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Lebensbilder II (German Edition)

Lebensbilder II (German Edition)

Titel: Lebensbilder II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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ihre Blicke und Bewegungen beherrschten. Gemeinschaftliches Mißgeschick ist ein enges Band. Es waren Eheleute und die Kleine das letzte Pfand eines vergangenen Glückes.
    Der Unbekannte hatte kräftige Gesichtszüge, dickes, schwarzes Haar, das schon an einigen Stellen zu greisen begann, seine edlen Züge entstellte aber eine abstoßende Härte. Er war groß, kräftig, obgleich älter als sechzig Jahre. Seine abgetragenen Kleider verrieten einen Fremden von weither.
    Seine Gattin zählte mindestens fünfzig Jahre, ihre ehemals schöne Gestalt war welk, und tiefe Trauer schien ihr inzuwohnen; wenn aber ihr Gatte sie anblickte, zwang sie sich zu einem Lächeln und einer stillen Fassung. Das Kind, trotz der Müdigkeit des zarten, sonnegebräunten Antlitzes, blieb bei der Mutter stehen. Es hatte den italischen Anstand, große, schwarze Augen unter gebogenen Brauen, natürliche Würde mit kindlichem Liebreiz.
    Mehr als einem Vorübergehenden fiel die südliche Gruppe auf, die keinen Hehl aus ihrer Verzweiflung zu machen schien und stumm und einfach sie ausdrückte. So oft aber der Unbekannte wahrnahm, daß er der Gegenstand müßiger Neugier sei, verscheuchte ein wilder Blick den dreisten Beobachter wie den teilnehmendsten Menschenfreund, und die Gaffer beschleunigten ihre Schritte, als habe ihr Fußtritt eine Schlange berührt.
    Mit einem Male fuhr der Fremde mit der Hand über die Stirne, als wolle er die Gedanken, die in den tiefen Furchen derselben sich gelagert hatten, durch einen kühnen Entschluß verscheuchen. Noch einmal blickte er Weib und Kind an, zog ein langes Messer aus seinem Busen, reichte es seiner Gattin und sagte auf italienisch: «Laß sehen, ob die Bonapartes unsrer noch gedenken.«
    Ruhig und festen Schrittes ging er auf die Pforten des Palastes zu.
    Die Schildwacht hielt ihn natürlicherweise an und setzte beim ersten Ungehorsam das Bajonett auf seine Brust. Zufällig aber kam der Korporal herzu, um die Schildwacht abzulösen, der dem Unbekannten mit französischer Artigkeit riet, sich an den wachthabenden Offizier zu wenden, und den Ort, wo er zu finden sei, bezeichnete.
    Der Fremde traf den wachthabenden Kapitän, und seine ersten Worte waren: »Melden Sie Bonaparte, Bartholomeo di Piombo wolle mit ihm reden.«
    Der Kapitän entgegnete, der Zutritt zum ersten Konsul werde nur nach einem schriftlichen Gesuch gestattet. Aber der Fremde blieb bei seinem: Bartholomeo di Piombo wolle Bonaparte sprechen, und jener mußte sich auf seine vorgeschriebene Ordre berufen und das Gesuch rund abschlagen. Bartholomeo faltete die Brauen, ein dunkler Blick schien den Offizier für alle Folgen verantwortlich zu machen. Er schwieg, verschränkte die Arme und stellte sich mitten in die Pforte, die den Tuilerien-Garten mit dem Palaste verbindet.
    Kühnen ist das Glück hold, oder wer etwas kräftig will, beschwört seine Umstände oder weicht nicht eher, bis sie sich günstig gestalten. Bartholomeo hatte sich eben auf einem Eckstein vor dem Portal niedergelassen, als ein Wagen vorfuhr, aus welchem Lucian Bonaparte, Minister des Innern, stieg.
    »Lucian!« rief Bartholomeo in korsischer Mundart, »ich bin sehr erfreut, dich zu sehen.« Lucian blieb stehen, sah den Fremden an, dieser sagte ihm einige Worte ins Ohr, worauf Lucian mit dem Kopfe nickte und den Fremden ihm folgen hieß.
    Er führte ihn ins Zimmer des ersten Konsuls, Murat, Lannes und Rapp waren bei Bonaparte. Als Lucian mit seinem zweideutigen Begleiter eintrat, schwiegen alle mitten in der Rede. Lucian aber nahm Napoleon bei der Hand, zog ihn in die Brüstung eines Fensters, sagte ihm einige Worte leise, worauf der Konsul ein Zeichen mit der Hand gab, dem Murat und Lannes gehorchten und sich entfernten. Rapp aber stellte sich, als habe er nichts gesehen, und blieb. Bonaparte mußte ihm noch einmal ausdrücklich befehlen, daß er hinausgehen solle; der Adjutant verließ das Kabinett, ging aber im Vorzimmer mit starken Schritten auf und nieder. Bonaparte eilte ihm zornig nach und fragte: »Willst du mich heute nicht verstehen? Ich will allein sein mit meinem Landsmann.«
    »Mit dem Korsen?« fragte der Adjutant mißtrauisch. »Ich traue keinem Korsen.«
    Der Konsul lächelte und stieß seinen treuen Diener sanft bei der Schulter zur Tür hinaus.
    Bonaparte kehrte zurück.
    »Wie kommst du hierher, mein armer Bartholomeo?« fragte er.
    »Wenn du ein Korse bist,« versetzte Bartholomeo dreist, »so gib mir Schutz und Zuflucht.«
    »Welch Mißgeschick macht

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