen Täter dingfest zu machen. Und das vernünftigste von den ganzen depperten Mitteln ist halt immer noch das Warten.
    Na ja, seufzt der Biermösel. Naja, halt ja.
    Nur unglücklich ist er ja nicht, denkt er sich jetzt beim Warten, dass er bald aus der Verantwortung der Täter-Ausforschung und -Dingfestmachung entlassen wird. Der Druck von der Verbrecherseite her ist heutzutage schon sehr gewaltig. Die meisten Leute, kann er aus der gewissen Erfahrung heraus berichten, leben ja neuerdings nach der Devise: „Es gibt keine Guten, außer sie bluten.“
    In den modernen Chaostagen von unserer Zeit

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