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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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wimmernde Laute aus, während sie versuchte, sich loszureißen. Die Wärter zwangen sie zurück auf ihren Stuhl, sie neigte sich bedenklich zur einen Seite.
    Du hättest ihn anzeigen sollen. Du hättest auf mich hören sollen. Ich hätte dir beigestanden. Sie hätten dir glauben müssen.
    Wenn er mich nur geschlagen hätte – wenigstens ein paar ordentliche Veilchen, gerne auch ein paar gebrochene Rippen.
    Was er dir angetan hat, ist schlimmer. Das ist ein ganz anderes Verbrechen. Er darf dich nicht so in der Wohnung einschließen. Er darf dich nicht nackt ins Treppenhaus sperren. Das ist Freiheitsberaubung, das ist Nötigung…
    Plötzlich kippte Julia vom Stuhl.
    Sie fiel polternd auf den Fußboden und blieb in Embryostellung auf der Seite liegen.
    Nina sprang auf.
    Einer der Wärter packte Julias Arm, um sie hochzuziehen, aber sie reagierte nicht. Sein Kollege kam und ergriff ihren anderen Arm, er hob drohend den Schlagstock.
    Steh auf Julia, komm hoch!
    Es war mucksmäuschenstill, die Anwesenden im Saal waren auf ihren Plätzen erstarrt.
    Das Einzige, was sich jetzt bewegte, waren Julias Beine und Füße, sie zuckten spastisch und unkontrolliert, und auf einmal ließen die Wärter ihre Arme los und richteten sich auf, traten jeder zwei Schritte zurück.
    Julia blieb auf dem Fußboden liegen, den Kopf zurückgeworfen, ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Nina keuchte auf.
    O mein Gott, was machen sie mit dir?
    «Sanitäter in den Sicherheitssaal», sagte der Vorsitzende in ein Mikrofon.
    Er klang bestürzt.
    Nina machte unwillkürlich einen Schritt auf die am Boden liegende Frau zu, aber Q packte sie am Handgelenk.
    «Setzen Sie sich hin», zischte er. Der Richter erhob die Stimme.
    «Bitte dringend ein Arzt oder Sanitäter in den Sicherheitssaal …»
    Nina saß vollkommen gelähmt auf ihrem Platz und sah, wie ein Sanitäter mit einer Tasche in der Hand herbeigelaufen kam. Er beugte sich über Julias zuckenden Körper und sprach in ein rauschendes Funkgerät.
    «Wir haben einen tonisch-klonischen Anfall», sagte er und hielt das Sprechgerät dicht vor den Mund, während er mit der anderen Hand Julia abtastete. «Ich wiederhole, wir haben einen primären generalisierten tonisch-klonischen Anfall. Ich brauche sofort Assistenz und einen Notarztwagen, ich wiederhole,
sofort
    «Bringen Sie sie durch eine Seitentür nach draußen», sagte der Vorsitzende, der hinter seinem Richtertisch aufgestanden war und erschrocken auf die Szene starrte. «Beeilen Sie sich!»
    Zwei weitere Sanitäter erschienen mit einer provisori schen Trage. Sie hoben Julia darauf, und Nina sah, dass sie stocksteif war, ihr Körper erstarrt in einer unnatürlichen Haltung, ein Arm und ein Bein weit von sich gestreckt.
    Als sie auf die Trage gelegt wurde, schien der Krampf nachzulassen und der Körper sich zu entspannen, aber Nina war nicht sicher, ob ihr Eindruck sie getäuscht hatte, denn die Sanitäter liefen mit der Trage durch die Tür des Reserveausgangs hinaus.
    Es war absolut still im Saal, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war. Die Gefängniswärter standen ratlos da und starrten auf den Ausgang, durch den Julia hinausgetragen worden war. Staatsanwältin Angela Nilsson saß auf ihrer Stuhlkante und starrte misstrauisch auf die Stelle, wo Julia gelegen hatte. Verteidiger Mats Lennström war aufgestanden und hatte sich so weit rückwärtsbewegt, dass er nun mit dem Rücken an der Wand stand.
    Der Vorsitzende setzte sich und schlug mit seinem Hammer auf den Tisch.
    «Nun», sagte er, und seine Stimme schwankte leicht, «dann sollten wir vielleicht diese Verhandlung zu Ende bringen … Frau Staatsanwältin?»
    Angela Nilsson schüttelte nur den Kopf.
    «Herr Verteidiger?»
    Mats Lennström beeilte sich, seinen Platz wieder einzunehmen.
    «Ja», sagte er und strich sich übers Haar. «Abschließend möchte ich nur unterstreichen, dass meine Mandantin in keiner Weise zugegeben hat, was die Anklage ihr zur Last legt. Falls jedoch die Entscheidung zugunsten des Antrags der Staatsanwaltschaft fallen sollte, fordere ich das Gericht auf, zugleich eine Untersuchung meiner Mandantin nach Paragraf sieben anzuordnen. Über eine sofortige Behandlung hinaus ist es dringend erforderlich, ihre psychische Verfassung zum Zeitpunkt des Verbrechens feststellen zu lassen.»
    «Ich unterbreche hiermit die Verhandlung für eine kurze Pause», sagte der Richter, ließ den Hammer auf den Tisch krachen und erhob sich. Er verschwand eilig hinaus in sein

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