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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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erwiderte Annika.
    Der Wagen bog nach rechts ab, und da war es. Die Mauern und der Stacheldraht begannen beinahe noch in der Ortschaft. Das Taxi fuhr an einem endlosen Elektrozaun entlang, der an einem enormen Metalltor endete.
    «So, Verehrteste», sagte der Fahrer, «weiter darf ich nicht.»
    Die Taxifahrt kostete sechzig Kronen, weniger als die Würstchen.
    Sie bezahlte, das Taxi verschwand, und sie blieb einsam vor dem Tor stehen. Zu beiden Seiten erstreckte sich ein doppelter Metallzaun, der äußere aus Maschengitter mit mehreren Lagen Stacheldraht obendrauf, dahinter ein elektrischer, der mindestens fünf Meter hoch war. Der Wind pfiff, die Metallgitter klapperten.
    Sie schulterte ihre Tasche und ging zu der Sprechanlage am Tor.
    «Mein Name ist Annika Bengtzon, ich möchte zu Filip Andersson.»
    Ihre Stimme klang klein und dünn.
    So hier fühlen sich alle, die ihre Männer in den Gefängnissen besuchen wollen. Nur schlimmer natürlich, denn für sie ist es ernst.
    Es summte, und sie zog das Tor zögernd auf. Der asphaltierte Weg führte zu einem weiteren Tor. Zu beiden Seiten erstreckte sich der Stahlzaun, der Wind fuhr ihr durchs Haar und um die Beine. Hunderte Meter, umgeben von kaltem Niemandsland, bis sie an ein Gebäude mit zwei Türen kam.
    BESUCHER stand an der linken, also war das ihre.
    Sie drückte auf den Knopf einer weiteren Sprechanlage.
    Die Tür war extrem schwer, sie musste mit beiden Händen ziehen.
    Sie kam in einen engen Raum. Gleich hinter der Tür war ein Kinderwagen abgestellt.
    Eine junge Frau mit Pferdeschwanz stand mit dem Rücken zu ihr und tippte auf ihrem Handy, sie kümmerte sich nicht um Annika.
    An drei Wänden standen weiße, abschließbare Blechspinde. Die vierte Wand hatte Fenster mit blauen, zugezogenen Vorhängen. Unter den Fenstern stand eine Stuhlreihe, fast so wie im Wartezimmer beim Zahnarzt.
    Sie betätigte die dritte Sprechanlage.
    «Personal kommt sofort», sagte eine Stimme kurz.
    Das Mädchen mit dem Pferdeschwanz steckte das Handy in die Tasche und verließ das Gebäude, ohne Annika zu beachten.
    So ist das also. Es gibt keinen Zusammenhalt unter den Frauen der Insassen.
    Sie stand eine ganze Weile mitten im Raum. Beugte sich vor und spähte durch die Gardinen. Dicke Eisengitter davor, natürlich in Weiß.
    Sie ließ die Vorhänge wieder zufallen.
    Ging zum schwarzen Brett neben der Sprechanlage und las die Informationen über Öffnungszeiten und Mitteilungen über Umbaumaßnahmen der Übernachtungsgelegenheiten.
    «Ziehen Sie bitte Ihre Überbekleidung aus und legen Sie die Sachen in ein Schließfach.» Sie richtete sich auf und sah sich um. Die Stimme war aus der Lautsprecheranlage gekommen.
    Ihr Blick blieb an der Überwachungskamera in der linken Ecke hängen, und sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Na klar, man beobachtete sie natürlich.
    Sie beeilte sich, Jacke und Schal abzulegen, und verstaute beides in Fach Nummer zehn, so weit weg von der Kamera wie möglich.
    «Sie können eintreten», sagte die Stimme.
    Das Türschloss summte, sie zog die Tür zur Besuchsabteilung auf und kam in eine gewöhnliche Sicherheitsschleuse. Metalldetektoren zur Linken und ein Röntgengerät mit Förderband für Taschen zur Rechten.
    Zwei uniformierte Wachleute, ein Mann und eine Frau, musterten sie durch eine Glasscheibe.
    «Bitte legen Sie Ihre Tasche aufs Band und gehen Sie durch die Schleuse.»
    Sie tat, wie ihr geheißen, während in ihrer Halsgrube ein kleiner ärgerlicher Puls pochte. Natürlich schrillte ein Alarm los, als sie durch die Schleuse ging.
    «Ziehen Sie Ihre Schuhe aus und legen Sie sie aufs Band.»
    Sie gehorchte. Das Signal verstummte.
    Anschließend durfte sie hinter die Glasscheibe und an den Tresen gehen.
    «Ausweis, bitte», sagte der Mann, und sie gab ihm ihren Presseausweis.
    «Bitte mal die Tasche öffnen», sagte die Frau.
    Wieder tat Annika wie befohlen.
    «Sie haben ein Messer in der Tasche», sagte die Wachfrau und zog ihr Taschenmesser mit dem Aufdruck
Abendblatt – wenn's drauf ankommt
hervor. «Das dürfen Sie nicht mit hineinnehmen. Und diesen Stift hier auch nicht.»
    «Und womit soll ich dann schreiben?», fragte Annika und hörte selbst, dass sie beinahe verzweifelt klang.
    «Sie können sich einen von uns leihen», sagte die Frau und reichte ihr einen gelben Bic.
    «Das Mobiltelefon müssen Sie auch hierlassen», sagte der Wachmann.
    «Wissen Sie was», sagte Annika, «ich schließe meine Tasche im Fach ein und nehme

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