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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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dem Krankenhaus entlassen? Jetzt schon?»
    «Ich war gestern Abend bei ihr», sagte der Kommissar. «Sie war fit wie ein Turnschuh.»
    «Aber gestern Morgen war sie nicht mal ansprechbar.»
    «Sie war nicht besonders redselig, aber das ist ja nichts Ungewöhnliches. Sie benimmt sich wie die meisten Untersuchungshäftlinge.»
    Der Kommissar schrieb etwas auf einen Zettel und erhob sich.
    «Julia fehlt nichts», sagte er. «Ich glaube, sie würde sich über Ihren Besuch freuen.
    Hier ist meine Telefonnummer. Rufen Sie mich an, wenn Sie sich entschieden haben.»
    Nina nahm den Zettel entgegen und stand ebenfalls auf.
    «Nur eine Frage», sagte sie. «Wieso haben Sie diesen Fall übernommen?»
    «Ich arbeite hier und hatte gerade nichts Besseres vor», erwiderte Q.
    «Wenn Polizeiangehörige verdächtigt werden, eine Straftat begangen zu haben, dann sollte das vom Disziplinarausschuss der Polizeileitung untersucht werden», sagte Nina.
    «Warum wird das in Julias Fall nicht gemacht?»
    Der Kommissar hielt ihr die Tür auf.
    «Julia Lindholm hat ihren Dienst bei der Polizei am 15. Mai gekündigt», sagte er. «Der Chefankläger im Disziplinarausschuss hat verfügt, dass sie juristisch wie eine gewöhnliche Sterbliche zu behandeln ist. Und da dieser Fall ja wohl kaum von ihren alten Kollegen in Söder untersucht werden kann, liegt er bei uns von der Kripo und nicht bei der Landespolizei.»
    Nina starrte den Mann an.
    «Das ist doch nicht möglich.»
    «Ich versichere Ihnen, dass ich die Rivalität zwischen der Landes- und der Kriminalpolizei höchst ernst nehme, aber in diesem Fall bleibt uns nichts anderes übrig.»
    «Sie kann nicht einfach gekündigt haben. Sie hätte vorher mit mir darüber gesprochen.»
    «Da meine Sekretärin heute freihat, ist es jetzt an mir, eine Runde Fingernägel zu feilen. Wenn Sie dann so freundlich wären …»
    Er schob sie aus dem kahlen Raum und ließ sie auf dem Korridor stehen.
    Annika lehnte mit einem Becher Kaffee in der Hand am Türrahmen und sah den Kindern zu, wie sie Berits Hund über den Rasen vor dem großen Haus jagten. Kalle war natürlich schneller, aber Ellen auf ihren kurzen Beinen hielt tapfer mit. Das Mädchen legte ordentlich Schwung in die Schritte, vielleicht würde aus ihr einmal eine gute Sprinterin werden.
    Irgendwann vor langer Zeit war ich einmal eine gute Sprinterin.
    Langstreckenläuferin übrigens auch, ich rannte Sven davon …
    Sie verwarf den Gedanken und schob ihn von sich.
    Die Aussicht von der Veranda vor Berits Gästehaus war wundervoll. Rechts lag das große, zweistöckige Wohnhaus mit Söller und üppigen Schnitzereien. Links reichte der Garten bis hinunter an den See mit der Badestelle, wo im Sommer die Pferde des Nachbarn grasten und äpfelten. Geradeaus, auf der anderen Seite des Gartens, begann der Wald.
    Vielleicht müsste man so wohnen, mit der Natur direkt vor der Haustür.
    Aber sie wusste, dass ihr nach einer Woche die Decke auf den Kopf fallen würde.
    «Mama, ich hab ihn!»
    Kalle warf sich auf Berits gutmütige alte Labradorhündin. Hund und Kind wälzten sich im Gras, Annika konnte schon die hartnäckigen grünen Flecken in seinen neuen Sachen sehen.
    «Langsam!», rief sie. «Und es ist eine Sie, kein Er!»
    Berit kam auf das Gästehaus zu, in der einen Hand ebenfalls einen Kaffeebecher, in der anderen hielt sie Annikas Mobiltelefon.
    «Gut geschlafen?»
    Annika versuchte zu lächeln.
    «Geht so. Hab total merkwürdiges Zeug geträumt.» Berit setzte sich auf die Verandatreppe. «Vom Feuer?»
    «Von …»
    Annika biss sich auf die Zunge. Sie hatte Berit nichts von Thomas' Untreue erzählt.
    Makabre Albträume von Sofia Grenborg verfolgten sie seit Monaten, ließen sie atemlos und schweißgebadet aufwachen.
    «Thords altes Ladegerät hat eine Macke», sagte Berit, «deshalb weiß ich nicht, wie weit dein Akku aufgeladen ist.»
    Sie legte das Handy auf die Veranda. Annika setzte sich neben sie und ließ den Blick über den Garten schweifen, den Kaffeebecher zwischen den Handflächen.
    «Du hast es schön hier», sagte sie.
    Berit blinzelte in das Sonnengeglitzer auf der Wasseroberfläche des Sees.
    «Es war die letzte Chance für mich und Thord», sagte sie und schaute hinunter zum Strand. «Wir haben sie ergriffen, und es hat geklappt.»
    Annika folgte dem Blick der Kollegin hinunter zum Wasser.
    «Wie meinst du das?»
    Berit warf Annika einen raschen Seitenblick zu und lächelte leicht. «Ich hatte eine Affäre», sagte sie. Annika war
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