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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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und ihr Blick war auf einmal rabenschwarz.
    Nina gehorchte. «Wenn einem das Kunststück gelingt, erst mehrere Personen zu ermorden und dann einen anderen dafür hinter Gitter zu bringen, muss man unglaublich verschlagen und vorausplanend sein. Da ist nur eine Sache, die ich nicht auf die Reihe kriege.»
    «Welche?», fragte Nina.
    «Julias Dienstwaffe. David wurde mit ihrer Pistole erschossen.»
    Nina spürte, wie sie bleich wurde. Eine neue Art von Stille schloss sich um sie, und sie merkte, wie ihre Hände feucht wurden.
    «Was meinen Sie damit?», sagte sie, und ihre Stimme klang seltsam.
    «Das ist das fehlende Glied in der Kette. Alles andere kriege ich zusammen, aber die Mordwaffe lässt sich nicht wegdiskutieren.»
    «Julias Pistole verschwand vor einem Jahr», sagte Nina. «Das war zu der Zeit, als es ihr besonders schlechtging. Es war ihr sehr peinlich, sie konnte sich nicht erinnern, wo sie die Waffe hingelegt hatte. Aber das ist nichts Neues, das kam in der Verhandlung zur Sprache.»
    Jetzt war Annika an der Reihe, blass zu werden.
    «Was sagen Sie da?»
    Nina rieb die Hände aneinander, um sie wieder aufzuwärmen.
    «Wir müssen unsere Dienstwaffen nach der Schicht immer auf der Wache einschließen, aber Julia hat ihre Waffe manchmal auch zu Hause aufbewahrt. David hatte eine Sondergenehmigung, und in ihrem Schlafzimmer stand ein spezieller Waffenschrank.»
    «Sie bewahrte ihre Pistole also an verschiedenen Orten auf?»
    «Richtig. Und wenn ein Polizist mehr als dreißig Tage dienstfrei hat, muss die Dienstwaffe zur Verwahrung in der Waffenkammer abgeliefert werden. Als feststand, dass Julia für längere Zeit krankgeschrieben sein würde, forderte man sie auf, ihre Waffe abzugeben, und da entdeckte sie, dass sie weg war.»
    «Weg?»
    «Sie lag nicht im Waffenschrank zu Hause in der Bondegatan. Julia ist sofort zur Wache gefahren und hat kontrolliert, ob sie die Pistole an ihrem Arbeitsplatz eingeschlossen hatte, aber dort war sie auch nicht. Sie war natürlich völlig verzweifelt und begriff überhaupt nicht, wie die verschwinden konnte.»
    «Und was passierte dann?»
    «Sie meldete den Verlust der Pistole. Sie wollte nicht behaupten, dass sie ihr gestohlen worden war, aber sie verstand ganz einfach nicht, wo sie geblieben sein könnte. Es wurde eine interne Untersuchung eingeleitet, ob Julia sich eines Rechtsverstoßes oder eines Dienstvergehens schuldig gemacht hatte, oder möglicherweise eines geringfügigen Dienstvergehens, da sie ja offenbar ihre Sig Sauer verlegt hatte …»
    «Davon habe ich noch nie etwas gehört!»
    «Sie haben es wohl nicht mitgekriegt. Der Verteidiger erwähnte es vor Gericht, aber es wurde keine große Sache daraus gemacht. Das Bild von Julia als einer verwirrten und verantwortungslosen Person zu verstärken, lag wohl nicht in ihrem Interesse, nehme ich an.»
    «Was ergab die Untersuchung zum Verschwinden der Waffe?»
    «Sie war immer noch nicht abgeschlossen, als der Mord passierte, aber alles deutete auf ein geringfügiges Dienstvergehen hin, was keine Folgen nach sich ziehen würde.
    Die milde Beurteilung erfolgte natürlich vor allem David zuliebe. Dass die Waffe auftauchte, bedeutete lediglich, dass die Untersuchung eingestellt wurde, da Julia offenbar die Waffe wiedergefunden oder sie die ganze Zeit in ihrem Besitz gehabt hatte …»
    «Aber das hatte sie nicht», widersprach Annika. «Jemand hat schon vor sehr, sehr langer Zeit begonnen, diesen Mord zu planen, und von Anfang an beabsichtigt, ihn Julia in die Schuhe zu schieben.»
    «Das ist unmöglich», wehrte Nina ab. «Das klingt wie eine Verschwörungstheorie in der Größenordnung des Roswell-Zwischenfalls.»
    Aber die Journalistin hörte nicht mehr zu. Ihr Blick war abwesend, und sie dachte eher laut, als zu Nina zu sprechen.
    «Falls Julia wirklich unschuldig ist, wurde Alexander tatsächlich gekidnappt. Das deutet darauf hin, dass der echte Täter zu allem in der Lage ist. Einem lebenden Menschen mit einer Axt die Hände abzuhacken, zum Beispiel.»
    Sie blickte Nina wieder an.
    «Könnte David schwul gewesen sein, oder bisexuell?»
    «Das kann ich mir nicht vorstellen», sagte Nina. «Was sollte das auch mit der Sache zu tun haben?»
    «Der Mörder muss eine persönliche Beziehung zu David gehabt haben, sonst hätte er oder sie ihm doch nicht den Schwanz weggeschossen.»
    Annika Bengtzon nickte vor sich hin.
    «Dann hat es wirklich eine andere Frau in der Wohnung gegeben. Eine, die Zugang zu den Schlüsseln

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