Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Faden, das Lächeln fiel ihm aus dem Gesicht.
    «Ah, nein», sagte er. «Ihre Versicherungspolice deckt den Wiederaufbau und die Einrichtung, aber falls Sie sich entscheiden, das Haus nicht im ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, gibt es andere Alternativen …»
    «Langsam, langsam», sagte Thomas und beugte sich zu dem Sachbearbeiter vor.
    «Können wir das bitte der Reihe nach machen? Also, wie sieht der reguläre Ablauf in einem Fall wie unserem aus?»
    Er warf Annika einen ärgerlichen Seitenblick zu.
    Zachrisson blätterte in seinen Unterlagen und rückte seine Brille zurecht.
    «Am üblichsten ist es, das Haus wieder so aufzubauen, wie es war. Man besorgt sich die Baupläne, beantragt eine Baugenehmigung und holt Angebote für die Bauausführung ein. Diese Dinge werden normalerweise so schnell wie möglich erledigt, meistens sofort.»
    «Und wenn wir das nicht wollen?», fragte Annika und vermied es, Thomas anzusehen.
    «Hm», machte der Sachbearbeiter.
    «In dem Fall erfolgt eine Schätzung des Wertes, den das Haus vor dem Feuer hatte, sowie eine Schätzung der gesamten Liegenschaft im momentanen Zustand, also mit Brandruine. Man kann es ja trotz allem verkaufen, das Grundstück hat schließlich auch einen Wert. Die Differenz bekommt der Versicherungsnehmer ausbezahlt. Außerdem erhält er eine Entschädigung für das Inventar, also Möbel, Kleidung, Fernseher, DVDs und so weiter.»
    «Ich finde, das ist eine denkbare Alternative», sagte Annika.
    «Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit einverstanden bin», sagte Thomas, dessen Gesicht sich zunehmend verfinsterte. «Selbst wenn wir nicht dort wohnen wollen, erzielt man doch einen wesentlich höheren Preis, wenn man ein neuerrichtetes Haus verkauft, als eine rauchende Ruine …»
    Zachrisson hob die Hände, um die Wogen zu glätten. Er wirkte etwas angestrengt.
    «In Ihrem Fall gibt es ein Problem», sagte er, «das wir berücksichtigen müssen, bevor wir an eine Diskussion über irgendwelche Barauszahlungen denken können. Keine Versicherungsgesellschaft reguliert einen Schaden, wenn man verdächtigt wird, sein eigenes Haus angezündet zu haben.»
    Die Stille, die jetzt eintrat, war körperlich zu spüren. Plötzlich hörte Annika das Summen der Klimaanlage und den Verkehrslärm tief unten auf der Götgatan. Sie blickte rasch zu Thomas und sah, dass er mitten in einer Bewegung erstarrte, vornübergebeugt und mit halb offenem Mund. Der Sachbearbeiter sperrte den Mund ebenfalls auf, voller Erstaunen darüber, dass er diese Worte tatsächlich ausgesprochen hatte.
    «Wie bitte?», fragte Thomas. «Was haben Sie gesagt?»
    Zachrisson lockerte seinen Schlipsknoten, auf seine Stirn traten plötzlich feine Schweißperlen.
    «Soweit uns bekannt ist, läuft in Ihrem Fall zurzeit eine polizeiliche Ermittlung. Es besteht der Verdacht, dass es sich um vorsätzliche Brandstiftung handelt.»
    «Es handelt sich definitiv um vorsätzliche Brandstiftung», erwiderte Annika. «Aber von uns hat keiner das Haus angesteckt.»
    Der Schadenssachbearbeiter lehnte sich nach hinten, als fürchtete er, sie habe eine ansteckende Krankheit.
    «Wir können keinerlei Zahlung leisten, bevor die polizeilichen Untersuchungen zur Brandursache nicht abgeschlossen sind», sagte er. «Und selbst dann behalten wir uns vor, die Entschädigungssumme vorerst zu sperren. Wir stellen nämlich auch eigene Untersuchungen an …»
    Annika sah den bebrillten Mann hinter dem schicken Schreibtisch an und hatte dasselbe Gefühl wie bei der Bankangestellten vor ein paar Tagen.
    «Das ist doch absurd!», sagte sie und hörte, dass ihre Stimme höchst unpassend klang, viel zu laut und zu schrill und zu emotional. «Jemand hat versucht, uns umzubringen, und jetzt kommen Sie und unterstellen uns, wir hätten das Haus selbst angezündet.
    Wir selbst! Wir sollen versucht haben, unsere eigenen Kinder zu ermorden?!»
    «Wir müssen Rücksicht nehmen», sagte Zachrisson. «Wir können nicht einfach hergehen und Gelder an Brandstifter auszahlen.»
    Annika stand so hastig auf, dass ihr Stuhl beinahe umgekippt wäre.
    «Rücksicht?»,
rief sie. «Auf wen denn? Die Aktionäre? Was ist mit uns, die wir seit Jahren Ihre verdammte Aussicht von hier oben bezahlen, wer nimmt denn Rücksicht auf uns? Und Sie nennen
uns
Brandstifter?»
    Thomas stand ebenfalls auf und packte sie hart am Oberarm.
    «Ich entschuldige mich für meine … Frau», sagte er verbissen und zog sie mit sich aus dem Zimmer.
    «Aua!», fauchte Annika

Weitere Kostenlose Bücher