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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich
Autoren: Liza Marklund
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baff.
Berit? Eine Affäre?
    «Ich war total in einen anderen Mann verknallt», fuhr Berit fort, «aber das war natürlich nur eine Illusion. Ich hatte mich in die Liebe verliebt, es war so herrlich, dieses Kribbeln wieder zu spüren, so himmelhoch jauchzend verliebt zu sein.»
    Sie lachte verlegen.
    «Aber es hielt ja nicht an. Als ich ihn bei Tageslicht sah, war er auch nur ein Mann wie alle anderen. Es gab keinen Grund, alles wegzuwerfen, was Thord und mich verband, nur um mal wieder guten Sex zu haben.»
    Annika starrte in ihren Kaffeebecher und brachte kein Wort heraus.
    Berit? Eine Affäre?! Mal wieder guter Sex? Sie war zweiundfünfzig!
    «Ich weiß, was du denkst», sagte Berit, «und eins kann ich dir sagen: Es war genau das gleiche Gefühl wie damals mit achtzehn. Auf eine Art bin ich froh, dass es passiert ist, aber ich würde es nicht noch einmal tun.»
    Ohne dass Annika wusste, wie es geschah, hatte sie ihren Becher abgestellt, ihre Arme um Berits Hals geschlungen und brach in Tränen aus. Sie weinte stumm, minutenlang

von tonlosem Schluchzen geschüttelt, und spürte die festen Arme ihrer Kollegin um ihre Schultern.
    «Er hat eine andere», flüsterte sie und wischte sich den Schnodder mit dem Handrücken ab. «Ich träume davon, dass ich sie umbringe. Er hat mich verlassen und ist zu ihr gefahren, und dann ist das Haus abgebrannt.»
    Berit seufzte und strich ihr über den Rücken.
    «Und du hast immer noch nicht mit ihm gesprochen?»
    Annika schüttelte den Kopf und wischte sich die Wangen mit dem Jackenärmel ab.
    «Da musst du durch», sagte Berit. «Es gibt keinen Ausweg.»
    Annika nickte. «Ich weiß.»
    «Drinnen auf der Kommode steht ein Telefon. Die Kinder können bei mir bleiben, falls du wegfahren musst.»
    Berit stand auf, klopfte sich ein wenig Sand von der Hose und ging zum Wohnhaus hinauf.
    Annika blickte ihrer Kollegin hinterher, versuchte sie mit anderen Augen zu sehen, den Augen eines Mannes.
    Sie war ziemlich groß und schlank, mit breiten Schultern und kurzgeschnittenem Haar.
    Ihr Pullover war weit und beutelte um die Hüften. In der Redaktion lief sie nie so herum. Da trug sie meistens einen Blazer und dunkle Hosen, manchmal auch teuren, diskreten Schmuck.
    Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass Berit sich zu einem Seitensprung hinreißen ließe, dass ihre grundvernünftige und kluge Arbeitskollegin ein sexuelles Wesen war.
    Die Vorstellung war ihr tatsächlich ein bisschen peinlich, ungefähr so wie die Erkenntnis, dass die eigenen Eltern früher mal miteinander geschlafen hatten.
    Und dann schoss ihr der natürlichste Gedanke von allen durch den Kopf:
Mit wem?
    Mit wem war sie fremdgegangen?
    Jemandem von der Zeitung?
    Es musste ja fast so sein.
    Oder einem Informanten? Berit traf sich oft mit den unterschiedlichsten Tippgebern.
    Sie hatte gesagt, der Hof sei die letzte Chance für sie und Thord gewesen. Wann hatten sie ihn gekauft? Vor ein paar Jahren? Da hatte sie selbst doch auch schon bei der Zeitung gearbeitet! Obwohl, vielleicht war es in der Zeit passiert, als sie in Mutterschutz war, dann brauchte sie sich nicht zu wundern, dass sie nichts gemerkt hatte.
    Hauptsache, es war nicht Spiken!
    Bitte nicht Spiken!
    Irgendwie war die Vorstellung von Berits Seitensprung eigenartig erregend. Annika hätte ihre Kollegin am liebsten zurückgerufen und sie ausgefragt, um mehr zu erfahren.
    Es war möglich, weiterzumachen, es war nicht alles vorbei, nur weil man eine schwere Zeit miteinander hatte.
    Ihr Blick fiel auf das Handy, sie durfte nicht vergessen, ein Ladegerät in der Stadt zu besorgen.
    Die Angst sprang ihr direkt wieder an die Kehle, und sie atmete ein paarmal leicht und flach, um sie im Zaum zu halten.
    Muss durch diese Sache durch. Gibt keinen Ausweg.
    Dann ging sie ins Haus, nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer von Thomas' Handy.
    Es klingelte einmal, sie sah die Kinder dort draußen herumtoben.
    Zweimal, das Glitzern des Wassers stach ihr in die Augen. Dreimal… «Ja, hier Thomas …» Sie schluckte hörbar.
    «Hallo», bekam sie schließlich heraus, und es klang wie ein Piepsen.
    Ihr Herz klopfte so laut, dass sie beinahe nicht hörte, was er sagte. «Wo zum Teufel warst du?»
    Sie zitterte, musste den Hörer mit beiden Händen festhalten.
    «Ich war … Das Haus ist abgebrannt.» «Ach nein, du findest es an der Zeit, mir das zu erzählen, jetzt schon?» «Gestern Morgen war …»
    «Warum hast du nicht angerufen? Warum hast du nichts gesagt? Verdammt
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