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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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von allen. Die Mütter dieser Welt bekommen nie ihre gerechte Anerkennung.»
    Er nickte nachdenklich.
    «Ich war nur ein kleiner Fisch, der sich durch das Verticken von Stoff an andere kleine Fische ernährte. Ich habe vielen jungen Menschen zur Drogensucht verholfen, aber meine Einnahmen reichten trotzdem nicht, um meine eigene Sucht zu finanzieren. Also fing ich an, ein bisschen was abzuzweigen und den Stoff mit Traubenzucker zu strecken, aber sie sind mir auf die Schliche gekommen und haben mir einen Denkzettel verpasst, den ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.»
    Er drehte den Kopf zur Seite und zeigte auf ein Hörgerät im linken Ohr.
    «Ich sehe doppelt», sagte er. «Meine Augen kommen mit der Lichtbrechung nicht mehr zurecht. Ich habe eine Spezialbrille, aber davon wird mir schwindelig.»
    Lieber Himmel, warum habe ich sie nur mitgenommen? Was bin ich für ein erbärmlicher Mensch! Wenn Thomas das rauskriegt, nimmt er mir die Kinder weg.
    Sie schluckte.
    «Warum hat er das getan? "Warum hat David Lindholm Sie derartig misshandelt?»
    Timmo Koivistos Blick war ruhig und gelassen.
    «Sie wollten mir zeigen, dass ich ihnen nicht entkomme. Sie würden mich überall finden. Und wenn sogar die Poli zei in ihren Diensten stand, gab es sowieso keinen Ort, an dem ich mich hätte verkriechen können.»
    «Und wer sind ‹sie›?», fragte Annika. «Die Drogenmafia?»
    «So könnte man sie vielleicht nennen.» «Mama», sagte Kalle. «Ich muss mal.» Timmo Koivisto erhob sich rasch. «Ich kann ihm zeigen, wo …» Annika sprang auf.
    «Nein!», sagte sie. «Das … ist nicht nötig. Ich bringe ihn zur Toilette.»
    Sie gingen aus dem Büro, mit Ellen im Schlepptau, und liefen schnell ein paar Meter den Gang hinunter.
    «Könnt ihr hier warten, bis ich mit dem Mann fertig geredet habe?», flüsterte Annika, als sie die kleine Toilette betraten.
    «Aber ich will bei dir bleiben, Mama», sagte Ellen.
    «Ich bin gleich wieder da», sagte sie, schloss die Tür und ging rasch zurück ins Büro.
    «Sie sagen also, dass David Lindholm für ein Rauschgiftsyndikat gearbeitet hat?
    Wieso?»
    Sie sank auf den Besucherstuhl.
    «Das weiß ich nicht, aber ich war nicht der Einzige, den er zusammengeschlagen hat.»
    «Tony Berglund», sagte Annika. Timmo Koivisto nickte.
    «Unter anderem. Es gab noch andere, die ihn nie angezeigt haben. Mit Tony habe ich mich getroffen, es ging ihm nicht gut. Als ich ihn das letzte Mal sah, war er auf der Straße gelandet und verkaufte am Medborgarplatsen eine von diesen Obdachlosenzeitungen.»
    «Und der Grund, warum Lindholm Tony zusammengeschlagen hat?»
    «Derselbe wie bei mir.»
    «Und trotzdem sind Sie ihm dankbar», sagte Annika. «Sie behaupten, er habe Ihnen das Leben gerettet.» Timmo Koivisto lächelte.
    «Es stimmt ja auch. Ich wachte im Krankenhaus auf und befand mich im Tal des Todes. David Lindholm hatte mir den einzigen Weg nach draußen aufgezeigt, und ich habe ihn gewählt.»
    «Warum haben Sie Ihre Aussage vor Gericht widerrufen?» «Können Sie sich das nicht denken?» Annika hörte Kalle draußen auf dem Gang weinen. Sie stand auf.
    «Es tut mir schrecklich leid», sagte sie, «aber ich denke, ich muss jetzt fahren.»
    Ich habe ein schlechtes Gewissen, ein richtig schlechtes Gewissen.
    Der Mann stand ebenfalls auf.
    «Aber eins muss ich doch zugeben.»
    «Und das wäre?», fragte Annika, schon in der Türöffnung.
    «Ich bin sehr froh, dass er tot ist.»
    Sturm und Regen hatten den Waldweg vor ihr in einen matschigen Graben verwandelt.
    Nina hielt an und starrte in die Finsternis.
    Pelle Sisulus Auto war ein zweisitziges Cabrio mit einer Bodenhöhe von ungefähr fünf Zentimetern. Falls sie auf einen Stein im Matsch auffuhr, würde sie den ganzen Unterboden aufreißen.
    Sie zögerte. Wie weit mochte es noch sein? Ein paar hundert Meter? Einen Kilometer?

Es hatte fast aufgehört zu regnen, und der Wind war abgeflaut. Sollte sie den Wagen hier stehenlassen und zu Fuß gehen?
    Sie sah zum Himmel hinauf, bleigrau war das passende Wort.
    Das Sagkärret-Moor musste eigentlich genau vor ihr liegen. Sie war die Schnellstraße bis Äkersstyckebruk gefahren, dann über Berga hinüber zum Riksvei 55, weiter bis zur Abzweigung Sköldinge, und war anschließend dem Stöttastenvägen bis zur Abfahrt Nytorp gefolgt.
    Dann die erste Straße links, und da war sie nun.
    Sie legte den ersten Gang ein und trat vorsichtig aufs Gas. Die Räder drehten in dem aufgeweichten Boden kurz durch,

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