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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Schein der brennenden Kerzen auf den Tischen flackerte über die Hausfassaden.
    Nichts zu hören. Keine Schritte, kein Rufen.
    Werde ich jetzt auch noch paranoid?
    Sie schulterte ihre Tasche und ging weiter.
    Da waren sie wieder, die Schritte. Sie blieb erneut stehen, fuhr herum.
    Niemand da.
    Sie atmete hastig.
    Reiß dich zusammen, verdammt!
    Sie war an Seven Eleven vorüber und gerade dabei, die Yxsmedsgränd zu passieren, als jemand aus dem Schatten trat und ihren Arm packte. Erschrocken blickte sie auf. Er trug eine Skimaske. Seine Augen waren hell. Sie holte Luft und setzte zum Schrei an.
    Eine andere Person, irgendjemand, ein anderer Mann, tauchte hinter ihr auf und presste ihr eine behandschuhte Pranke auf Nase und Mund. Der Schrei verkümmerte zu einem verblüfften, halberstickten dumpfen Laut. Sie riss den Mund auf und spürte, wie ein Finger zwischen ihre Zähne glitt. Sie biss so fest zu, wie sie nur konnte. Ein unterdrückter Fluch drang an ihr Ohr, sie bekam einen Schlag auf den Kopf. Bevor sie zusammensacken konnte, wurde sie in die Gasse geschleppt. Es war vollkommen dunkel. Sie wurde in eine Toreinfahrt gezogen. Der Wind pfiff eisig, aber ihr Körper war warm. Die beiden Männer, es mussten Männer sein, pressten sie an die Wand. Sie erkannte den schwachen Schimmer einer Messerklinge.
    «Lass die Finger von Sachen, die dich nichts angehen», sagte der eine. Es war mehr ein Flüstern, keine wirkliche Stimme.
    «Was für Sachen?», fragte sie leise und starrte auf das Messer. Die Klinge zielte auf ihr linkes Auge.
    «Lass David in Frieden. Es reicht jetzt. Hör auf, rumzuschnüffeln.»
    Sie atmete heftig und flach, fühlte Panik aufsteigen, konnte nicht antworten.
    «Hast du verstanden?»
    Lasst mir Luft! Ich kann nicht atmen!
    «Meinst du, sie hat es kapiert?»
    Flüsterte die eine Stimme der anderen zu.
    «Nein, ich glaube, wir müssen noch deutlicher werden.»
    Sie spürte, wie sie ihre linke Hand packten und den Handschuh abzogen. Das Messer verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie bekam endlich etwas mehr Luft.
    «Wenn dich jemand fragt, dann hast du dich beim Kochen geschnitten», flüsterte die Stimme, und die behandschuhte Pranke legte sich wieder über ihren Mund. Im selben Moment zuckte ein entsetzlicher, brennender Schmerz durch ihre Hand und den Arm hinauf und durch den ganzen Brustkorb. Ihr wurde schwarz vor Augen, und die Knie gaben nach.
    «Hör auf, Fragen über David zu stellen. Und wehe, du verlierst auch nur ein Wort über uns. Nächstes Mal schlitzen wir deine Kinder auf.»
    Sie ließen sie los, und Annika sank zu Boden, während warmes Blut aus ihrem zerschnittenen Zeigefinger pulsierte.
    In der Notaufnahme gab sie an, sie habe sich bei der Zubereitung des Abendessens geschnitten.
    Ein gestresster Assistenzarzt nähte sie mit acht Stichen zusammen und riet ihr, künftig vorsichtiger zu sein.
    «Was haben Sie zerteilt?»
    Sie blickte ihn an. Wie jung die Arzte heutzutage waren. Jünger als die Volontäre bei der Zeitung. «Zerteilt?»
    «War es Hähnchen? Oder anderes Fleisch? Es könnten Bakterien in die Wunde gekommen sein.» Sie schloss die Augen. «Zwiebeln», sagte sie.
    «Wenn Sie Pech haben, behalten Sie eine Beeinträchtigung zurück. Einige Sehnen sind verletzt.»
    Er klang gereizt, so als ob sie mit ihrer Unachtsamkeit seine Zeit vergeudete.
    «Entschuldigung», sagte sie.
    «Gehen Sie zur Bereitschaftsschwester in Ihrem Viertel und lassen Sie alle zwei Tage den Verband wechseln. Die Schwester wird darauf achten, dass Sie keine Infektion bekommen, und in ein paar Wochen wird sie Ihnen die Fäden ziehen.»
    «Danke», sagte Annika.
    Sie verlor kein Wort über die pochende Beule an ihrem Hinterkopf, sondern stieg in ein Taxi, das vor dem Eingang stand und auf jemand anderen wartete. Sie bat darum, in die Västerlänggatan 30 gefahren zu werden, und lehnte den Kopf an den Rücksitz, um wegzudämmern.
    «Ist es recht, wenn ich Sie am Käkbrinken rauslasse?», fragte der Taxifahrer, und sie setzte sich mit einem Ruck auf.
    Dann muss ich zu Fuß an der Yxsmedsgränd vorbei.
    «Nein», antwortete sie. «Sie müssen mich bis vor die Haustür bringen.»
    «Das geht nicht.»
    «Das ist mir scheißegal.»
    Er setzte sie oben am Käkbrinken ab. Sie knallte die Wagentür so heftig zu, dass die Scheibe klirrte.
    Sie stand in der Vasterlanggatan, und ihr Herzklopfen dröhnte wie Kirchenglocken in den Ohren. Sie starrte zu dem Torbogen hinüber, an dem die Yxsmedsgränd in die Vasterlanggatan

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