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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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eingebildet, dass es Spuren und Muster gibt, die keiner außer mir sieht. Ich habe mich für besser und schlauer als alle anderen gehalten.»
    «Du hast eine Tendenz, zu denken, dass der Rest der Welt aus Idioten besteht», sagte Anne. «Das ist einer deiner Charakterzüge.»
    Annika seufzte und rollte ihre Pizza zu einer dicken Wurst zusammen, hob dann das eine Ende an und biss ab. Aus dem anderen Ende tropfte das Fett und bildete ein kleines Rinnsal, das langsam auf die Tischdecke floss.
    «Ich weiß», sagte sie mit dem Mund voll Käse und Hefeteig. «Ich habe so viele dumme Sachen gemacht, ich habe mich vor meinem Chef blamiert und vor einer Polizistin namens Nina, aber damit muss ich leben.»
    Ganz zu schweigen von dem, was ich Thomas angetan habe.
    «Schyman kennt doch die meisten deiner schlechten Seiten bereits», sagte Anne.
    Annika seufzte wieder.
    «Jetzt glaubt er, dass ich auch noch langsam verrückt werde, aber das ist nicht so schlimm. Ich bin bloß ignorant und stur, und außerdem muss ich immer recht haben.»
    «Aber jetzt entwickelst du langsam Selbsterkenntnis», sagte Anne. «Das ist der erste Schritt.»
    Annika schluckte den Pizzabissen hinunter.
    «Ich war dir gegenüber ungerecht», sagte sie.
    «Na ja», erwiderte Anne. «Ich hab's überlebt. Ich bin bloß unheimlich froh, dass du bereit bist, in dich zu gehen und dein Leben anzupacken. Vielleicht solltest du mal mit jemandem reden, was meinst du?»
    «Vielleicht», sagte Annika leise.
    «Es ist sicher nicht so gut, wenn wir zum selben Therapeuten gehen, aber ich kann ihn mal fragen, ob er einen Kollegen empfehlen kann.»
    «Mhmm.»
    Es wurde still in der Leitung.
    «Annika?»
    «Ja?»
    «Fahr vorsichtig auf dem Rückweg nach Stockholm, und melde dich, wenn du wieder zu Hause bist. Ich habe Miranda nächste Woche, sie vermisst Ellen und will gerne mit ihr spielen.»
    Wieder füllten Tränen Annikas Augen, diesmal vor Erleichterung.
    «Unbedingt», sagte sie.
    «Gut, also bis dann.»
    Sie blieb noch eine ganze Weile in der Pizzeria sitzen, trank einen Kaffee, der richtig gut war, und spielte ein Lied aus der Jukebox in der Ecke, «Losing my religion» von R.E.M.
    Sie hatte das Gefühl, jetzt leichter atmen zu können, es war richtig gewesen, ihren Stolz über Bord zu werfen.
    Sie zahlte (der Rothaarige war auch Kassierer) und ging hinaus in die diffuse Dämmerung. Die Luft war jetzt klarer und kälter, und es war Wind aufgekommen.
    Sie setzte sich ins Auto und war gerade auf die Straße Richtung Orebro gebogen, als ihr Handy klingelte. Es lag auf dem Beifahrersitz, sie warf einen Blick auf das Display.
    Unterdrückte Nummer. Das war sicher wieder die Zeitung. Sie seufzte und antwortete.
    «Annika? Hier ist Q. Wo sind Sie?»
    Auf einmal war die Angst da, groß und schwarz und erstickend.
    «Unterwegs im Auto. Hat die Branduntersuchung was ergeben?»
    «Julia Lindholm hat Ihren Umschlag mit den Fotos bekommen. Das Gefängnis hat mich angerufen, nachdem sie eine Stunde lang geschrien hatte.»
    Ach du Scheiße.
    Annika bremste und lenkte den Wagen an den Straßenrand.
    «Entschuldigung, also ich hatte wirklich nicht die Absicht…»
    «Es ist wirklich ärgerlich, dass Sie sich in unsere Ermittlungen einmischen.»
    Sie schloss die Augen und spürte, wie ihre Wangen glühten.
    «Es tut mir wahnsinnig leid, falls ich irgendeinen Mist gebaut haben sollte …»
    «Auf der Rückseite eines der Fotos steht, dass die betreffende Frau ein kleines Haus nördlich von Garphyttan besitzt. Sind das Ihre Notizen?»
    «Ah, ja, sie wohnt da. In einer Kate nahe den Lybacka-Gruben. Ich habe vor einer Stunde mit ihr gesprochen.»
    «Sie haben mit ihr
gesprochen?
Großer Gott… Wo zum Teufel sind Sie?»
    Ihre Stimme war nur noch ein Piepsen, als sie antwortete.
    «In Garphyttan. Und es tut mir schrecklich leid, dass ich diese Bilder geschickt habe, das war alles nur ein Missverständnis …»
    «Julia behauptet, dass sie Yvonne Nordin wiedererkennt.
    Sie sagt, dass es Yvonne Nordin war, die sich in der besagten Nacht in der Wohnung aufhielt. Dass sie es war, die Alexander mitgenommen hat.»
    «Ich habe alles durcheinandergebracht», sagte Annika. «Wirklich. Das ist alles falsch, es gibt kein Kind da oben in dem Haus. Yvonne Nordin hat nichts mit der ganzen Sache zu tun.»
    «Darüber will ich mir lieber selbst ein Urteil bilden», sagte Q. «Ich habe gerade eben eine Streife der Polizei Orebro hingeschickt, um sie zur Vernehmung abzuholen.»
    «O nein!», rief

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