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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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im selben Moment kam Kalle hereingerannt.
    «Papa, du musst mit ihr schimpfen! Sie hat das letzte Bonbon genommen, nur weil sie sich geklemmt hat!»
    Er trank sein Glas aus und stand auf.
    «Wenn ihr euch wegen der Bonbons streitet, nehme ich sie euch weg», sagte er und drehte sich zu Sofia um. «Bleib nur sitzen, ich räume gleich ab. Ich muss nur schnell Ellens Overall waschen, er ist voller Blut.»
    Er ging in die Diele und sah aus den Augenwinkeln, wie Sofia ihr Weinglas füllte.
    Seite 13
Abendblatt
    Donnerstag, 25. November.
    «DAS GIBT LEBENSLÄNGLICH»
Experten nach Hauptverhandlung einig.
    Von Berit Hamrin
    Abendblatt (Stockholm). Gefängnis auf Lebenszeit. Alles andere ist undenkbar.
    Staatsanwältin Angela Nilsson zeigte sich unnachgiebig, als gestern die Beweisaufnahme in der Hauptverhandlung gegen Julia Lindholm im Amtsgericht Stockholm abgeschlossen wurde:
    «Ich habe selten ein so kaltblütiges und grausames Verbrechen erlebt.»
    In ihrem Schlussplädoyer gestern Nachmittag im Sicherheitssaal attackierte Staatsanwältin Nilsson die Angeklagte aufs heftigste. Sie bezeichnete Julia Lindholm als «gefühlskalt» und «verschlagen» und beantragte dementsprechend die uneingeschränkte lebenslängliche Freiheitsstrafe.
    «Sein Kind zu töten, nicht preiszugeben, wo man die Leiche versteckt hat, und dann noch so zu tun, als sei man jemand anderes – ich kann nicht in Worte fassen, was ich davon halte», so die Staatsanwaltin.
    Die drei Verhandlungstage im Amtsgericht Stockholm waren von Emotionen und großer Trauer geprägt. Der Vorsitzende Richter musste wiederholt um Ruhe bitten.
    David Lindholms Kollegen auf den Zuschauerplätzen brachen offen in Tränen aus. Julia Lindholms Eltern waren ebenfalls bei allen drei Verhandlungstagen anwesend. Die Mutter zeigte sich immer wieder tief erschüttert.
    Julia Lindholm war während ihrer Anhörung wortkarg. Sie antwortete einsilbig und zeigte keinerlei Gefühlsregung. Sie behauptete, in der Nacht zum 3. Juni sei eine zweite Frau in der Wohnung gewesen, und diese andere Frau habe David Lindholm erschossen und anschließend den Sohn entführt.
    Infolge der kriminaltechnischen Untersuchungen deutet nichts daraufhin, dass sich eine weitere Person in der Wohnung befunden hat, weshalb das gerichtspsychiatrische Gutachten zu dem Ergebnis kommt, dass Julia Lindholm zum Zeitpunkt des Verbrechens unter einer psychischen Störung litt.
    Nach Ansicht von Julia Lindholms Verteidiger, Rechtsanwalt Mats Lennström, weist die Anklage eindeutige Mängel auf.
    «Das Gravierendste ist natürlich, dass Alexander Lindholms Leiche nicht gefunden wurde. Aber es gibt noch weitere Umstände, die ich in Frage stelle. Julia hatte zu einem früheren Zeitpunkt den Verlust ihrer Dienstwaffe angezeigt. Bei ihrer Ergreifung wurden außerdem keinerlei Schmauchspuren an ihrer Haut festgestellt.»
    Die Anklage wies die Einwände der Verteidigung in ihrem Schlussplädoyer zurück.
    «Ein Mörder kommt nicht davon, nur weil es ihm gelingt, die Leiche verschwinden zu lassen. Nur, weil sie behauptet, sie habe ihre Dienstpistole verlegt, oder weil sie es geschafft hat, sich zu waschen, bevor die Polizei am Tatort erschien, muss man keine mildernden Umstände gelten lassen, eher im Gegenteil.»
    Das Urteil wird am 2. Dezember verkündet. Bis dahin bleibt Julia Lindholm in Haft.
    «Das bedeutet natürlich, dass sie verurteilt wird», sagte Polizeiprofessor Hampus Lagerbäck, ein enger Freund des Ermordeten.
    «Keiner, mit dem ich gesprochen habe, geht von einem anderen Urteil als lebenslänglich aus.»

TEIL 3

Dezember
MITTWOCH, 1. DEZEMBER
    Es schneite. Harte kleine Eisnadeln peitschten Annika ins Gesicht, als sie die Vasagatan entlangeilte. Die Straßenlaternen waren verschwommen und gelb in der Dunkelheit; sie blinzelte aus halbgeschlossenen Lidern zum Hauptbahnhof hinüber, sah jedoch nichts als Schneegestöber. Sie fühlte sich unausgeschlafen und leicht schwindlig, sie war es nicht gewohnt, so früh schon auf den Beinen zu sein. Es war schwierig, die Abstände richtig einzuschätzen, und sie stolperte.
    Es war eine gute Entscheidung gewesen, den Zug zu nehmen, nicht nur, weil sie so müde war. Der Verkehr war zum Erliegen gekommen, alle rutschten und schlitterten nur noch in dem Schneematsch vor den roten Ampeln und kamen nicht voran. Sie sah auf die Uhr, noch eine Viertelstunde.
    Es waren gut zwei Wochen vergangen, seit sie die Briefe ins Gefängnis Kumla gefaxt hatte.
    Der stellvertretende

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