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Lebensbilder II (German Edition)

Lebensbilder II (German Edition)

Titel: Lebensbilder II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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unterstehe sich's! – Ich schlage ihn so platt, daß man ihn in die Tasche stecken soll,« rief jener außer sich und sank verzweiflungsvoll in ein Sofa. »Hölle und Teufel! Ich bin entehrt, betrogen, verspottet, gedemütigt und kann mich nicht rächen noch retten.«
    »Ich begreife dich heute nicht,« sprach der Kürassier und ging in den Tanzsaal zurück.
    Ein Sitz neben der Gräfin Beaudremont war leer; der Obrist nahm ihn ein und fragte:
    »Sie sind nicht heiter, schöne Gräfin?«
    »Ich wollte nur, ich wäre fort von hier. Ich habe versprochen, auf den Ball der Großherzogin von Berg zu kommen, und muß zuvor noch bei der Prinzessin von Wagram erscheinen.«
    »Was wetten wir, daß Sie heut die ganze Nacht uns mit Ihrer Gegenwart beglücken?«
    »Wieso?«
    »Darf ich die Wahrheit sagen?«
    »Bösewicht,« sprach die schöne Gräfin und gab dem Obrist einen leisen Schlag mit dem Fächer. »Nun! Sagen Sie es. Ich kann Sie vielleicht dafür belohnen, wenn Sie es raten.«
    »Nun. Sie fürchten, daß Martial plötzlich zu Füßen sinkt.« –
    »Wem?«
    »Jener Säule dort!«
    »Das ist nun schon die zweite Warnung; die alte Frau von Marigny – wie kommt sie hierher, da sie doch sonst niemals Bälle besucht? – hat mir bereits auch schon gesagt, daß der Baron de la Roche-Hugon Gefahr laufe, sich in eine hier anwesende Dame zu verlieben. Wer ist sie denn, die bleich und stumm wie ein Gespenst dasitzt und dennoch so unverschämt reizend ist? – Was will sie, wenn sie nicht tanzt? – Nun, Martial soll's mir büßen. Sie sind sein Freund – sagen Sie ihm, er möge mich nicht erzürnen. – Ich ertrage keine Zurücksetzung, am wenigsten vor aller Welt Augen.«
    »Ich weiß jemand, der ihm eine Kugel durch den Kopf jagt, wenn er Ernst machen sollte. Es ist der Graf von Soulanges, mit dem sich nicht spaßen läßt, und der hat es geschworen. – Übrigens, schöne Frau, um Ihrer Ruhe willen sei es gesagt, er muß mit ihr tanzen, wir haben um 100 Napoleons gewettet.«
    »Wirklich!«
    »Mein Ehrenwort!«
    »Ich danke Ihnen, Herr Obrist.«
    »Danken Sie mir durch die Tat und reichen Sie mir Ihre Hand zu diesem Tanze.«
    »Zum nächsten, denn ich bin begierig, wie diese Intrige sich fortsetzt, und muß zu erforschen suchen, wer jene unbekannte Dame ist.«
    Der Obrist merkte, daß Madame Veaudremont allein zu sein wünschte, und entfernte sich, zufrieden mit seinem ersten Erfolg. »Mag Martial,« sprach er bei sich, »die zweite Wette gewinnen, die erste dünkt mich gewinnenswerter.«
    Frau von Marigny, die allein die schöne Unbekannte zu kennen schien, war eine der verschlagensten alten Damen, eine ehemalige Herzogin am Hofe Ludwigs XVI. Wie sich also von selbst versteht, in allen Gattungen der Intrige wohl unterrichtet und erfahren. Sie wußte eine jede Bewegung der Augenlider, den erhöhten Glanz der Iris, die leiseste Stirnrunzel, die leiseste Regung des Busens zu deuten, und keine Neigung konnte ihr so leicht verborgen bleiben. Tief in einem Gespräche mit einem Diplomaten begriffen, entging ihr keine Bewegung der Veaudremont, und weil diese so geschickt und mit so großer Leichtigkeit den Liebesharm zu verbergen wußte, gewann sie ihre volle Gunst.
    Martial hatte sich indessen vergeblich nach dem Namen der schönen Unbekannten erkundigt. Niemand kannte sie, selbst die Gräfin Gondreville wußte nichts weiter als: die alte Herzogin von Marigny habe sie ihr vorgestellt; ihm blieb also nichts übrig, als sich an diese zu wenden, obgleich er sich nicht zum besten mit ihr stand.
    »Gnädige Frau!« wandte er sich zu dieser, da sie gerade freundliche Blicke mit der Unbekannten wechselte, welche auf ein genaues Einverständnis zielten, »Sie bewachen einen kostbaren Schatz.«
    »Bin ich etwa ein Drache?« fragte sie – »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine diese herrliche, reizende Unbekannte in jener Ecke dort, wohin die Eifersucht aller hiesigen Schönen sie bannte, und der alle Triumphe in den Winkel nachfolgen – Sie kennen sie.«
    »Allerdings!«
    »Warum tanzt sie nicht – die Schöne? – Hören Sie ein Wort. Ich setze hier meine Ehre zum Pfände, daß Ihr Gesuch um die Wiedervereinigung der Wälder von Marigny mit der Domäne beim Kaiser eifrig unterstützt werden soll, wenn Sie mich jetzt von allem benachrichtigen, was ich zu wissen wünsche.«
    »Mein Herr Baron!« sprach die Alte mit seltsamer Wichtigkeit, »führen Sie die Beaudremont her, ihr will ich das Geheimnis, das jene Schöne so anziehend für

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