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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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wirtschaftsbezogenem Ansatz?»
    «Genau. Wir verlängern Ihren Projektvertrag, bis das Gutachten abgeschlossen ist, und das kann ein paar Jahre dauern.»
    Thomas spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Ein paar Jahre! Seine erste Reaktion war völlig falsch gewesen, das war ja hervorragend! Das bedeutete, dass er unter die Regelungen des Kündigungsschutzgesetzes fiel, er würde eine Anwartschaft auf einen festen Posten erwerben und im Ministerium bleiben. Ministerialbeamter! Er würde es wirklich werden, endlich!
    Jetzt galt es nur, den Verstand zu behalten.
    «Abschaffung der lebenslänglichen Haftstrafe», sagte er. «Wieso sollte das teuer werden? Würde das nicht sogar billiger kommen?»
    Cramne sah etwas irritiert aus.
    «Jegliche Veränderung zieht kostenmäßige Konsequenzen nach sich. Derzeit sitzt ein Lebenslänglicher im Schnitt dreizehn, vierzehn Jahre. Die kommen doch nach zwei Dritteln verbüßter Strafe raus, sind Sie sich dessen nicht bewusst? Lässt man die lebenslängliche Strafe entfallen, muss ein neues Strafmaß her, und das dürfte dann fünfundzwanzig Jahre betragen.»
    «Aha?», sagte Thomas.
    «Das bedeutet natürlich eine ungeheure Umstellung für den Strafvollzug. Aber über diese ganzen Sachen können wir uns später ausführlich unterhalten. Zunächst müssen wir untersuchen, welche Strafen heute faktisch verhängt werden, wie sich ihre Anwendung im Laufe der Zeit verändert hat und inwieweit der Strafmaßkatalog überhaupt ausgeschöpft wird.»
    Er beugte sich vor und senkte die Stimme.
    «Bisher hat doch diese Regierung keine Strafen erhöht, abgesehen von einer Korrektur des Strafmaßes für Sexualverbrechen, also ich persönlich finde jedenfalls, es ist höchste Zeit, dass sich da mal was tut.»
    Er lehnte sich wieder zurück, die Stuhllehne knallte an die Wand. Thomas schlug die Beine übereinander und rieb an einem nicht vorhandenen Fleck herum, um nicht den Kopf heben und seine brennenden Wangen zeigen zu müssen.
    «Es geht also darum, Kostenvoranschläge für künftige Gesetzesänderungen zu erarbeiten?», fragte er. «Und ansonsten einfach weiterzumachen wie bisher?»
    «Sie sitzen in Ihrem alten Büro und arbeiten genauso weiter wie bisher. Ich habe die ganze Sache schon mit Staatssekretär Halenius besprochen, und der hat grünes Licht gegeben. Also willkommen im Team!»
    Per Cramne reichte ihm wieder die Pranke, und Thomas ergriff sie mit einem Grinsen.
    «Thanks, boss»,
sagte er.
    «Was die Sache mit den Zahlen angeht», sagte Cramne und senkte die Stimme, als er sich vorbeugte, «kann man das doch so oder so drehen.»
    Der Abteilungsleiter stand auf und deutete auf die Tür. Thomas erhob sich steif und merkte, dass er etwas wacklig auf den Beinen war.
    «Wann fange ich an?», fragte er.
    Cramne zog die Augenbrauen hoch.
    «Wissen Sie was?», sagte er. «Wieso bleiben Sie nicht gleich hier? Machen Sie den Jungs vom Rat für Verbrechensprävention Feuer unterm Arsch und lassen Sie sich von denen eine Strafmaßanalyse geben, dann hätten wir doch schon mal einen Anfang.»
    Thomas ging zu seinem alten Büro, ohne den Erdboden richtig zu berühren. Das Zimmer lag bloß im dritten Stock, weit unter den Gefilden der Mächtigen in der fünften und sechsten Etage, es war eng und dunkel und ging auf die Fredsgatan hinaus, aber es lag immerhin im Regierungsgebäude.
    Stumm blieb er auf der Schwelle stehen und betrachtete das Mobiliar, dann holte er tief Luft und schloss die Augen.
    Er hatte gevögelt, dass ihm die Lenden schmerzten, er wohnte in einem todschicken Loft auf Östermalm und arbeitete für die Regierung.
    Hol mich der Teufel, aber viel besser kann es kaum werden,
dachte er, betrat sein Zimmer und hängte sein Jackett über den Stuhlrücken.
    Eine Vollbremsung warf Annika so heftig nach vorn, dass sie mit dem Gesicht gegen die Rückenlehne vor ihr schlug. Ver wirrt rieb sie sich die Nasenwurzel und blickte aus dem Fenster. Der Bus hielt vot einer roten Ampel am Ostbahnhof.
    Sie stieg aus, ging zur U-Bahn-Station an der Technischen Hochschule und sah auf die Uhr. Wenn alles glattlief, würde sie es noch zur Bank schaffen, bevor sie Nina Hoffman traf.
    An der Station Slussen stieg sie aus und ging die Götgatan hinunter, bis sie eine Filiale ihrer Bank fand.
    Sie musste zwanzig Minuten vor dem Kassenschalter warten.
    «Ich habe da ein kleines Problem», sagte Annika und legte der Kassiererin ihren ausgefüllten Auszahlungsschein vor. «Mein Haus ist abgebrannt. Ich

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