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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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müssen. Es wäre lästig, wenn sich das jetzt geändert haben sollte, wo er doch gerade an einem Gutachten für die Regierung mitgewirkt hatte.
    Nun ja, immerhin hatte sich gestern Per Cramne, sein Abteilungsleiter im Justizministerium, bei ihm gemeldet und ihn gebeten, heute vorbeizuschauen, und Thomas hatte sich sehr bemüht, nicht allzu bereitwillig zu erschei nen. Deshalb hatte er vorgegeben, am Vormittag ein wichtiges Treffen zu haben, und das hatte er ja auch: mit Sofia.
    Mit ein bisschen Glück funktionierte sein Zugangscode noch, dann bliebe ihm zumindest die Erniedrigung erspart, sich in die gewöhnliche Besucherschlange einzureihen. Er hielt den Atem an und tippte die Ziffern ein; der Sperrmechanismus surrte, und eine grüne Lampe leuchtete auf.
    Erleichtert zog er die weiße Stahltür auf und betrat das Zentrum der Macht. Er spürte die Blicke der Besucher im Nacken.
    Wer ist das? Was arbeitet der? Das muss ein wichtiger Mann sein!
    Er stellte sich natürlich vor dem rechten Fahrstuhl auf, denn der linke war ein Lastenaufzug, der auf jedem halben Stockwerk hielt (am linken Aufzug zu warten war ein echter Anfängerfehler).
    Er stieg in der vierten Etage aus und ging geradewegs zum Zimmer des Abteilungsleiters.
    «Wie schön, dass Sie kommen konnten», sagte Cramne und schüttelte ihm die Hand, als hätten sie sich seit Monaten nicht gesehen. Dabei war er erst am Montag zum Essen bei ihnen zu Hause in Djursholm gewesen.
    «Schlimme Geschichte, das mit Ihrem Haus», sagte sein Chef und deutete auf einen Besucherstuhl. «Was macht ihr jetzt, baut ihr es wieder auf?»
    Immer mit der Ruhe, dachte Thomas, ganz ruhig atmen und abwarten, was der Alte zu sagen hat.
    «Ja, ich denke schon», sagte er und nahm Platz, lehnte sich zurück und ließ die Beine leicht geöffnet; es schien ihm ein passender Ausdruck von Entspanntheit zu sein.
    «Nun, also die Abhörsache läuft wie geschmiert», sagte Per Cramne. «Alle sind höchst angetan von Ihren Ausarbei tungen zu dem Thema, ich wollte doch gerne, dass Sie das wissen.»
    Thomas schluckte und hob die Handflächen, um die Lobeshymne zu stoppen.
    «Es war ja eigentlich nur eine Weiterführung meiner Arbeiten für den Kommunalverband …»
    Cramne blätterte in ein paar Unterlagen, die sich in einem Hängeregister rechts von seinem Schreibtisch befanden.
    «Worum es jetzt geht, ist Folgendes», sagte er. «Die Regierung wird eine parlamentarische Untersuchung beauftragen, alle Strafmaße zu überprüfen und vorzuschlagen, welche Änderungen diesbezüglich angeraten scheinen.»
    «Eine echte Untersuchung?», hakte Thomas nach. «Oder eine Beerdigung?»
    Das Verzwickte an solchen Untersuchungen war nämlich, dass sie in Auftrag gegeben wurden, um etwas zu erreichen, und gleichzeitig, um etwas zu verhindern. Die Methode war genau dieselbe, mit der man eine Frage verwarf, um sie auf die Art zu beantworten.
    Der Abteilungsleiter schloss die Schublade und begann auf der anderen Seite zu suchen.
    «Haben Sie die interne Ankündigung nicht gelesen? Ich dachte, sie wäre gekommen, als Sie noch hier waren.»
    Thomas bekämpfte den Impuls, Arme und Beine zu überkreuzen – ein solider Burgwall.
    «Nein», erwiderte er und behielt seine lässige Haltung bei. «Wie sind die Voraussetzungen?»
    Cramne knallte eine Schublade zu und blickte auf.
    «Die Direktive ist absolut eindeutig», sagte er. «Die sich eventuell daraus ergebenden Reformen dürfen
auf keinen Fall
die Kosten für den Justizvollzug erhöhen. Wir brauchen einen Ökonomen in der Gruppe, um die wirtschaftlichen Konsequenzen der Vorschläge durchzurechnen, und das wiederum wird eine gehörige Portion politisches Fingerspitzengefühl erfordern.
    Einer unserer Aufträge ist die Abschaffung der lebenslänglichen Freiheitsstrafe, und gewisse Lästermäuler schreien jetzt schon, dass uns das zu teuer kommt. Ich allerdings bin felsenfest davon überzeugt, dass die sich irren.»
    Er lächelte und lehnte sich schwer in seinem Stuhl zurück, sodass die Rückenlehne an die Wand schlug.
    «Und das ist der Punkt, wo Sie ins Bild kommen», sagte er.
    «Als Ökonom?», fragte Thomas, und das Herz rutschte ihm in die Hose.
    Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte auf etwas anderes gehofft, auf einen Posten im Ministerium spekuliert. Als Ökonom im Justizdepartement war man nichts Besonderes, gerade mal eine Stufe über dem Hausmeister.
    «Wir brauchen einen Sachverständigen für die Untersuchung», sagte Cramne und nickte.
    «Mit

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