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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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Kommissar Q.
    «Woher um Himmels willen wussten Sie, wo ich bin?»
    «Ich habe mit Berit Hamrin gesprochen. Es geht um das Feuer in Ihrem Haus. Die Techniker von der Spurensicherung sind gerade zurückgekommen, sie haben eine vorläufige Brandursache gefunden. Die totale Zerstörung und der explosionsartige Verlauf deuten darauf hin, dass es mehrere Brandherde gab, vermutlich auch auf mehreren Etagen, und das wiederum lässt darauf schließen, dass es vorsätzlich gelegt wurde.»
    «Aber genau das habe ich doch gesagt!», entgegnete Annika hitzig. «Ich habe ihn doch gesehen, ich weiß, dass er das Haus angesteckt hat.»
    «Wer?»
    «Hopkins. Unser Nachbar. Er stand im Gebüsch und hat uns beobachtet, als wir aus dem Fenster gesprungen sind, um uns zu retten.»
    «Ich glaube, da irren Sie sich, und ich finde, Sie sollten sich hüten, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Brandstiftung ist ein schweres Verbrechen, eines der schlimmsten im Strafgesetzbuch. Dafür kann man lebenslänglich ins Gefängnis wandern.»
    «Würde ihm recht geschehen», sagte Annika.
    «Versicherungsbetrug ist auch eine ernste Geschichte», sagte Q. «Derartige Verbrechen untersuchen wir gründlich.»
    Annika schnaubte.
    «Kommen Sie mir nicht damit», sagte sie. «Ich weiß genau, was passiert ist. Haben Sie nichts anderes zu tun, als sich um den Brand meines Hauses zu kümmern? Die Nobel-Morde zum Beispiel? Oder der Mord an David Lindholm? Haben Sie übrigens den Jungen schon gefunden?»
    Am anderen Ende der Leitung war ein Poltern zu hören, jemand war ins Büro des Kommissars gekommen. Annika hörte Stimmen im Hintergrund. Der Hörer wurde zur Seite gelegt, es schrammte und raschelte.
    «Ich melde mich wieder», sagte Q und legte auf, ohne eine Reaktion abzuwarten.
    Sie saß mit dem Hörer in der Hand da und hörte die Gameboy-Geräusche durch den Spalt unter der Tür eindringen.
    Urplötzlich überfiel sie eine verzweifelte Sehnsucht nach Thomas.
    Du hast mir nie eine Chance gelassen. Warum hast du nichts gesagt?
    Sie will, dass wir uns wiedersehen. Ich fahre jetzt zu ihr.
    Und er war über das Parkett gegangen und hatte seine Aktentasche genommen, die Haustür geöffnet und in das trübe Grau hinausgeblickt. Er passierte die Schwelle, und die Tür war hinter ihm zugefallen, ohne dass er sich noch ein einziges Mal umgesehen hatte.
    «Mama», rief Kalle. «Da ist irgendwas mit Mario. Er schlägt den Ball nicht.»
    Sie presste die Handballen gegen die geschlossenen Augen und atmete heftig durch den Mund.
    «Ich komme», rief sie und erhob sich.
    Sie ließ ein wenig Wasser ins Waschbecken laufen und wusch sich ein paar Sekunden lang intensiv die Haut ab.
    Kalle kam ins Bad.
    «Man kann nicht ‹schlagen› drücken», sagte er und hielt ihr den Gameboy hin.
    Sie trocknete sich mit einem Handtuch ab und setzte sich auf den Wannenrand, ließ den Blick über das Gerät wandern und drückte verschiedene Knöpfe, bis sie sah, wo der Fehler lag.
    «Du hast auf ‹Pause› gedrückt», sagte sie dann und zeigte ihm, wie er die Sperre aufheben konnte.
    «Hab ich gar nicht», sagte der Junge beleidigt.
    «Vielleicht nur aus Versehen», sagte Annika, «aber du hast ‹Pause› gedrückt.»
    «Hab ich gar nicht!», schrie ihr Sohn, Tränen stiegen ihm in die Augen, und er riss den Gameboy an sich.
    Für einen Moment wurde es Annika schwarz vor Augen, sie merkte, wie sie die Hand hob, um dem Jungen auf den Mund zu schlagen.
    Sie bremste sich mit letzter Kraft, ließ den Arm sinken und sah den Jungen an, der mit zitternder Unterlippe vor ihr stand.
    O Gott, ich darf nicht durchdrehen. Was mache ich nur, falls ich durchdrehe?
    «Jetzt kann Mario jedenfalls wieder den Schläger schwingen», sagte sie erstickt.
FREITAG, 4. JUNI
    Die Tür zu Kommissar Qs Dienstzimmer war angelehnt. Nina zögerte und fragte sich, ob sie den Klingelknopf neben den drei Lampen an der Wand drücken sollte, die Besetzt, Warten und Eintreten bedeuteten, oder ob sie einfach anklopfen durfte.
    Noch bevor sie sich entscheiden konnte, wurde die Tür mit einem Ruck aufgerissen, und der Kommissar stand vor ihr, mit strubbeligen Haaren und in seinem farbenprächtigen Hemd, das nachlässig in die Jeans gestopft war.
    «Was zum Teufel», sagte er. «Stehen Sie hier und spionieren?»
    Er streckte die Hand aus. «Nina Hoffman, nehme ich an?» Sie sah ihm ins Gesicht.
    «Ja, das ist richtig. Und Sie sind Kommissar Q.»
    «Kommen Sie doch endlich herein. Meine blonde, langbeinige Sekretärin
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