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Lebensbilder I (German Edition)

Lebensbilder I (German Edition)

Titel: Lebensbilder I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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wenigen Bären hat sie alle zu ihren eifrigsten Anbetern gemacht, sie bilden ihre Leibwache. – Zwar bestechen läßt sie sich nicht, um jemand zu dienen, sie dient aus Freundschaft, aber die Freundschaft kommt teuer zu stehen. Erkauft kann diese nicht werden, aber gewonnen – durch Geschenke. Klein dürfen diese Geschenke nicht sein, um eine so prachtliebende Dame damit anzubinden, und reiche Geschenke hat sie schon mit einem Händedruck belohnt. Bei dieser Gelegenheit haben alte Herren auch wohl einen Kuß erhalten. Gefühl aber hat sie bisher immer nur den Geschenken erwiesen.«
    »Die Unglückliche! ich bemitleide sie fast mehr, als ich sie verachte.«
    »Ich rate dir zu keinem von beiden, vielmehr solltest du dir ein Beispiel nehmen und ihr nachahmen; du bist vielleicht als Mann ebenso schön wie sie, kannst in der Damenwelt bedeuten, was sie den Männern.«
    »Bist du ein Menschenkenner und empfiehlst dergleichen mir?«
    »Dein Dichtertum an sich bringt dich nicht aus dieser Dachstube, wo du zeitlebens nur ein Sonderling bleibst. Du gefällst den Damen, laß von allen dir huldigen und sei fühllos und kalt gegen alle, wie Feodora, bis sich einige Millionen dir zu Füßen legen. Die nimmst du auf samt der reichen Erbin, der sie gehören, und stellst damit dein Haus in seinem alten Glanze her. Ganz ebenso wird es Feodora machen, und das ist das Ziel und der Endzweck deines und ihres Spiels.«
    »Es ist meiner unwürdig! mein ganzes Herz empört sich dawider, denke ich an dergleichen.«
    »Hast du ein so egoistisches Herz, das wider Welt und Schicksal anschreit? Gott sei Dank, daß ich kein solches habe, ich schnitte es mir sogleich aus dem Leibe und kochte Tinte daraus, auf dem Papier könnte es schreien, soviel es wollte, dahin gehört sein Geschrei, da trägt es Lohn und Früchte ein.«
    »So gönne auch mir einmal, als Menschenkenner zu fragen: was gewinnst du, wenn ich solch eine Rolle spiele?«
    »Wieso?«
    »Ist Vorteil die Losung, welch ein Vorteil erwächst dir daraus, wenn ich deinen Rat befolge?«
    »Auf Ehre! nicht der mindeste, nur, daß ich einen Gefährten mir gewinne. Jedem gefällt die Haut, in der er steckt, jeder ist eingenommen von seinem System, freut sich seiner Gedanken, dünkt sich was mit seinen Gesinnungen und ist stolz, zu empfinden, wie er empfindet. – Ich habe einmal zur rosigen Fahne des Lebens geschworen; willst du mein Kamerad sein, gut für dich! – wenn nicht – so verliere ich nichts. Doch genug der Worte! Daß deine Liebe zu Feodora ein Unsinn ist, der zu nichts führt, wirst du einsehen; daß du, um dich nicht lächerlich zu machen, ihr nicht huldigen darfst, versteht sich von selbst. Und sind wir nur darin einig, so findet sich das übrige schon. – Nächste Woche liest du bei der Marschallin F., das wird dein zart Gewissen dir erlauben, und wie höchst notwendig du jetzt Aufwand machen mußt, hat dir sicherlich dein Verstand schon gesagt. Daß du Geld bedarfst und wo es zu holen ist, weiß ich! – Wie wär's, wenn du vor der Hand eine kleine Buchhändlerarbeit, die aber sehr lohnend ist, übernähmest?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Doch das läßt sich besser bei einem Frühstück abmachen. Sei dieser Tage mein Gast, ich hole dich in meinem Wagen!« Hiermit verließ er mich.
    Ich war aus allen Himmeln herabgestürzt. Feodora eine Abenteurerin! – ich nur der Übersetzer alter Dichter, mein Erfolg nichts als eine Jünglingseroberung. Mir graute vor der Alltäglichkeit des Lebens.

Achtes Blatt
    Rastignac holte mich eines Morgens in seinem Tilbury ab, und wir kutschierten keck und lustig, wie je zwei Glücksritter, die von eingebildeten Kapitalien lebten, geradeswegs zum Café de Paris. Hier nötigte er mich, auszusteigen und für heut bei ihm vorlieb zu nehmen. Er bestellte ein glänzendes Frühstück.
    »Aber sage mir, Rastignac, wo liegen deine Güter, deren Einkünfte deinen Aufwand bestreiten?«
    »Im Monde, auf jener Seite, welche die Astronomen noch nicht observiert; in einigen noch unentdeckten Weltteilen, auch zerstreut in allen vier Himmelsgegenden und auf dem Nordpol, wo die Engländer schon seit Jahren sich bemühen, sie aufzufinden. So antworte, wenn du danach gefragt werden solltest. Für mich und meine Freunde aber habe ich statt liegender Güter: Kopf; Kapitalien, die ich nicht besitze, finde ich bei andern, und statt der Einkünfte habe ich Schulden; wen diese mehr kümmern als mich, der mag sie bezahlen, denn ich habe wenig Lust dazu und weniger noch,

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