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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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besser atmen zu können.
    Für die restlichen Straftaten, die mit lebenslänglicher Freiheitsstrafe geahndet wurden, konnte man einen Amerikaner kaum verurteilen, nicht in Schweden zu Friedenszeiten.
    Sie ließ den Stift fallen und sah sicherheitshalber nochmal im Internet nach, welche Straftaten in Frage kamen: Anstiftung zur Meuterei, Aufwiegelung, Hochverrat, Untreue bei Verhandlungen mit fremden Mächten, Eigenmächtigkeit bei Verhandlungen mit fremden Mächten, schwere Spionage, schwere Befehlsverweigerung, Fahnenflucht, Wehrkraftzersetzung, Wehrpflichtentziehung, unerlaubte Kapitulation, Feigheit vor dem Feind, Landesverrat, schwere Völkerrechtsverletzung, gefährlicher unrechtmäßiger Einsatz von chemischen Kampfstoffen, gefährlicher unrechtmäßiger Einsatz von Minen, Herbeiführen einer Explosion durch Kernenergie.
    Unrechtmäßiger Einsatz von Minen? Mein Gott.
    Sie seufzte.
    Bei welchem Amtsgericht? Davon gab es allein in Stock holm ungefähr zehn, im ganzen Land bestimmt um die hundert. Wo sollte sie anfangen?
    Sie rief die Seite des Amtsgerichts Stockholm mit all seinen Abteilungen auf.
    Ihre Finger verharrten auf der Tastatur.
    Wird eine lebenslängliche Freiheitsstrafe verhängt, legt man dagegen Berufung ein.
    Also musste seine Revision vor einem Oberlandesgericht verhandelt worden sein.
    Davon gab es nur sechs: für die Gerichtsbezirke Göta, Svea, Övre Norrland, Nedre Norrland, Västra Sverige und Skäne / Blekinge.
    Sie sah auf die Uhr; in der Regel waren die Telefonzentralen bis 4 Uhr besetzt.
    Sie begann im Süden des Landes und arbeitete sich nordwärts.
    Sie fragte nach einem Urteil gegen einen Amerikaner, der lebenslänglich bekommen hatte, wahrscheinlich wegen Mordes.
    Beim sechsten und letzten Versuch, dem Oberlandesgericht für Övre Norrland in Umeä, landete sie bei einem hilfsbereiten Mann im Archiv.
    «Hört sich nach Stevens an», sagte der Archivar.
    Eine Minute später faxte er ihr das Urteil gegen Michael Harold Stevens.
    Annika blätterte rasch bis zur Urteilsbegründung und pfiff durch die Zähne.
    Was für ein hübsches Sündenregister.
    Der Amerikaner war verurteilt worden für Mord, schwere Misshandlung, Menschenraub, versuchte Erpressung, gemeingefährliche Sachbeschädigung, Nötigung in einem Gerichtsverfahren und Verstoß gegen das Waffengesetz.
    Hört sich an, als hätten sie einen richtig schweren Jungen eingebuchtet.
    Sie blätterte die Akte durch, achtunddreißig Seiten. Ja, das kam so ungefähr hin.
    Michael Harold Stevens hatte gestanden, in einer Kiesgrube außerhalb von Skellefteä ein Auto in die Luft gesprengt zu haben, daher die gemeingefährliche Sachbeschädigung. In dem Auto saß ein 33-jähriger Mann, der bei der Explosion starb, daher Mord. Er hatte einen anderen Mann (32 Jahre) gezwungen, in ein Auto zu steigen (Menschenraub), war mit ihm zu einer Jagdhütte außerhalb von Käge gefahren, hatte ihm eine Pistole in den Mund gesteckt (Verstoß gegen das Waffengesetz) und zwei Forderungen gestellt: dass er eine Zeugenaussage widerrief (Nötigung in einem Gerichtsverfahren) und eine Drogenschuld bezahlte (Erpressung).
    Die beiden Opfer, der 32- und der 33-Jährige, waren bei der Polizei schon früher aktenkundig geworden. Sie gehörten also zur selben kriminellen Bande.
    Außerdem hatte Stevens zugegeben, ein Jahr zuvor an der Planung eines Geldtransport-Überfalls in Botkyrka beteiligt gewesen zu sein.
    Annika seufzte genervt und ließ die Blätter auf den Schoß sinken.
    Das hier muss der richtige Amerikaner sein, aber wo kommt David Lindholm ins Bild? Was hat er damit zu tun? Wen kann ich anrufen und fragen?
    Sie sah auf der ersten Seite des Gerichtsurteils nach, wer der Verteidiger von Mr.
    Stevens gewesen war: Rechtsanwalt Mats Lennström von der Kanzlei Kvarnstenen.
    Mats Lennström? Das ist doch Julias Pflichtverteidiger
    Sie nahm den Telefonhörer und wählte erneut die Nummer der Kanzlei Kvarnstenen.
    «Da haben Sie aber Glück», trällerte die Sekretärin. «Rechtsanwalt Lennström kommt gerade zur Tür herein. Er war sich nicht ganz sicher, ob er es heute noch schafft.»
    Annika rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum, während das Zwitschervögelchen sie durchstellte.
    «Lennström», meldete er sich, und Annika dachte, dass er so klang, als sei er sich auch seines Namens nicht sicher.
    «Ich rufe aus drei Gründen an», sagte sie, nachdem sie sich vorgestellt hatte. «Zum einen würde ich gern Julia Lindholm interviewen, wir sind uns früher

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