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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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nochmal, was glaubst du eigentlich, was das für ein Gefühl für mich war, rauszufahren und vor einer Ruine zu stehen? Kannst du dir vorstellen, was für ein Schock das war?»
    «Ja, entschuldige …»
    «Wie zum Teufel konnte es auf die Art anfangen zu brennen? Das Haus ist ja vollkommen abgefackelt! Was hast du eigentlich gemacht?»
    «Ich habe gar nichts gemacht, ich …»
    Er räusperte sich vernehmlich.
    «Wie geht's den Kindern?»
    «Gut. Sie spielen. Möchtest du sie sehen?» Er legte das Telefon beiseite und war eine ganze Weile weg.
    «Das passt jetzt nicht so gut», sagte er, als er wieder dran war. «Was sagt die Versicherung?»
    Er will die Kinder nicht sehen! Ellen und Kalle interessieren ihn nicht!
    Die Tränen flössen über und liefen ihr die Wangen hinunter.
    «Ich habe noch keinen Sachbearbeiter», flüsterte sie, «das wird wohl erst nächste Woche was.»
    «Scheiße», fluchte er. «Wie lange dauert es, bis die zahlen?»
    «Ich weiß nicht…»
    «Ich will, dass die ganze Sache so schnell wie möglich aus der Welt ist», sagte Thomas und klang, als sei es ihm ernst damit.
    «Es tut mir so schrecklich leid», sagte Annika.
    «Nicht halb so viel wie mir», erwiderte Thomas und drückte das Gespräch weg.
    Sie legte vorsichtig den Hörer auf die Gabel und ließ die Woge von Selbstmitleid über ihrem Kopf zusammenschlagen. Zog die verrotzte Nase hoch und wischte sich die Wangen mit den Fingern trocken. So stand sie da und sah durch das Fenster hinaus auf Sonnenschein und Kinderglück.
    Warum reicht mir das hier nicht? Warum ist das Leben nie genug?
    Sie ging wieder hinaus auf die Veranda, setzte sich hin und sah den Kindern zu. Wo sollte sie mit ihnen hingehen?
    Sie hatten ihre Kita in Djursholm, aber schon bei dem Gedanken, die beiden dort zu lassen, wurde ihr übel.
    Nie wieder Vororte.
    Auf dem Land war es schön, aber sie fühlte sich in der Stadt am wohlsten.
    Vielleicht sollten sie versuchen, zurück nach Kungsholmen zu kommen. Dort war es ihnen gutgegangen. Wenn sie Glück hatten, waren ihre Plätze im Kindergarten und in der Vorschule noch nicht von anderen Kindern besetzt, die Vergabe der Plätze erfolgte in der Regel immer zu Beginn eines neuen Halbjahres.
    Vielleicht sollte sie anrufen und sich erkundigen?
    Sie griff nach ihrem Handy, drückte den Einschaltknopf. Thords altes Ladegerät hatte es geschafft, zumindest ein bisschen Strom in den Akku zu pumpen. Sie wählte die Nummer der Geschäftsführung und wurde von der Ansage begrüßt, dass der Kindergarten wegen eines Planungstages geschlossen sei.
    Sie kauerte sich zusammen und legte die Arme um die Schienbeine.
    Oder war der Gedanke falsch? War es besser, ganz neu anzufangen? Sich einen neuen Stadtteil auszusuchen, vielleicht eine ganz andere Stadt? Zurück nach Hause, nach Katrineholm?
    Das Handy begann zu piepsen, es hatte Verbindung zum Provider hergestellt, und die Mitteilungen tröpfelten herein.
    Annika starrte auf das Display.
    Es waren nicht sehr viele. Fünf Sprachnachrichten und drei SMS.
    Die Nachrichten auf der Mailbox waren, in dieser Reihenfolge, von Spiken, Schyman, Spiken, Thomas und Thomas. Die SMS kamen alle von Thomas, und der Ton der wenigen Zeilen wurde zunehmend ärgerlicher.
    Spiken wollte sie umgehend in der Redaktion haben, damit sie über David Lindholm schrieb, dann wollte Schyman dasselbe, danach fragte Spiken, ob sie bereit wäre, einen Augenzeugenbericht über den Brand ihres Hauses zu schreiben, und schließlich hatte Thomas dasselbe auf Band gesprochen, was in den SMS stand, und zwar genauso wütend.
    Diese Situation war eigentlich ziemlich symptomatisch für ihr Leben, ging ihr auf. So lief es ab, wenn sie von einer Katastrophe betroffen war, es waren immer dieselben Leute, die sich dann meldeten. Zwei Vorgesetzte, die wollten, dass sie ihre Arbeit tat, und ein wütender Kerl, der fand, dass sie nicht oft genug miteinander schliefen.
    Sie ging wieder ins Haus und rief Schyman an.
    «Was ist los mit Ihnen?», fragte der Chefredakteur. «Leben Sie noch? Wie geht's Ihnen?»
    Sie setzte sich.
    «So weit okay. Berit Hamrin hat mich gestern Abend mitgenommen, ich bin jetzt draußen bei ihr auf dem Land.»
    «Wir haben versucht, Sie anzurufen, sind aber nicht durchgekommen.»
    «Ich weiß, aber jetzt habe ich das Handy wieder in Gang gekriegt. War was Besonderes?»
    «In erster Linie die Sache mit Julia Lindholm, Sie kennen sie doch, oder?»
    «Kennen ist übertrieben, wir sind vor fünf Jahren mal zusammen
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