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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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habe keinen Ausweis und keine Bankkarte, weil ich aus dem brennenden Haus nichts retten konnte.
    Deshalb muss ich mein Geld auf diese Art abheben. Ich hoffe, Sie haben Verständnis.»
    Die Kassiererin sah sie mit einem völlig neutralen Blick aus ihren dickbebrillten Augen an.
    «Sie werden verstehen, dass ich kein Geld an eine Person auszahlen darf, die sich nicht ausweisen kann.»
    Annika nickte.
    «Natürlich», sagte sie. «Das verstehe ich schon. Aber ich besitze keine Identitätsnachweise, weil alles verbrannt ist, und ich habe auch kein Geld, deshalb muss ich jetzt etwas abheben.»
    Die Frau an der Kasse machte nun ein Gesicht, als ginge von Annika ein strenger Geruch aus. «Das kommt nicht in Frage», sagte sie. Annika schluckte.
    «Ich kann meine Kontonummer auswendig», sagte sie, «und ich weiß ganz genau, wie viel ich auf dem Konto habe. Ich habe auch meine Daten fürs Telefonbanking im Kopf, mit Geheimzahl und allem.»
    Sie hielt ihr Handy hoch und lächelte, um ihre Bereitschaft zu zeigen.
    «Tut mir leid», sagte die Kassiererin. «Ich kann nichts für Sie tun.»
    Die Wut kochte jäh und weiß glühend in Annika hoch.
    «Hören Sie mal», sagte sie und beugte sich zu der Bankzicke vor. «Wessen Geld ist das hier, Ihres oder meins?»
    Die Kassiererin zog die Augenbrauen hoch und drückte die nächste Wartenummer. Ein Mann trat an den Schalter und stellte sich aufreizend dicht neben Annika.
    «Ich habe fast drei Millionen auf verschiedenen Konten Ihrer bescheuerten Bank», sagte Annika jetzt übertrieben laut. «Ich werde auf der Stelle alle meine Konten räumen und kündigen!»
    Die Frau am Kassenschalter musterte sie sehr von oben herab.
    «Um ein Konto aufzulösen, müssen Sie sich ausweisen können», sagte sie schnippisch und wandte sich dem Mann zu, der sich ärgerlich an Annika vorbeidrängte.
    «Das ist mein Geld!», schrie sie.
    Sie drehte sich um und stürzte auf die Tür zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie die anderen Bankkunden sie teils ängstlich, teils angewidert anstarrten.
    Den Tränen nahe, riss sie die Tür auf und rannte die Folkungagatan hinunter Richtung Danvikstull.
    Ich muss mich beruhigen, sonst denken die Leute noch, ich hätte die Bank überfallen.
    Sie verlangsamte ihren Schritt und zwang sich, in normalem Tempo zu gehen.
    Fünf Minuten später erreichte sie die Pizzeria Grodan.
    Es dauerte einen Moment, bis sie Nina Hoffman erkannte. Die Polizistin saß in einer Ecke ganz hinten im Lokal und war in die Speisekarte versunken. Ohne Uni form sah sie aus wie eine normale junge Frau aus Södermalm, mit ihren Jeans und dem Pullover und dem langen, offenen hellbraunen Haar.
    «Hallo», sagte Annika atemlos und streckte die Hand zum Gruß aus. «Tut mir leid, ich bin ein bisschen spät dran, ich habe versucht, Geld abzuheben, aber ich habe keinen Ausweis …»
    Sie merkte, dass ihr schon wieder die Tränen in die Augen stiegen, wenn auch diesmal vor Wut, und sie atmete tief durch.
    «Entschuldigung, bitte entschuldigen Sie vielmals. Ich freue mich wirklich sehr, dass Sie so kurzfristig bereit waren, sich mit mir zu treffen», sagte Annika und setzte sich.
    «Wissen Sie, mein Haus ist abgebrannt, und ich habe nichts retten können.»
    In den Augen der Polizistin blitzte es auf.
    «In Djursholm etwa? War das Ihr Haus?»
    Annika nickte.
    Nina Hoffman betrachtete sie einen Moment forschend und sah dann wieder auf die Karte. «Mögen Sie Pizza?» «Sehr.»
    Sie bestellten Mineralwasser und jede eine Calzone.
    «Ist schon eine Weile her, seit wir uns zuletzt gesehen haben», sagte Annika, nachdem die Kellnerin mit ihrer Bestellung in die Küche verschwunden war.
    Nina Hoffman nickte.
    «Unten auf der Wache», sagte sie. «Bevor Ihr Artikel erschien. Sie hatten Ihren Text dabei, den ich durchsehen sollte.»
    «Das war am selben Tag, als dieser sogenannte Finanzmann festgenommen wurde», sagte Annika. «Filip Andersson. Ich weiß noch, wie erleichtert alle waren, dass diese furchtbaren Axtmorde so schnell aufgeklärt werden konnten.»
    «Ja. Ich habe selten erlebt, dass alle Kollegen einem einzelnen Verbrecher so viel Verachtung entgegenbringen», sagte Nina.
    «Reich, feige und sadistisch», ergänzte Annika. «Nicht gerade eine Kombination, die einen auf der Beliebtheitsskala ganz nach oben bringt. Er sitzt in Kumla, oder?»
    Nina Hoffman hob das Kinn.
    «Was wollen Sie eigentlich von mir wissen?»
    Annika wurde ernst.
    «Ich weiß nicht, wie gut Sie sich daran erinnern, aber Julia

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