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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Der Kiefernwald wurde zusehends dunkler und dichter. Sie schaltete das Radio an, um etwas Gesellschaft zu haben. Der einzige Sender, den sie hereinbekam, war Pi, wo ein ernster Mann Hochliterarisches über braune Kuverts zum Besten gab, die vor Feuchtigkeit und Schimmel zerfallen waren. Sie machte das Radio wieder aus.
    Ich muss die Stille ertragen. Ich muss lernen, es mit mir selbst auszuhalten.
    Die Landschaft öffnete sich, und nach einigen Kilometern kam sie an ein Stoppschild, wo sie entweder nach links oder nach rechts abbiegen konnte. Sie fischte die Karte aus der Handtasche und verfolgte ihren Weg, hier musste sie nach rechts und dann fast sofort wieder nach links und dann der Straße bis ans Ende folgen.
    Energisch verdrängte sie die Erinnerung an Anders Schymans Reaktion, als er ihr den Zettel zurückgegeben hatte.
    Sie folgte dem kurvenreichen Weg fast zwanzig Minuten, kam an einigen Kahlschlägen vorbei, sah jedoch keine Menschenseele, kein einziges Haus.
    Du hast gern deine Ruhe, Yvonne, was?
    Schließlich erreichte sie einen Wendeplatz, den sie auf dem Satellitenfoto gesehen hatte. Sie hielt an und schnappte nach Luft.
    Ein riesiger Geländewagen parkte vor einem Schlagbaum am hinteren Ende des Wendeplatzes, sie sah, dass er das Kennzeichen TKG 298 trug.
    Das ist ihr Auto, ihr Toyota Landcruiser. Sie ist da! Ich wusste es!
    Annika fuhr neben den Geländewagen und stellte den Motor ab. Mit klopfendem Herz stieg sie aus. Rasch ging sie zu dem Toyota und spähte durch die Fenster. Kein Kindersitz. Keine Spielsachen auf der Rückbank. Kein Bonbonpapier auf dem Fußboden, so weit sie sehen konnte.
    Eine graue Textilplane deckte den Kofferraum ab, sodass der Inhalt darunter verborgen blieb. Sie hatte auch so eine in ihrem SUV gehabt, der verbrannt war.
    Sie sah sich um und versuchte, sich zu orientieren. Yvonne Nordins Hütte musste ein paar hundert Meter in nördlicher Richtung liegen.
    Sie muss meinen Wagen gehört haben. Es hat keinen Zweck, sich anzuschleichen.
    Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu, schulterte ihre Tasche und kroch unter dem Schlagbaum durch.
    Der Wald war dicht und finster, er schloss sich zu beiden Seiten des Steigs bedrohlich eng um sie. Annika versuchte, ihm das Bedrohliche zu nehmen, und blickte sich forschend um. Es waren Nadelbäume und einzelne Bir ken. Das Moos war dick und unberührt wie der Teppichboden in Söfchen Grenborgs Treppenhaus. Die Baumkronen reichten bis in den bleiernen Himmel. Schneeflocken fielen jetzt keine mehr, aber der Geruch nach Schnee lag noch immer in der Luft. In Mulden und hinter Steinen lagen die eisigen Überreste früherer Schneefälle.
    Der gefrorene Boden knackte unter den Boots, obwohl sie versuchte, leise zu gehen.
    Ein Bach plätscherte in der Nähe; sie blinzelte zwischen den Bäumen hindurch, konnte aber kein Wasser entdecken. Sollte sie es wagen, den Steig zu verlassen? Würde sie ihn wiederfinden? Ihr Orientierungssinn war gleich null, ohne Karte war sie aufgeschmissen.
    Sie entschied sich, die Tasche an einen Ast am Wegrand zu hängen, als Richtungsmarkierung. Dann verließ sie den Pfad.
    Falls Alexander hier ist, spielt er am liebsten am Bach. Er hat sicher einen Damm gebaut und lässt seine Boote auf dem Stausee schwimmen.
    Nach einigen Minuten fand sie das schmale Flüsschen. Es plätscherte gemütlich zwischen Steinen und kleinen Eiszapfen dahin, ein unablässiges, harmonisches Gemurmel, das weder von Dämmen noch von Spielzeugbooten gestört wurde.
    Sie schluckte und drängte das Gefühl von Enttäuschung beiseite. Dann ging sie den Bach ein Stück in beide Richtungen entlang, nirgends ein Zeichen menschlicher Aktivität.
    Gott sei Dank fand sie zurück zum Waldweg.
    Kurz darauf sah sie eine rote Fassade zwischen den Stämmen schimmern, sie verlangsamte ihre Schritte und blieb schließlich hinter einer großen Tanne stehen.
    Es war eine alte Waldbauernkate, ein kleines Häuschen mit zwei gemauerten Schornsteinen und Ziegeldach. Aus dem einen Schornstein stieg Rauch, und hinter zwei Fenstern, die von weißen Fensterläden eingerahmt waren, schien Licht. Auf dem Dach saß eine große Satellitenschüssel. Links vom Wohnhaus war ein Nebengebäude, das sie auf dem Satellitenbild für eine Art Scheune gehalten hatte. Jetzt sah sie, dass es eher ein Schuppen war, früher vielleicht einmal ein Hühnerstall oder eine Werkstatt. Ein kleiner Forstwirtschaftsweg verlief rechts vom Haus und verlor sich im Wald. Es war vollkommen still um sie

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